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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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„Ich ... ich rufe meine Eltern an.”
    „Die sind
mindestens tausend Meilen weit weg.”
    Sie war so
besorgt und erschöpft, dass sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte und
ihr schon wieder die Tränen kamen. Erschüttert über ihren Mangel an
Selbstbeherrschung schlug sie die Hand vor die Augen und seufzte frustriert.
„Du hast viel zu viel zu tun. Dein Weingut ...”
    „Meine
Arbeiter kommen auch ohne mich zurecht.”
    „Was ist
mit deinem Bruder und mit Holly?”
    „Denen wird
das nichts ausmachen. Das Haus ist groß.”
    Als sie
sich allmählich über ihre Lage klar wurde, begriff Lucy, dass Sam ihr beim
Baden, Essen, Anziehen helfen würde. Lauter intime Hilfeleistungen, die ihr
selbst von einem sehr guten langjährigen Bekannten immer noch peinlich wären.
Und er wirkte über die Situation kein bisschen glücklicher als sie selbst.
    „Es muss
eine andere Lösung geben”, beharrte Lucy und grübelte verzweifelt. Sie
atmete wieder und wieder tief durch. Irgendwie hatte sie plötzlich
Beklemmungen, das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
    „Verdammt,
fang nicht an zu hyperventilieren.” Sam legte seine Hand auf ihre Brust
und rieb sie in langsam kreisenden Bewegungen. Die Vertraulichkeit dieser Geste
ließ sie aufkeuchen.
    „Ich habe
dir nicht erlaubt ...”, begann sie unsicher.
    „In den
nächsten paar Tagen”, fiel Sam ihr ins Wort, die Lider gesenkt, damit sie
den Ausdruck seiner Augen nicht sah, „wirst du dich daran gewöhnen müssen,
meine Hände an deinem Körper zu haben.” Er machte einfach weiter, und
Lucy gab sich geschlagen. Ein hilfloses Schluchzen entrang sich ihrer Kehle,
und sie schloss peinlich berührt die Augen. „Du wirst mir erlauben, mich um
dich zu kümmern”, hörte sie ihn sagen. „Spar dir also deinen Atem.
Widerspruch ist zwecklos. Tatsache ist: Du kommst mit zu mir nach Hause.”

Kapitel 13

    ls Sams
Lkw in die
Rainshadow Road einbog und die
Einfahrt hinaufrumpelte, war es bereits früher
Abend. Er hatte Lucys Entlassungspapiere unterschrieben, einen Stapel
Behandlungsanweisungen und Rezepte entgegengenommen und war neben Lucy
hergegangen, als eine Krankenpflegerin sie im Rollstuhl nach draußen schob.
Justine war auch da und ging ihm mit ihrer guten Laune auf den Geist. „Ach,
Kinder”, zwitscherte sie vergnügt. „Jetzt wird alles gut. Sam, ich bin dir
was schuldig. Lucy, Sams Haus wird dir gefallen – es ist einfach toll. Und
eines Tages werden wir auf diesen Tag zurückblicken und ... Was hast du gerade
gesagt, Sam?”
    „Ich sagte: Leck mich, Justine”, brummelte er und hob
Lucy aus dem Rollstuhl.
    Unbeeindruckt
blieb Justine ihm auf den Fersen, als er Lucy um den Lkw herum zur
Beifahrerseite trug. „Ich packe dir zusammen, was du für eine Nacht brauchst,
Lucy. Zoë oder ich bringen dir morgen deine Sachen vorbei.”
    „Danke.”
Lucy hatte ihre Arme um Sams Hals geschlungen, als er sie mit erstaunlicher
Leichtigkeit aus dem Rollstuhl hob. Sie spürte seine straff gespannte
Schultermuskulatur unter ihren Händen. Seine Haut roch sehr angenehm: sauber
mit einem Hauch von Salz, wie eine Meeresbrise, und frisch wie Gartenpflanzen
und grüne Blätter.
    Sam setzte
Lucy auf dem Beifahrersitz ab, schob ihn ein Stück zurück und schnallte sie an.
Jeder Handgriff saß, aber er gab sich distanziert, musterte sie immer wieder
kurz und abschätzend. Unglücklich überlegte sie, was Justine wohl gesagt haben
mochte, um ihn dazu zu überreden, sie mit zu sich nach Hause zu nehmen.
    „Er will
das nicht tun”, hatte sie Justine im Krankenhaus zugeflüstert, und die
Freundin hatte leise entgegnet: „Doch, will er. Aber er ist ein bisschen nervös
deswegen.”
    Nein, auf
Lucy wirkte Sam kein bisschen nervös, aber ziemlich
verärgert, auch wenn er kein Wort zu dem Thema sagte. Die Fahrt zum Weingut verlief
schweigend. Obwohl der Lkw hervorragend gefedert war, ließen die tiefen
Schlaglöcher in der Straße Lucy schmerzhaft zusammenzucken. Alles tat ihr weh,
sie war erschöpft, und noch nie hatte sie so sehr das Gefühl gehabt, jemandem
tierisch zur Last zu fallen.
    Schließlich
bogen sie in eine private Einfahrt ein, die zu einem viktorianischen Haus mit
zahlreichen Giebeln und Balustraden, einer Kuppel in der Mitte des Daches und
einer Dachterrasse führte. Der Sonnenuntergang ließ das weiß gestrichene Haus
in einem warmen Karamellton erstrahlen. Die Grundmauern verschwanden hinter
einer üppigen Einfassung aus roten Buschrosen und weißen Hortensien. Ganz

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