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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nahekommen. Ich will
nicht, dass sie von mir abhängig wird.”
    Fassungslos
warf Justine ihm einen Blick zu, der hätte töten können. „Bist du wirklich
dermaßen verkorkst, Sam?”
    „Natürlich
bin ich das”, fuhr er sie an. „Habe ich je so getan, als sei ich
normal?”
    Justine
schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Weißt du was? Es tut mir leid, dass ich
dich überhaupt gefragt habe. Mein Fehler.”
    Sam
runzelte die Stirn, als sie sich abwandte. „Was werdet ihr tun?”
    „Mach dir
darüber keine Gedanken. Ist nicht dein Problem.”
    „Wen rufst du an?”,
bohrte er weiter.
    „Duane. Er
und seine Freunde werden sich um sie kümmern.”
    Mit offenem
Mund sah Sam sie an. „Du willst eine verletzte Frau, die unter
Medikamenteneinfluss steht, einer Bikergang anvertrauen?”
    „Die Jungs
sind in Ordnung. Sie haben sogar eine eigene Kirche.”
    Wut flammte
in ihm hoch, und das Blut schoss ihm ins Gesicht. „Eine eigene Kirche macht
noch niemanden zu einem guten Menschen. Sie befreit nur von der Steuer.”
    „Schrei
mich nicht an.”
    „Ich
schreie nicht.”
    „Ich würde
das nicht als Zimmerlautstärke bezeichnen, Sam.” Justine griff nach ihrem
Handy und tippte auf dem Display herum.
    „Nein”,
knurrte er.
    „Wie ...
nein?”
    Sam atmete
tief durch. Am liebsten hätte er mit der Faust gegen die Wand geschlagen. „Ich
werde ...” Er brach ab, räusperte sich und warf ihr einen zornigen Blick
zu. „Ich nehme sie.”
    „Zu dir ins
Haus”, stellte sie klar.
    „Ja”,
stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Gut.
Danke. Mein Gott, warum erst das Drama?” Kopfschüttelnd ging sie zum
Getränkeautomaten, um sich eine Limo zu ziehen.
    Lucy blinzelte verwirrt, als Sam Nolan
den Vorhang beiseiteschob. „Was tust du denn hier?”, fragte sie schwach.
    „Justine
hat mich angerufen.”
    „Das hätte
sie nicht machen sollen. Tut mir leid.”
    Er ließ
seinen Blick über sie gleiten, und ihm entging dabei nichts. Als er sprach,
klang seine Stimme leise und unwirsch. „Hast du Schmerzen?”
    „Geht
so.” Lucy deutete auf die Infusionsflasche. „Sie geben mir irgendein
Schmerzmittel.” Gereizt fügte sie hinzu: „In meiner Hand steckt eine
Nadel.”
    „Wir holen
dich bald hier heraus.”
    Sie
konzentrierte sich auf Sams T-Shirt. Es war dunkelblau. Weiß aufgedruckt waren
die Umrisse von etwas, das aussah wie eine altmodische Telefonzelle. „Was hat
es mit der Telefonzelle auf sich?”
    „Alte
britische Polizei-Notrufzelle. Aus Dr. Who.” Angesichts ihres
verständnislosen Blicks fühlte er sich genötigt, zu erklären: „Das ist eine
Zeit-Raum-Maschine. Aus einer Science-Fiction-Fernsehserie der BBC.”
    Ein
schwaches Lächeln kräuselte ihre Lippen. „Streber”, sagte sie und putzte
sich die Nase.
    Sam trat
näher, legte seine Hand auf ihre Hüfte, untersuchte den Verband und deckte dann
ihr geschientes Bein sorgfältig zu. Die Art, wie er sie berührte, war seltsam
besitzergreifend. Verwundert sah Lucy ihn an und versuchte zu ergründen, was
mit ihm los war. Er wirkte wie jemand, der vor einer unangenehmen Aufgabe
stand.
    „Du siehst
verärgert aus”, stellte sie fest.
    „Bin ich
nicht.”
    „Deine
Kiefermuskeln sind angespannt.”
    „Die wirken
von Natur aus so.”
    „Deine
Augen funkeln wütend.”
    „Das liegt
an der Beleuchtung hier.”
    „Irgendwas
stimmt einfach nicht”, beharrte sie.
    Sam nahm
ihre eiskalte Hand in seine, sorgsam bemüht, nicht gegen das
Blutsauerstoff-Messgerät zu kommen, das auf ihrem Zeigefinger steckte. Mit dem
Daumen rieb er leicht über ihren Handrücken. „In den nächsten paar Tagen
brauchst du jemanden, der dir hilft. Allein kommst du nicht zurecht.” Er
machte eine bedeutsame Pause. „Deshalb nehme ich dich mit zu mir in die
Rainshadow Road.”
    Lucy riss
die Augen auf, abrupt entzog sie ihm ihre Hand. „Nein. Ich ... nein, da mache
ich nicht mit. Hat Justine dich deshalb angerufen? Oh Gott. Nein, ich kann mit
dir nirgendwohin gehen.”
    Sam
reagierte ruhig und unbarmherzig. „Wohin willst du gehen, Lucy? In die Pension?
Da bist du eingesperrt in deinem Zimmer, ganz für dich allein, und keiner ist
da, der dir hilft. Selbst wenn Zoë und Justine an diesem Wochenende keine
Großveranstaltung zu managen hätten, wäre es für sie trotzdem noch ein
gewaltiges Problem, dich die Treppen rauf und runter zu schaffen.”
    Lucy
drückte ihre schweißfeuchte Hand gegen die Stirn. Sie hatte plötzlich heftige
Kopfschmerzen.

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