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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ihr.
    Sam war
fasziniert, wie sich Verletzlichkeit und Stärke in Lucy vereinten. Er wollte
ihre Geheimnisse kennenlernen, die Dinge, die eine Frau nur ihrem Liebhaber
erzählt. Und das war für ihn aufs Äußerste beunruhigend. Nie zuvor waren ihm
solche Gedanken gekommen. Trotzdem wollte er die Finger von ihr lassen, selbst
wenn es ihn jeden Funken Anstand kostete, den er besaß.
    Lucy
bewegte sich und gähnte. Sie schlug die Augen auf und musterte ihn einen Moment
verwirrt. Ihre Wimpern lagen schwer über der schläfrigen Tiefe ihrer grünen
Augen. „Ich habe geträumt”, sagte sie verschlafen.
    Sam ging zu
ihr und ließ eine ihrer Locken durch seine Finger gleiten. Er konnte einfach
nicht widerstehen. „Wovon?”
    „Ich war
hier. Irgendwer hat mich herumgeführt, mir das Haus gezeigt ... das Haus, wie
es einmal war.”
    „War ich
derjenige?”
    „Nein, es
war ein Mann, dem ich nie begegnet bin.”
    Sam
lächelte leicht und ließ ihre Haarsträhne los. „Ich weiß nicht, ob ich es gut
finden soll, dass du dich in meinem Haus mit einem anderen Mann abgibst.”
    „Er hat vor
langer Zeit hier gelebt. Seine Kleidung war ... altmodisch.”
    „Hat er
etwas gesagt?”
    „Nein. Aber
er hat mir alles gezeigt. Das Haus war anders. Dunkler. Antike Möbel und
überall gemusterte Tapeten. In diesem Zimmer waren sie grün gestreift. Auch die
Decke war tapeziert, und in jeder Ecke war ein kleines Quadrat mit dem Bild
eines Vogels.”
    Sam
musterte sie wachsam. Unmöglich konnte sie wissen, was er und Alex gefunden
hatten, als sie die hässliche abgehängte Decke in diesem Zimmer entfernten.
Darunter verbarg sich die ursprüngliche Decke – genau so tapeziert, wie Lucy
das gerade beschrieben hatte. „Was hat er dir sonst noch gezeigt?”
    „Wir sind
auf den Dachboden im dritten Stock gestiegen. Den mit den Dachschrägen und den
Mansardenfenstern. Da oben spielten normalerweise Kinder. Und das
Buntglasfenster auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock ... Ich habe es dir gestern
erzählt, weißt du noch ...?
    „Der Baum
und der Mond.”
    „Ja.”
Lucy schaute ihn ernsthaft an. „Es war da. Dasselbe Fenster, das ich schon mal
gesehen habe. Ein Baum mit kahlen Ästen und dahinter der Mond. Es war schön,
aber nichts, was man in einem Haus wie diesem erwarten würde. Und trotzdem war
es irgendwie richtig. Sam ...” Schmerzhaft verzog sie das Gesicht, als sie
sich in sitzende Position kämpfte. „Könnte ich einen Stift und Papier
haben?”
    „Natürlich”,
sagte er und versuchte, ihr zu helfen. „Beweg dich nicht zu schnell.”
    „Ich muss
das aufzeichnen, bevor ich es vergesse.”
    „Ich bring
dir alles.” Sam ging zu einem Schrank, in dem sie Hollys Malzeug
aufbewahrten, und nahm ein paar Stifte sowie einen Spiralblock Zeichenpapier
heraus. „Kannst du damit was anfangen?”
    Lucy nickte
und streckte ungeduldig die Hand nach den Sachen aus.
    Etwa eine
halbe Stunde arbeitete sie an der Skizze. Als Sam ihr auf einem Tablett das
Mittagessen brachte, zeigte sie ihm, was sie gezeichnet hatte. „Es ist noch
nicht fertig”, sagte sie, „aber im Prinzip ist es das Muster, das ich
gesehen habe.” Die Zeichnung war beeindruckend. Stamm und Äste des Baumes
breiteten sich über das Papier aus wie schwarze Spitze. Der Mond wirkte, als
hätte er sich in den oberen Ästen des Baumes verfangen.
    „Der Baum
wurde in Blei ausgeführt?”, fragte Sam, während er das Bild betrachtete,
und Lucy nickte.
    Als er sich
das Bild als Buntglasfenster für die Vorderseite des Hauses vorstellte,
überlief es ihn kalt. Ja, das fühlte sich richtig an, so richtig, dass man es
nicht bezweifeln konnte. Das Haus würde erst dann wieder vollständig sein, wenn
dieses Fenster ersetzt war.
    „Was würde
es kosten”, fragte er langsam, „wenn du dieses Fenster anfertigst? Genau
so, wie du es im Traum gesehen hast.”
    „Ich würde
es umsonst tun”, gab Lucy aus tiefster Überzeugung zurück. „So wie du
dich um mich kümmerst ...”
    Sam
schüttelte entschieden den Kopf. „Ein solches Fenster macht sehr viel Arbeit.
Das Muster ist fein und kompliziert. Was berechnest du normalerweise für so
etwas?”
    „Das hängt
vom Glas ab. Und von den Details ... Vergoldung, Facettenschliff, all solche
Sachen. Und dann käme noch der Einbau hinzu, zumal es wind- und wasserdicht
gemacht werden müsste ...”
    „Gib mir
eine grobe Schätzung.”
    Lucy verzog
leicht das Gesicht. „Dreitausend Dollar für alles. Aber ich könnte an manchen
Stellen

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