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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ist ein guter Gesellschafter”, meinte Lucy. „Er macht so gar keinen
Lärm.”
    „Bulldoggen
sind allgemein keine Kläffer.” Sam stockte kurz und streifte Renfield mit
einem tadelnden Blick. „Aber Blähungen haben sie.”
    Renfield
reagierte mit so betont würdevollem Gesichtsausdruck, dass Lucy lachen musste.
Sie streckte die Hand nach dem Hund aus und tätschelte ihm den Kopf, während
Sam ging.
    Obwohl es
noch früh war, wurde es bereits heiß. Die Sonne brannte durch die Lücken einer
Wolkendecke, die immer mehr aufriss. Die geöffneten, mit Fliegengittern
versehenen Fenster auf beiden Seiten des Hauses ließen ab und zu eine frische
Meeresbrise herein.
    Lucy ruhte
auf dem Sofa und ließ ihren Blick durch das schön hergerichtete Zimmer gleiten,
über die glänzenden schwarzen Walnussdielen, den cremeweiß, salbeigrün und
bernsteinfarben gemusterten Perserteppich, die sorgfältig restaurierten Stuckverzierungen
an den Wänden und der Decke.
    Sie griff
nach dem Handy, wählte die Nummer ihrer Eltern, und ihre Mutter meldete sich.
    Sosehr sie
auch versuchte, die Geschichte herunterzuspielen, ihre Mutter ahnte die
Wahrheit und war sofort in größter Sorge. „Ich komme. Ich nehme den nächsten
Flieger.”
    „Mom, nein.
Du kannst hier sowieso nichts tun.”
    „Das spielt
keine Rolle. Ich will dich sehen.”
    „Das musst
du nicht. Man kümmert sich großartig um mich, es geht mir gut, und ...”
    „Wer
kümmert sich um dich? Justine?”
    „Also, ich
bin bei ... wir sind befreundet.”
    „Bei wem
bist du?”
    „Er heißt
Sam Nolan.”
    Nach kurzem
verdutzten Schweigen sagte ihre Mutter: „Du hast ihn nie erwähnt. Wie lange
kennst du ihn schon?”
    „Noch nicht
lange, aber ...”
    „Du bist in
seiner Wohnung?”
    „Keine
Wohnung. Er hat ein Haus.”
    „Ist er
verheiratet?”
    Lucy nahm
das Handy vom Ohr und schaute es ungläubig an. Dann hielt sie es wieder
dichter. „Natürlich nicht. Ich gehe nicht mit den Freunden oder Ehemännern
anderer Frauen.” Sie konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: „Das
ist deine andere Tochter.”
    „Lucy”,
erwiderte ihre Mutter mit sanftem Tadel in ihrem Ton. „Dad und ich wollten
Alice nächste Woche besuchen. Ich werde die Flüge umbuchen, sodass wir früher
kommen können.”
    „Das musst
du nicht. Um ehrlich zu sein, ich möchte das lieber nicht ...”
    „Ich will
diesen Sam kennenlernen.”
    Lucy hatte
Mühe, nicht loszulachen. „Er ist ein absolut netter Kerl. Ja, er ist dein
Traum-Schwiegersohn.”
    „So ernst
steht es zwischen euch?”
    „Nein ...
Gott, nein ... Ich gehe ja nicht mal mit ihm. Ich meinte einfach nur, dass er
genau der Typ Mann ist, den du dir immer für mich vorgestellt hast. Er besitzt
ein Weingut. Dort betreibt er biologischen Weinbau und hilft, seine verwaiste
Nichte aufzuziehen.” Während sie redete, schaute Lucy aus den Fenstern
hinterm Sofa. Sie entdeckte Sam in einer Gruppe von Männern, die mit Spaten
arbeiteten. Da es sehr heiß war, hatten etliche von ihnen ihre T-Shirts
ausgezogen. Sam beschäftigte sich mit einer Motorhacke und prüfte irgendwas an
dem Startkabel. Er hielt inne, wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von
der Stirn.
    „Ist er
geschieden?”, fragte ihre Mutter.
    „Er war nie
verheiratet.”
    „Das klingt
viel zu vollkommen. Was stimmt nicht mit ihm?”
    „Bindungsscheu.”
    „Aah, so
sind sie alle, bis man ihnen die Augen öffnet.”
    „Nein,
nicht diese Art bindungsscheu. Er ist nicht der Typ, der im letzten
Moment kalte Füße bekommt. Er will sich einfach generell nicht binden.”
    „Gibt es da
noch Eltern?”
    „Die sind
beide tot.”
    „Gut, dann
gibt es kein Konkurrenzgerangel bei Familienfesten.”
    „Mom!”
    „Das war
ein Scherz!”
    „Na, ich
weiß nicht recht.” Wenn sie mit ihrer Mutter sprach, hatte sie
oft das Gefühl, dass sie beide aneinander vorbeiredeten. Lucy vermutete, dass
ihre Mutter mindestens die Hälfte von dem, was sie gesagt hatte, überhaupt
nicht wahrgenommen hatte. Sie konzentrierte sich wieder auf Sam, der an der Motorhacke
auf den Zündknopf drückte, um Benzin in den Motor zu pumpen. „Weißt du, Mom,
du stellst viel mehr Fragen nach dem Mann, bei dem ich untergebracht bin, als
nach meinen Verletzungen.”
    „Erzähl
mir, wie er aussieht. Rasiert er sich anständig? Ist er groß oder klein? Wie
alt ist er?”
    „Er ist
...” Lucy brach ab. Ihr Verstand setzte aus, als Sam sein T-Shirt auszog,
sich damit Gesicht und Nacken abwischte und es

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