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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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erwartet. Beide seien ziemlich kleinlaut
gewesen, sagte sie. Besonders Kevin habe kaum etwas gesagt. „Aber ich habe das
Gefühl”, erklärte Lucys Mutter, „dass sie entschlossen sind, die Sache durchzuziehen,
komme, was wolle. Ich glaube, Kevin bekommt Druck von seinen Eltern. Ihnen
liegt anscheinend ziemlich viel daran, dass er heiratet.”
    Lucy
lächelte kläglich. Kevins Eltern waren ein etwas älteres Paar. Sie hatten
ihren einzigen Sohn hoffnungslos verwöhnt und später bestürzt zur Kenntnis
nehmen müssen, wie unreif und ichbezogen er war. Aber es war zu spät für sie,
darüber nachzudenken, was sie hätten anders machen können. Vielleicht glaubten
sie, die Ehe werde ihm guttun und ihn endlich ein wenig erwachsener werden
lassen.
    „Wir sind
essen gegangen”, erzählte Cherise, „und alle haben sich von ihrer besten
Seite gezeigt.”
    „Sogar
Dad?”, fragte Lucy ironisch.
    „Sogar Dad.
Der einzige kritische Moment kam, als Kevin mich nach dir fragte.”
    „Er hat
nach mir gefragt?” Lucy war überrascht. „Vor allen anderen?”
    „Ja. Er
wollte wissen, was mit deinem Bein ist und wie es dir geht. Und dann fragte er,
wie ernst es dir mit Sam ist.”
    „Mein Gott.
Ich möchte wetten, dass Alice ihn am liebsten umgebracht hätte.”
    „Er hat
nicht gerade den günstigsten Moment für seine Fragen gewählt”, räumte
ihre Mutter ein.
    „Was hast
du ihm gesagt?”
    „Die
Wahrheit – dass du gut aussiehst. Und glücklich. Und dass ihr beide, du und
Sam, einander sehr nahegekommen seid. Darüber freue ich mich wirklich
sehr.”
    „Mom. Ich
habe dir doch gesagt, warum es ausgeschlossen ist, dass ich eine ernsthafte
Beziehung zu Sam eingehe. Also bitte fang nicht an, auf etwas Unmögliches zu
hoffen.”
    „Was heißt
hier unmöglich?”, widersprach ihre Mutter mit ärgerlicher Ruhe. „Du tust
doch schon, was du für ausgeschlossen erklärst.”
    Zwei
Tage nach dem
Besuch ihrer Eltern zog Lucy in die Wohnung in Friday Harbor. Zu ihrer
Verwunderung war Sam alles andere als begeistert, dass sie das Haus an der
Rainshadow Road so früh verließ. Er beharrte darauf, sie brauche mehr Zeit,
sich auszuruhen und ihre Verletzungen heilen zu lassen. „Außerdem”, sagte
er, „glaube ich nicht, dass du schon richtig mit den Krücken umgehen
kannst.”
    „Ich kann
sehr gut mit ihnen umgehen”, widersprach Lucy. „Ich kann sogar schon
Kunststücke damit. Die solltest du mal sehen.”
    „Aber die
Treppen. Und die weiten Wege. Und du kannst noch nicht wieder Auto fahren. Wie
willst du deine Einkäufe bewältigen?”
    „Ich habe
eine lange Liste mit Telefonnummern von Mitgliedern der
Hog-Heaven-Gemeinde.”
    „Ich will
nicht, dass du mit diesen Motorrad-Rockern rumhängst.”
    „Ich werde
nicht mit ihnen rumhängen”, gab Lucy belustigt zurück. „Sie werden mir
nur ab und zu ein wenig behilflich sein.”
    Obwohl Sam
offensichtlich gern noch ein wenig länger mit ihr gestritten hätte, gab er
klein bei. „Es ist dein Leben.”
    Spitzbübisch
grinste Lucy ihn an. „Keine Sorge”, meinte sie. „Ich lade dich
gelegentlich auf eine schnelle Nummer ein.”
    Er musterte
sie böse. „Großartig. Es geht mir ja auch in erster Linie um die sexuellen
Annehmlichkeiten.”
    Obwohl es
Lucy leidtat, das Haus an der Rainshadow Road zu verlassen, hatte sie das
Gefühl, es sei besser so für sie beide. Noch ein paar Tage erzwungener Nähe,
und – dessen war sie sich ziemlich sicher – Sam würde sich eingeengt fühlen.
Das Entscheidende aber war: Lucy war überglücklich, wieder in ihr Atelier zu
kommen.
    Sie
vermisste ihr Glas entsetzlich, konnte es fast nach ihr rufen hören.
    Am ersten
Morgen, den sie in der Sternenschaukel verbrachte, war Lucy von einem
kreativen Feuer erfüllt. Sie machte sich daran, einen Entwurf in Originalgröße
für das Buntglasfenster zu zeichnen, das sie für das Haus an der Rainshadow
Road fertigen wollte. In einer Kombination von Handzeichnung und
Computergrafik legte sie die Schnittlinien fest und versah die Stücke mit einem
Zahlencode für die Farbschattierungen. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war,
machte sie drei Kopien des Musters. Eine als Vorlage, eine zum Zerschneiden und
eine, auf der sie das Fenster wie ein Puzzle zusammenstellen würde. Danach
erst konnte sie an die Millimeterarbeit des Glasritzens und -brechens sowie an
den Feinschliff für die Kanten der einzelnen Stücke gehen.
    Lucy
arbeitete noch an der Zeichnung, als Sam zur Mittagszeit im

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