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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Roeder
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gehen«, wiederhole ich gerade zum hundertsten Mal.
    Auf Phils Blick hin recke ich herausfordernd das Kinn. »Was denn?! Ich saß schließlich nicht hinterm Steuer.«
    »Wenn du darauf anspielst, dass Anouk schuld ist, würde ich an deiner Stelle lieber den Mund halten«, entgegnet Philipp eisig. »Wer hat denn Zebras Puls gefühlt? Wer hat denn gesagt, dass sie tot ist, hm? Das waren du und Mister Rastaman da drüben!«
    »Ja, während du nichts Besseres zu tun hattest, als so schnell wie möglich abzuhauen!«, fauche ich und Ziggy nickt heftig.
    »Hört auf«, sagt plötzlich eine leise Stimme. Überrascht schauen wir alle zu Anouk hinüber. Der warme, belebende Duft nach Kaffee umgibt sie wie eine Wolke. »Es ist doch schlimm genug, was passiert ist. Was bringt es, wenn wir uns jetzt darüber streiten, wer Schuld hat?«, fragt sie.
    Wir schweigen beschämt.
    Anouk bringt jedem von uns eine Tasse Kaffee und setzt sich dann neben Philipp. Wortlos schlürfen wir das heiße, bittere Getränk. Ich fühle, wie die Wärme sich in meinem Magen ausbreitet, und es geht mir ein bisschen besser.
    »Anouk hat Recht«, sagt Philipp schließlich. »Außerdem hängen wir längst alle mit drin: unterlassene Hilfeleistung, Fahrerfluch t … Mein Großvater und mein Vater sind beide Anwälte, ich kenn mich da ein bisschen aus. Eine Bewährungsstrafe ist das Mildeste, was wir zu erwarten haben. Vielleicht sogar Gefängnis.«
    Philipps Mund verzerrt sich zu einem grimmigen Grinsen. »So was macht sich doch immer gut im Lebenslauf.« Er schlägt so fest mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es bestimmt wehtut.
    »Natürlich könnten wir zur Polizei gehen«, fährt er fort und wendet sich jetzt direkt an mich. »Aber wir müssen uns über die Konsequenzen im Klaren sein. Alle würden es erfahren, unsere Eltern, die Leute an unserer Schule, jeder, den wir kennen. Sie würden es erfahren und darüber reden, was wir getan haben. Wollt ihr das wirklich? Ich finde, wir sollten darüber abstimmen, was wir tun.« Philipp mustert uns alle eindringlich, einen nach dem anderen. »Also, wer ist dafür, zur Polizei zu gehen?«
    Langsam hebe ich die Hand. Anouk kaut nervös an einer Haarsträhne wie ein kleines Mädchen und schaut immer wieder zu ihrem Freund hinüber. Phils Hand bleibt unten, Anouks auch. Nur Ziggy scheint noch unentschlossen.
    »Ich kann das meiner Mutter nicht antun«, murmelt er schließlich und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.
    »Damit wärst du wohl überstimmt, Judith«, sagt Philipp ruhig.
    »Wir sollen es also vertuschen?«, frage ich ungläubig.
    »Wenn du es so ausdrücken willst, ja.«
    »Wie kannst du nur?!« Ich starre ihn an. Dann springe ich auf und fege mit einer Handbewegung meine Kaffeetasse vom Tisch. Sie zerschellt auf den Fliesen.
    Der Kaffee malt Muster auf den Boden, Ausrufezeichen für meinen Protest.
    »Einer von uns muss ja einen klaren Kopf behalten«, sagt Phil, ohne mich anzusehen. Er hat die Fäuste gegen die Schläfen gepresst, als wolle er seine Gedanken in eine feste Form zwingen.
    Ich blicke auf den verschütteten Kaffee, die dunkle Lache, die sich auf dem Boden ausgebreitet hat. Langsam zerfließt mein Zorn. Ich fühle mich erschöpft.
    Meine Gedanken schwimmen immer im Kreis. Es gibt keinen Ausweg. Es gibt keine richtige Lösung mehr, nur noch falsche.

Ziggy
    Z: »Und dann haben wir das Auto repariert.«
E: »Ihr habt die Karre repariert? In meiner Werkstatt?!«
Z: »Ja. War nicht mal besonders schwierig. Du hättest es natürlich besser hingekriegt, abe r …«
E: »Ich tick aus, ihr habt in meiner Werkstatt ein Verbrechen vertuscht?«
    In meinem Mund war der saure Geschmack nach Kotze. Philipp und Judith redeten immer noch, es rauschte an mir vorbei, ich hatte abgeschaltet. Plötzlich schreckte ich hoch, weil ich meinen Namen gehört hatte. »Was ist?«, fragte ich.
    »Judith meint, dass unser Plan nie und nimmer funktionieren kann, schon, weil das Auto kaputt ist«, erklärte Philipp.
    Selbst da begriff ich noch nicht, worauf er hinauswollte. Durch mein Hirn trieben scharfkantige Bruchstücke von Bildern: das zerstörte Moped, Yasmin mit dem Blut an den Schneidezähnen. Nur mühsam konnte ich einen klaren Gedanken fassen.
    Aber Philipp konnte es, Philipp dachte nach, dass es nur so ratterte.
    »Also, was meinst du?«, fragte er. »Du hast doch erzählt, dass du manchmal bei deinem Cousin in der Werkstatt jobbst. Kriegst du den Wagen wieder hin?«
    Die anderen sahen mich

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