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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Roeder
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Pakt.
    »Siehst du, ich hab ja gesagt, dass du und Elmar das auch vor größerem Publikum hinkriegt«, erklärte meine Mutter gut gelaunt. »Lass uns nachher darüber reden, ja? Gerade läuft Sex and the City. «
    Natürlich hätte sie ihre Lieblingsserie sofort sausen lassen, wenn ich einen Ton gesagt hätte. Aber was für ein Recht hatte ich, ihr Leben mit dieser Scheiße zu überfluten? Und was hätte sie schon tun können?
    Claudia hatte genug eigene Probleme. Zum Beispiel meinen Erzeuger, diese Niete. Ein kleinkrimineller Exmann reichte ja wohl. Dann auch noch ein Sohn, der jemanden totgefahren hatte? Die hätte sich bedankt.
    »In der Küche steht Suppe für dich, Fridolin.«
    »Ich hol mir gleich was«, sagte ich. Und weil ich wusste, dass sie das von mir erwartete, dass sie sich erst dann wieder beruhigt vor den Fernseher setzen würde, wenn ich versorgt war, nahm ich mir einen Teller mit auf mein Zimmer.
    Erst dort fiel mir auf, dass ich vergessen hatte, ihn aufzuwärmen.
    Langsam löffelte ich die kalte Suppe, während ich die Tasche der Toten anstarrte.

Judith
    Was ich am Laufen liebe
    1.) Deine Lungen pumpen, deine Beine schmerzen, aber inmitten der Erschöpfung überkommt dich plötzlich dieses Gefühl, als sei dein Körper mit Helium gefüllt. Als könntest du mit jedem Schritt abheben.
    2.) Alle Gedanken, aller Ballast fallen von dir ab.
    3.) Du bist dein Körper und dein Körper ist Kraft, bis in die letzten kribbelnden Blutgefäße.
    4.) Jetzt, in diesem Augenblick, spürst du, dass du lebst, dass du alles überwinden kannst.
    5.) Das ist Glück. Alles, was du tun musst, um es zu behalten, ist weiterzulaufen, immer weite r …
    »Was zum Teufel ist los mit dir, Judith? Willst du dich umbringen?«, fragt meine Trainerin und stellt sich vor mich auf die Bahn. Notgedrungen bremse ich ab. Und die Schwerkraft kommt zurück.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, starrt die Trainerin mich an. Seit zwei Jahren arbeitet sie mit unserem Leichtathletikteam. Ich kenne sie lange genug, um die Besorgnis hinter ihrem Ärger zu erkennen.
    »Wie viele Bahnen bist du heute gelaufen? Siebzehn?«
    »Fünfzehn«, entgegne ich widerwillig.
    »Ach, nur fünfzehn! Das mach t – lass mich mal überlege n – schlappe sechs Kilometer bei dieser Affenhitze.«
    »In sechs Wochen ist die Qualifikation für die Meisterschaften«, verteidige ich mich.
    »Ja. Aber wenn du vorher ’nen Kreislaufkollaps kriegst, nützt das keinem was. Ich weiß ja, dass du da unbedingt hinwills t …«
    Allerdings. Seit Jahren will ich zu den Jugendmeisterschaften nach Berlin. Bisher hatte es immer andere gegeben, ältere Mädchen, die besser gewesen waren als ich. Aber diesma l …
    »Du bist die Favoritin, Judith. Ich fress unseren Weitsprungrechen, wenn es diesmal nicht klappt. Deinen Eifer in allen Ehren, aber seit Tagen bist du beinahe ununterbrochen auf dem Platz. Schalt mal wieder einen Gang runter, okay?«
    »Okay. Ich mach für heute Schluss«, murmle ich und verziehe mich auf die Tribüne, um meine Spikes auszuziehen. Roter Staub bleibt mir an den Händen haften.
    Die Sonne scheint auf den Sportplatz, wo zwei meiner Teamkameradinnen Hürdenlauf trainieren. Ihre Bewegungen sind locker und harmonisch.
    Ich balle die Fäuste, so fest, dass die Nägel Halbmonde in meine Handflächen graben. Fünf Tage ist es jetzt her.
    Am liebsten würde ich schreien, so laut, dass meine Teamkameradinnen über die Hürden purzeln. So schrill, dass die Sonne explodiert. Stattdessen werfe ich mir die Sporttasche über die Schulter und gehe. Als ich schließlich stehen bleibe, stelle ich fest, dass meine Füße mich zu meinem besten Freund getragen haben.
    Ich blicke zu dem großen Haus am Hang hinauf, in dem Phil mit seiner Familie lebt. Vielleicht wird es guttun zu reden. Auf jeden Fall wird es guttun, mit jemandem zusammen zu sein, der weiß, was hinter sonnenbeschienenen Tagen lauern kann.
    Ich drücke auf die obere Klingel. Niemand öffnet. Nach kurzem Zögern versuche ich es unten. »Josef Weißenberg senior«, steht auf dem polierten Messingschildchen. Im Erdgeschoss hat bis vor Kurzem Philipps Opa gewohnt.
    Kurz darauf wird die Haustür geöffnet und ich stehe Anouk gegenüber.
    »Oh, hi.« Meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
    »Hallo, Judith!« Ein Handtuch ist um Anouks nasse Haare geschlungen, anscheinend kommt sie gerade aus der Dusche. Sie trägt nur ein weites Männerhemd, das ihr bis kurz über die Knie reicht. Ob das Phil gehört? Am

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