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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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wiederzukommen, es aber trotzdem tun wird.«
    Als sich seine Augen schließlich auf die Tür scharfstellten, waren der Junge und sein Vater verschwunden.
    »Du hast wirklich einen Schatten«, sagte Hatchet Jack.
    »Das kommt davon, wenn zu viel Licht durch den Türspalt fällt«, sagte Zebulon.
    Hatchet Jack musterte Zebulons Augen, die Linie seines Mundes und schließlich seine Hände. Er entdeckte kein Anzeichen von Verwirrung oder Zweifel.
    »Es nützt nichts, mich zum Narren zu halten«, sagte Hatchet Jack. »Nicht, wenn du ein schlechtes Blatt hast.«
    Alles, auch das Leben selbst, lag auf dem Tisch.
    Als Delilah die letzte Karte mit dem Bild nach unten austeilte, bemerkte Zebulon, dass ein Zittern ihren Ärmel hinablief und sich dann durch ihre Finger fortpflanzte.
    Hatchet Jack nahm eine Pikzehn auf und hatte damit ein Full House mit drei Zehnen und zwei Achten.
    Delilah zeigte ihm eine Herzkönigin, womit sie einen Straight Flush hatte, mit der Königin als höchster Karte.
    »Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Hatchet Jack.
    Zebulons letzte Karte war eine Sieben, die seinen niedrigen Straight komplettierte.
    Delilah sah ruhig von einem zum anderen, raffte dann alles zusammen, was auf dem Tisch lag und stand auf. »Ich gehe, und ich komme nicht zurück. Jetzt habt ihr beiden nichts mehr, worum ihr euch prügeln könnt.«
    Als sie zur Tür ging, stolperte der O-Beinige an ihr vorbei und gab einen Pistolenschuss in die Decke ab.
    »Es ist tatsächlich Zebulon Shook«, rief er. »Wie er verdammt noch mal leibt und lebt. Tot oder lebendig gesucht, gegen tausend Dollar Belohnung, und die werd ich alter Sack mir verdienen!«
    Hatchet Jack griff nach seinem Colt, der auf dem Tisch lag, doch bevor er abdrücken konnte, zerschoss der O-Beinige eine Öllampe.
    Zebulon merkte, dass er den Colt nahm und einen ungezielten Schuss in Richtung auf den O-Beinigen abgab. Noch zwei Schüsse fielen, und Schreie ertönten, als eine weitere Öllampe explodierte.
    Dann wurde es finster im Raum.

Z EBULON LAG AUF DEM B AUCH in einem Graben voller Whiskeyflaschen und stinkender Fischeingeweide. Er sah nicht die Nebelschichten, die über ihn hintrieben wie zerfetzte Decken, und auch nicht den Abfall fressenden Ziegenbock oder die Silhouette des kleinen Jungen, der am Ende der Planke stand und auf ihn hinuntersah.
    »Ist da unten jemand?«
    Er drehte sich auf den Rücken. Sein Kopf dröhnte, als wäre er in eine riesige Kirchenglocke eingeklemmt.
    »Ich hab Sie in dem Saloon gesehen«, sagte der Junge. »Sind Sie tot, Mister, oder sind Sie ein Geist?«
    Wer war er tatsächlich, fragte er sich noch ein letztes Mal. Und woher kam er? Und wohin war er unterwegs? Er setzte sich auf und wischte sich das Blut aus den Augen. Ein Mann lag neben ihm, umgeben von zerschlagenen Flaschen, der Mund in Leichenstarre weit geöffnet. Der Mann hatte ein Loch in der Stirn. Zebulon schaute genauer hin. Eine Fliege kroch über einen von Hatchet Jacks Augäpfeln. Sie legte einen weiten Weg zurück, dann blieb sie stehen, dann kroch sie weiter. Am Ende der Welt gefangen, dachte er, zwischen den Welten schwebend, vom Leben zum Tod und wieder zurück. Er schloss die Augen. Er erinnerte sich an ein Full House und eine Herzkönigin, dann einen Schuss, dem noch mehr Schüsse folgten. Wenigstens war er nicht tot. Nicht dass es so schlimm gewesen wäre, tot zu sein, so wie es in letzter Zeit gelaufen war. Und wenn er doch tot war, und das schon die ganze Zeit, dann kümmerte es ihn keinen Dreck mehr, wie die Karten fielen.
    Die Stimme des Jungen kam gedämpft durch den Nebel. »Können Sie mich hören, Mister?«
    Konnte er hören? Konnte er sprechen? Konnte er riechen? Er hatte sich immer darauf verstanden, Veränderungen im Wind wahrzunehmen, die feuchte Erde und sein Pferd unter sich zu riechen, während es weitertrottete, immer weiter. Er kannte das rituelle Gemurmel der betrunkenen Pokerspieler, die ihre Karten auf den Tisch knallten, auswendig, genau wie die windigen Geschichten der Barkeeper. Und er roch Delilahs Moschusduft, wenn ihr Körper sich seinem ergab. Unterwegs ins Nirgendwo, dachte er, schwebend zwischen den Welten, seit – Er erinnerte sich an Nicht-hier-nicht-da in dem Moment, als ihre Augen die seinen fanden, bevor sie durch das Eis verschwand. Und jetzt war auch er verschwunden. Plötzlich wusste er, dass er nicht mehr zwischen den Welten gefangen war. Dass er alles verloren hatte, woran er jemals gehangen hatte, und dass es kein

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