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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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Frau, Stebbins und Kapitän Dorfheimer.
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    Während die Nacht voranschritt und die Visionen verschwanden und mit Macht zurückkehrten, wurden Geschenke ausgetauscht. Plaxico schenkte Delilah eine Türkis-Gürtelschnalle, und sie schenkte ihm ihre goldene Rubin-Kette, die Large Marge ihr zurückgegeben hatte. Indianer verteilten und empfingen Angelhaken, Perlen, Gewehre, Hemden, Schalen und Stemmeisen. Zebulon warf Lu die goldene Taschenuhr des Direktors zu, und Lu schenkte ihm ein Tlingit-Messer mit geschnitztem Meerottergriff. Large Marge überreichte Plaxico einen verzierten französischen Federhalter, und Plaxico steckte Hatchet Jack eine afrikanische Perlenkette zu, der ihm seinerseits sein Green-River-Bowiemesser schenkte, und so weiter, durch den ganzen Raum.
    Der Colt wanderte von Hatchet Jack über Delilah zu Large Marge, dann weiter zu Plaxico, der ihn gegen den fossilen Walrosspenis eintauschte, den Zebulon vom Schreibtisch des Direktors genommen hatte. Zebulon gab ihn einem Tlingit, der sich mit einer Austernschalenkette dafür bedankte. Die Kette gab er an Lu weiter, der Delilah ihre goldene Rubin-Kette schenkte, die sie unter ihrer Bluse versteckte.
    Die Orgie des Gebens und Nehmens wurde immer frenetischer, während Gegenstände herumgeschoben, geworfen, taxiert und hin und her gereicht wurden. Trommeln wurden geschlagen, Rasseln wurden geschüttelt, Kinder kreischten und lachten, Männer und Frauen schmollten und weinten und klatschten in die Hände. Schon bald wusste keiner mehr, und keiner achtete auch mehr darauf, woher die Nuggets, Messer, Gewehre, Perlen, Spiegel, Kupferschalen, Stiefel, Paddel, Spielkarten, Dominosteine, Patronen, Gürtel, langen Unterhosen, Stemmeisen, Angelruten, Lakota-Sioux-Rasseln und Säcke mit Mehl und anderen Lebensmitteln stammten, die von Hand zu Hand gingen.
    »Uaaaaaaaaaaa!«, rief Zebulon, den Colt in der Hand.
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    Zebulon erkannte Kapitän Dorfheimer, als der an der Decke erschien und an den o-beinigen Mann und Azaria Kehoe Karten austeilte. Und da war Hans, der Deutsche von der
Rhinelander
, der eine weiße Kugel in eine Tasche eines auf dem Ozean schwimmenden Billardtischs stieß, daneben Cox und Plaxico, der Frau Sutter tröstete, und der Sheriff; und Stebbins, der Miranda Serenade in den Armen hielt und sie wiegte, während er ihr seinen letzten Bericht vorlas. Und Delilah zog vorüber, Arm in Arm mit dem Grafen und Hatchet Jack, und dann entschwebte sie ebenso plötzlich wieder.
    Zebulon schloss sich den anderen an, die stampften und pfiffen, Schreie ausstießen und im Chor ausriefen:
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    Delilah gab ihm die Herzkönigin und verlangte sie dann wieder zurück. Dabei löste sich ihr Gesicht in das einer alten Vettel auf und dann in einen ausgebleichten Totenschädel. Der Schädel hätte der von Miranda Serenade aus Veracrux sein können, der von Rosita aus Denver, Suzy aus El Paso, Louisa aus Alamosa oder der von Nicht-hier-nicht-da – von all den Frauen aus all den verlorenen Zeiten, tot und lebendig. Seine Mutter war da, die ihn an den Haaren aus dem Fluss zog. Und Hatchet Jack, der auf der Bank saß und lachte und lachte.
    Der Gefängnisdirektor erschien und verbeugte sich vor ihm, mitsamt seiner Frau und seinem Sohn. Ihm folgte der Fotograf, der seine Kamera für eine Aufnahme von dem Raum aufbaute. Der Sheriff rauchte eine Zigarre, blies den Rauch dem Doc und dann Plug in die Augen. Alle posierten, der Graf und Vanderbilt, Large Marge und Ivan, der O-Beinige und der Doc, der Finne, der Seminole, Toku, Nicht-hier-nicht-da, Kapitän Dorfheimer und der Ire aus Belfast, und alle beglückwünschten sich gegenseitig, als der Blitz aufflammte, und sie tanzten und tanzten und rieben ihren Speichel und ihren Schweiß, ihren Schnaps und ihren Urin in die Bodendielen.
    »Das wird euch noch leidtun«, schrie Plug und wich langsam zur Tür zurück.
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    »Oh …! Ha …! Ho!«
    Delilah schmiegte sich in seine Arme, lauschte seinem Herzen, das im Takt der Trommeln pochte. Bevor sie einschliefen, hörten sie, wie Stebbins von Zebulons Gefangennahme berichtete, oder vielleicht von seinem Tod oder von tausend Dollar Belohnung. Aber wahrscheinlich träumten sie.
    Als Zebulon erwachte, war Delilah neben ihm, und sein Herz schlug nicht mehr. Doch trotzdem atmete er. Ein und aus. Ein schwacher Puls. Aus und ein. Dann

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