Zebulon
ein dumpfer Schlag. Mehr Atemzüge. Mehr Schläge. Leben und Tod und Leben.
»Quién es?«
Er sah Hatchet Jack an, der mit Plaxico und Lu an der Tür stand, und alle mahlten sie mit den Kinnbacken wie nachdenkliche Ziegenböcke. Neben ihnen saßen zwei kleine Jungen und ein Mädchen auf dem Boden und spielten mit dem Colt. Einer der Jungen richtete den Colt auf das Mädchen und drückte ab, doch die Kammer war leer. Dann nahm der andere Junge den Colt und zielte auf Delilah, die noch immer in der Raummitte auf dem Rücken lag und die Lippen bewegte, als wollte sie jemandem etwas erklären, vielleicht sich selbst. Als das Mädchen abdrückte, war die Kammer immer noch leer.
Zebulon stand auf und atmete aus, dann langsam ein. Er versuchte es noch einmal, und seine Atmung funktionierte immer noch. Er versuchte es ein weiteres Mal, ein und aus, und ging dabei auf Plaxico zu, der noch immer mit Hatchet Jack und Lu an der Tür stand.
»Quién es?«
, fragte er Plaxico.
Oder sprach er mit sich selbst?
»Ich habe getan, wofür ich gekommen bin«, sagte Plaxico, während Zebulon näherkam. »Manches hat funktioniert, vieles nicht. Wie auch immer, du und dein erfundener Bruder habt noch einiges zu erledigen. Zum Glück für mich. Wenn nämlich diese alten Knochen nicht längst eine Verabredung mit der anderen Seite hätten, wäre ich womöglich dumm genug, noch weiter hier herumzulungern.«
Im ganzen Raum regten sich nach und nach ein paar Leute, drehten die Köpfe und streckten Arme und Beine. Andere schliefen noch oder saßen benommen auf dem Boden und starrten an die Wände oder an die Decke.
»Ein Letztes noch«, sagte Plaxico zu Hatchet Jack und Zebulon: »Klammert euch nicht an Dinge, die gesagt oder getan wurden, keiner von euch beiden, egal ob es von mir, der Hexe dort drüben oder von irgendjemand sonst kommt. Wenn ihr so töricht seid, euch an Dinge zu klammern, die nicht existieren, könnte einer von euch in Rauch aufgehen und der andere sich zwischen den Welten wiederfinden, ohne zu wissen, wie er sich daraus befreien kann. Wenn euch wer den Kopf unter Wasser drückt und darüber lacht oder wenn ihr eine Karte von der Unterseite nehmt oder jemand euch von hinten eins überzieht, lasst es geschehen. Und wenn nicht, lasst es trotzdem geschehen. Nicht dass einer von euch beiden
locos
vom Berg jemals etwas tun würde, um in seinem eigenen Vergnügen steckenzubleiben.«
»Oh …! Ha …! Ho!«, sagte er müde.
»Oh …! Ha …! Ho!«, wiederholte Lu mit einem langen Seufzer.
Donner grollte, gefolgt von Blitzen und Regengüssen, die durch die Planken und unter und über der Tür eindrangen.
»In welche Richtung gehst du?«, fragte Hatchet Jack Plaxico.
»Zur Grenze, dann nach Süden, bis ich mich von all den Schmerzen befreit habe, die ich mir zuzog, weil ich versucht habe, euch auf den rechten Weg zu bringen.«
»Ich reite mit«, sagte Hatchet Jack.
»Ich werde dich nicht daran hindern«, sagte Plaxico. »Aber du sollst wissen, dass ich in das Land unterwegs bin, in dem sich weiter nichts tut. Dort schürft keiner nach Gold. Und keiner jagt oder wird gejagt. Es wird nichts zu tun geben und keinen, mit dem man es tun könnte.«
»Soll mir recht sein«, sagte Hatchet Jack.
Plaxico musterte ihn eine Weile, nicht sicher, ob er zu ihm durchdrang.
»Ich hätte nie gedacht, dass du und ich so weit kommen würden«, sagte er. »Aber jetzt, wo wir es so weit gebracht haben und uns im Klaren sind, wer wir waren und wer wir nicht waren, und wo du weißt, dass ich dein Pa bin, ob’s dir passt oder nicht und so weiter, können wir es vielleicht gut sein lassen.«
»Soll mir recht sein«, antwortete Hatchet Jack.
Plaxico seufzte, noch immer nicht überzeugt. Er wollte Zebulon etwas sagen, überlegte es sich dann anders und folgte Lu, der zur Tür hinausgegangen war.
Hatchet Jack schaute zu Delilah hin, die immer noch schlafend auf dem Boden lag.
»Ich bin fertig mit ihr«, sagte er zu Zebulon. »Und wenn Wakan Tanka mir einen halben Knochen hinwirft, vielleicht auch mit dir. Noch eins: Sollten wir jemals das Pech haben, uns noch einmal in die Arme zu laufen, werden wir höchstwahrscheinlich den Stein ins Rollen bringen und beide verlieren. Oder wünschen, wir hätten verloren. Also hoffen wir, dass es uns erspart bleibt.«
Dann ging er hinter Plaxico zur Tür hinaus.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, waren Zebulon, Delilah und Large Marge allein in dem Langhaus.
Den Rest des Tages warteten sie darauf,
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