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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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heraus.
    »Dank Artemis Stebbins reicht Ihr Ruhm inzwischen von Mexiko bis Alaska. Mein Gott, hätte ich von Ihren schrecklichen Gewalttaten und Verbrechen gewusst, ich hätte Sie über Bord werfen lassen.«
    Er gab Zebulon den Artikel. Der warf einen Blick darauf, tat so, als lese er ihn, und gab ihn dann zurück.
    »Gestatten Sie mir, dass ich vorlese«, bot der Kapitän an.
    »Nicht nötig«, sagte Zebulon. »Nichts als Lügen.«
    Der Kapitän faltete das Blatt und legte es in die Schublade zurück.
    »Wo sind sie?«, fragte Zebulon.
    »Baranofsky hat in einer spanischen Stadt südlich von hier irgendwelchen Ärger bekommen. Er soll hinter Gittern sitzen. Über die Frau wird Stebbins Bescheid wissen. Er hängt seinen Hut im Busted Flush an die Wand, einem Café die Straße runter.«
    »Werden Sie zahlen?«, fragte Zebulon.
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Hören Sie schlecht? Ihre Passage und die Reise durch Panama wurden bezahlt, das war weit mehr, als Sie verdient haben, angesichts der Scherereien, die ich mit Ihnen hatte. Ist Ihnen bewusst, dass auf Ihren Kopf fünfhundert Dollar Belohnung ausgesetzt sind, tot oder lebendig? Ich hätte Sie verhaften lassen sollen.«
    »Zahlen Sie«, sagte Zebulon und nahm einen Brieföffner vom Schreibtisch.
    Der Kapitän stolperte zu einer Truhe. Er holte eine Offiziersuniform heraus und warf sie Zebulon zu. »Von meinem Vater. Vizeadmiral der kaiserlichen Marine. Die wird die Glücksritter und die Gesetzeshüter verwirren. Und jetzt fort mit Ihnen. Gehen Sie, und kommen Sie mir nie wieder unter die Augen. Dafür verspreche ich Ihnen, dass ich Sie nie erwähnen werde, nicht einmal mir selbst gegenüber.«
    Zebulon zog die zu enge Jacke mit den blauen Epauletten an. Dann stieg er in die schwarze Hose, die zwei Handbreit zu kurz war und an den Seiten breite rote Streifen hatte. Als Nächstes kamen die Schaftstiefel. Vervollständigt wurde die Ausstaffierung durch einen Admiralshut mit Kokarde und einen langen Degen in der Scheide.
    Zebulon nahm einen Revolver mit Perlmuttgriff aus der halb geöffneten Schublade. Er sah in einen Spiegel und zerschoss sein Bild in tausend Scherben. Eine zweite Kugel öffnete den Verschluss eines kleinen Wandtresors.
    Nachdem er siebzig Dollar in Goldmünzen, eine Kette schwarzer Südseeperlen und eine vergoldete Taschenuhr an sich genommen hatte, steckte er den Revolver in seinen Gürtel und riss Dorfheimer auf die Füße. Dorfheimer schloss die Augen, er rechnete mit dem Schlimmsten. Zebulon umarmte ihn. Darüber war der Kapitän so verblüfft, dass er heulend und nach Luft ringend zusammensackte.
    Als Zebulon sich wieder an Deck zeigte, begrüßten ihn die Versammelten mit lautem Hallo und Applaus, denn alle glaubten, er hätte Dorfheimer wegen seiner überteuerten Unterkünfte und seines ungenießbaren Essens erschossen. Am Ende der Gangway drehte Zebulon sich noch einmal um und grüßte den Kapitän, der von der Brücke auf ihn herabsah.
    »Wir sehen uns in der Hölle wieder«, rief Dorfheimer.
    »Ich bin schon in der Hölle«, rief Zebulon zurück.
    Er warf den Admiralshut ins Hafenbecken und bahnte sich seinen Weg durch die Menge auf dem Kai.

E R BRAUCHTE NICHT LANGE , um das Busted Flush Hotel mit angeschlossenem Saloon und Sportartikelgeschäft zu finden, ein dreistöckiges Backstein-Lagerhaus in einer ebenerdigen Reihe heruntergekommener Saloons, Kurzwarenhandlungen und Bordelle. Drinnen wimmelte es von Matrosen, Spielern, Goldsuchern und den üblichen Taschendieben. Von Stebbins war nichts zu sehen. In einer Ecke umstanden Schaulustige einen Ring, in dem ein Vielfraß mit einem halbverhungerten Wolf kämpfte. Am anderen Ende der Halle prügelten zwei Faustkämpfer besinnungslos aufeinander ein, bis der größere, ein dreihundert Pfund schwerer Samoaner, seinen Gegner mühelos wie einen Sack Mehl hochhob und ihn gegen die Wand warf, sodass er sich das Genick brach.
    Als per Ausruf Herausforderer gesucht wurden, meldete sich Zebulon – sehr zum Gaudium der Zuschauer, die ihn aufgrund seiner Uniform und seiner kurzgeschorenen, noch kaum nachgewachsenen Haare für einen entlaufenen Sträfling oder einen durchgeknallten Goldgräber von der Ostküste hielten.
    Bis zur Hüfte nackt, wurde er als Admiral Doom angekündigt, ein angeblicher Champion der maldowischen Marine, in über hundert Kämpfen unbesiegt. Noch bevor die Vorstellung beendet und die Wetten abgeschlossen waren, trat der Samoaner ihn in die Weichteile und versuchte, ihm

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