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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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wurden jedoch schon tags darauf von Soldaten aus der Garnison in Sacramento wieder eingefangen.
    Zebulon Shook und seine kleine Gruppe von Desperados plünderten das Haus der Bigelows, brannten es nieder und töteten Bigelows Frau und Sohn, bevor sie flüchteten.
    Da dieser gefährliche Verbrecher nun abermals auf freiem Fuß ist, sind alle Bürger gut beraten, bei Nacht ihre Türen gut verschlossen zu halten. Örtliche Milizen unterstützen Direktor Bigelow bei dem Versuch, Zebulon Shook aufzustöbern und ihn der Justiz zu übergeben.‹ «
    Der Sheriff faltete die Zeitung zusammen. »Ich habe allen gesagt, dass Sie nach Colorado oder Texas unterwegs sind, aber irgendwann dieser Tage wird irgendein besoffener Volltrottel sich verplappern. Dann kommen die Gesetzeshüter und knüpfen Sie auf. Sie sollten möglichst bald die Kurve kratzen, wenn Sie mich fragen.«
    In der Tür blieb der Sheriff noch einmal stehen. »Ich habe noch nie einen so berühmten Mann wie Sie gesehen, und hoffentlich wird mir das auch nie wieder passieren.«
    In dieser Nacht hörte Zebulon ein Lied aus dem Saloon:
    Hard times come again no more
.
    ’Tis the song, the sigh of the weary
.
    Hard times, hard times, come again no more
.
    Many days you lingered around my cabin door
.
    Oh hard times come again no more
.
    A sigh that wafts across the troubled wave
,
    A wail heard upon the shore
,
    A dirge murmured around the lowly grave –
    Oh! Hard times come again no more
.
    Am nächsten Morgen saß Delilah neben ihm und rieb Rosenblätter über sein verwundetes Herz.
    Ihre Finger glitten langsam über seinen Bauch. Dann tiefer.
    »Wo ist Hatchet?«, fragte er.
    »Er wartet auf uns.«
    »Vergiss Hatchet. Wir gehen nach Mexiko. Oder nach Norden. Egal wohin.«
    Sie setzte sich vorsichtig rittlings auf ihn und biss sich auf die Unterlippe, als sie spürte, wie er in ihr wuchs. Er schloss die Augen. »Du hast noch nie von der Gnade gesungen, ich hab dich nicht in dieser
hacienda
gesehen, du hast den Direktor nicht in die falsche Richtung geschickt, sodass ich entkommen konnte, und ich hab dich noch nie zuvor gesehen.«
    »Alles richtig.« Sie beugte sich hinab und küsste ihn auf den Hals, die Ohren, die Augen. »Es war alles ein Traum.«
    Sie beugte den Hals und schwang ihre Hüften über seine, dann beugte sie sich vor und drückte mit den Händen von beiden Seiten gegen sein Herz. Ohne sich zu bewegen, passte sie ihren Atem dem seinen an, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass sie ihn behutsam an den Rand seiner selbst führen und ihn dann langsam wieder zurückholen konnte, ein Gefühl, das er noch nie erlebt hatte. Früher war immer er es gewesen, der führte, derjenige, der den Pfad markierte, derjenige, der immer die Kontrolle behielt, der kam und ging, wie es ihm passte.
    »Träumen wir einander?«, fragte sie.
    »Nein.« Er stieß so gewaltsam in sie, dass sie aufschrie. »Und jetzt?«
    »Nein«, flüsterte sie und führte ihn wieder zurück.
    »Jetzt?«
    »Ja«, stöhnte sie. »Jetzt.«
    Als sie später in der Nacht nebeneinander lagen, war ihre Stimme so weit weg, dass er sie dicht an sich ziehen musste, um sie zu verstehen: »Vor langer Zeit, in einem fernen Land, lebte einmal ein Mädchen, das immer den ganzen Tag am Ufer eines breiten schlammigen Flusses verbrachte. Das Mädchen war mit besonderen Kräften geboren worden und konnte mit allen Tieren sprechen, die in und an dem Fluss lebten, einschließlich der Fische, Frösche, Schlangen und Insekten, und außerdem mit mehreren der bösen Wassergeister, die sich für etwas ganz Besonderes hielten und glaubten, sie bestimmten über alles, was sich zutrug.
    Eines Tages machte sich das Mädchen über die Wassergeister lustig. Sie sagte ihnen, sie wisse mehr über den Fluss als sie und sie verstünden sich nicht darauf, richtig mit den Überschwemmungen und den gierigen Fischern umzugehen, die den Fluss so gefährlich machten. Sie riet ihnen, sich im eigenen Interesse von ihr beraten zu lassen, denn sie besitze eine besondere Gabe. Die Wassergeister, die mehrheitlich alt und verschroben waren, ärgerten sich über die Eitelkeit des Mädchens und beschlossen, ihr eine Lehre zu erteilen: Sie belegten sie mit einem Fluch. Der Fluch versetzte das Mädchen in solche Angst, dass sie drei Jahre lang unfähig war, ihr Bett zu verlassen. In einer Gewitternacht erschien ein alter Zwerg im Dorf und sagte der Mutter und dem Vater des Mädchens, dass ihre Tochter im Schattenreich zwischen Leben und Tod

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