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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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gedacht, er kann sich nützlich machen. Wie ich die Arapaho gefragt hab, was mit dir ist, hat sie gemeint, der Mexikaner hätte mich vielleicht verflucht. Und da war noch mehr, was ich mir kaum noch merken kann. Aber was soll’s? Wir sind alle verflucht, sobald wir auf der Welt sind. Nicht anders, wenn wir wieder gehen.«
    Elijah drehte den Kopf zu Zebulons Bauch hin. »Verfolgt Hatchet dich? Oder mich? Sollte ich es sein, sag ihm, wir sind quitt. Und ich trage ihm nichts nach.«
    Vor dem Saloon spielten zwei Geiger und ein Harmonikaspieler einen lebhaften Jig, während die Einwohner von Greasy Springs sich anschickten zu genießen, was eine lange Nacht zu werden versprach.
    Elijah nickte im Takt mit dem Kopf, dann riss er wieder an dem Seil um den Hals des Docs, sodass dieser schrie und heulte.
    Er griff nach dem Sharps und stützte sich auf.
    »Ich bin falsch in diese Stadt gekommen«, verkündete er. »Aber ich werde sie mit der richtigen Seite nach oben verlassen.«
    »Lass gut sein, Pa«, sagte Zebulon.
    Elijah zögerte. »Warum?«
    »Ich hab freies Geleit für dich ausgehandelt. Du kannst davonreiten.«
    »Gibt nichts mehr, wo ich hinreiten könnte, Junge. Die Zeiten sind vorbei.«
    Als Zebulon ihn zurückhalten wollte, drosch ihm Elijah den Gewehrschaft gegen die Brust, und er fiel hin. »Dieser Tanz gehört mir. Ich hab den Ball ins Rollen gebracht, und ich bring die Sache auch zu Ende. Wir alle sind Pilger auf der abschüssigen Rutschbahn des Lebens, aber jetzt bin ich dran mit Heulen. Deine Zeit kommt noch früh genug.«
    Elijah nahm seine Ottermütze ab und warf sie Zebulon in den Schoß. »Hirsch ist Hirsch und Fleisch ist Fleisch, Junge, nichts ist wichtig, und zum Teufel mit allem andern. Ich hab Luft durch Felsen pfeifen sehen und Wasser, das sich in Feuer verwandelt hat. Ich hab mein Leben gelebt und keine Angst gehabt, dem ins Auge zu sehen, was auf der anderen Seite liegt. Mir ist scheißegal, was dort auf mich wartet. Um die Gesellschaft kümmer ich mich, wenn es so weit ist. Oder auch nicht.«
    Er beugte sich hinab und küsste seinen Sohn auf den Scheitel, dann humpelte er zur Tür und stimmte erneut sein Todeslied an:
    Heya heya heya yo-ho, ho you
    Yeha hahe-ha-an, ha-habe ha
    Es gab einen Moment, da wollte Zebulon sich dem alten Bastard anschließen, auf die alte Art abdanken, beide direkt nach oben, ohne die Socken auszuziehen. Aber da war auch ein tieferes Ziehen, das ihn auf dem Boden sitzen bleiben und zuschauen ließ, wie Elijah zur Tür hinaus taumelte, sein Sharps mit der einen und die Pistole mit der anderen Hand abfeuerte und einen letzten Gebirgsruf ausstieß: »Uaaaaaaaaaaa!!«
    Sämtliche Waffen von Greasy Springs feuerten zurück, der Kugelregen warf Elijah durch die offene Tür wieder herein, über einen Tisch und dann auf den Boden, wo er auf Zebulon landete.
    Keiner aus der Menge, die durch die Saloonfenster schaute, sagte etwas, bis der Doc losgebunden und Zebulon zum Billardtisch getragen wurde.
    Nachdem der Doc Zebulons Hemd aufgerissen hatte, reichte ihm der Sheriff seinen Arztkoffer und eine Flasche Whiskey. Mit vereinten Kräften pressten sie Zebulon ein dickes Stück Rindsleder zwischen die Zähne und gossen Whiskey auf seine Wunde. Dann nahm der Doc ein Messer aus seinem Koffer und stocherte nach der Kugel.
    »Heilige Scheiße«, sagte er. »Da steckt tatsächlich eine Kugel drin, aber es ist eine alte.«
    Der Barkeeper, überzeugt, einem Wunder beizuwohnen, schenkte Drinks für den Sheriff und den Doc ein und dann auch für den Fotografen und alle anderen, die sich am Tresen drängten.
    »Wir brauchen Beweise«, sagte der Sheriff. »Sonst wird die Welt denken, wir hätten uns das alles ausgedacht.«
    Meinungen gingen hin und her.
    »Eine Kugel ist durch ihn durch.«
    »Der Alte hat ihn erledigt.«
    »Der Maler war’s. Der hat ihn abgeknallt.«
    »Blödsinn, wir alle haben ihn abgeknallt. Jeder Einzelne von uns.«
    »Drei Kugeln mitten durch die Pumpe.«
    »Er ist rausgerannt, dann ist er getroffen worden, zwei Mal.«
    »Dann hat’s den andern erwischt. Den, der reingegangen ist, um ihn rauszuholen.«
    »Wisst ihr überhaupt, wer da auf dem Billardtisch liegt?«, fragte der Doc, als das Gerede verstummt war, weil sich alle auf den Whiskey konzentrierten. »Das ist Zebulon Shook und kein anderer. Ich hab sein Bild in Sacramento gesehen. Vor euch liegt der größte verdammte Gesetzlose im gesamten Staat Kalifornien. Auf seinen Kopf sind fünfhundert Dollar Belohnung

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