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Zebulon

Zebulon

Titel: Zebulon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolph Wurlitzer
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bezahlen mich für jede Aufnahme, die Sie an Ihre Zeitung schicken.«
    »Natürlich«, sagte Stebbins, während sie in den Saloon gingen. »Etwas anderes käme für mich auch nicht in Frage.«
    »Der Sheriff und der Direktor werden einen Kuhhandel machen«, sagte Zebulon, während sie sich hastig anzogen. »Dann brechen sie die Tür auf und erschießen uns.«
    Wie zur Bestätigung fiel ein Schuss im Saloon, dann noch einer, gefolgt von einem Schrei.
    Auf dem Gang zögerten sie.
    »Nach Norden«, sagte Delilah, während sie die Treppe hinunterliefen.
    Dann rannten sie zu einem kleinen Wäldchen, in dem Delilah Pferde stehen hatte.

S IE RITTEN UNTER EINEM klirrend kalten Schauer metallischer Sterne, und die Hufe ihrer Pferde trappten dumpf über die schwarze Erde. Vor Tagesanbruch erreichten sie einen Unterstand, einen an zwei Eichen genagelten Streifen Segeltuch. Davor waren drei gesattelte Pferde neben den Resten eines kleinen Lagerfeuers an einen am Boden liegenden dicken Ast gebunden.
    Hatchet Jack kam auf sie zugetaumelt, zog sich die Hosen hoch und griff nach seinem Patronengürtel, der an einem Ast hing.
    Er sah Delilah an. »Hab gedacht, ihr seid in Mexiko, du und er.«
    »Er wollte, ich nicht«, sagte sie.
    Hatchet Jack zeigte auf Elijahs Ottermütze, die Zebulon tief in die Stirn gezogen hatte. »Die Haube kenn ich.«
    »Pa ist tot«, sagte Zebulon. »Hat sich abknallen lassen.«
    Hatchet Jack drehte sich um und scharrte mit dem Fuß Erde auf die Glut. »Da ist das Gold dran schuld. Und dass er von den Bergen runtergekommen ist.«
    Er verschwand in dem Unterstand. Dann kam er mit seinem Gewehr und zwei Satteltaschen wieder heraus, die er einem Pferd auf den Rücken schnallte.
    »Ich hätte dich doch in dem Graben liegen lassen sollen«, sagte er. »Hätte mir und allen anderen einen Haufen Ärger erspart.«
    »Wer lässt wen in welcher Stadt zurück?«, fragte Large Marge, die schwankend aus dem Unterstand auftauchte. Sie stieg langsam auf ein Pferd. »Ihr wisst sicher, dass sie kommen. Aber ich hab nicht vor, hierzubleiben, um mich davon zu überzeugen.«
    Sie sprengte davon, gefolgt von Hatchet Jack.
    Delilah ging zu ihrem Pferd hinüber, dann blieb sie stehen und schaute zu Zebulon zurück.
    »Reite ruhig mit, wenn du das willst«, sagte er.
    »Ich hab’s mir überlegt: Wir sollten doch nach Mexiko«, schlug sie vor.
    »Ich bin mit allem hier fertig«, sagte er. »Und vielleicht auch mit dir.«
    »Wenn’s doch nur so wäre«, sagte sie, saß auf und ritt hinter den beiden anderen her.
    Zebulon setzte sich an den Stamm einer Eiche und wartete darauf, dass sie zurückkam.
    Quién es?
, fragte er sich selbst.
    Die Antwort war ein Stimmengewirr, das klang, wie wenn jemand Murmeln in eine Blechschüssel schüttet.
    Er wartete den ganzen Vormittag darauf, dass die Stimmen verstummten. Als sie immer lauter und noch wirrer wurden, wälzte er sich hin und her und schlug mit den Fäusten auf die Erde ein.
    Quién es?
, fragte er wieder.
    Schließlich stand er auf und ritt hinter Hatchet Jack und Delilah her. Nach ein paar Kilometern überfiel ihn die Sorge, er könnte im Sattel einschlafen. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, in einem Traum aufzuwachen, der nicht seiner war.
    Träumen ist leicht, dachte er. Unangenehm wird’s, wenn man geträumt wird.

E R FAND IHR L AGERFEUER am Ende einer schmalen Schlucht. Es war dunkel. Die Luft war kühl, weil es geregnet hatte, und die nasse Erde roch nach Tannenzapfen. In der Mitte der Schlucht stieg er ab und band das Pferd an einer Krüppelkiefer fest.
    Ein Uhu rief, und er antwortete mit einem langen, klagenden Doppelton. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Brust, und er krallte sich mit den Händen in die Erde und biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte. Abermals schrie der Uhu, diesmal von einem tieferen Ast. »Shook!«, kreischte er. »Shooook … Shooook … Shooook!«
    Als er in das Lager gestolpert kam, schliefen schon alle.
    Er legte sich neben Delilah, die auf der anderen Seite des Feuers neben Hatchet Jack schlief, den Kopf auf seiner Brust, einen Arm um seine Schulter.
    Er zögerte, schaute von Hatchet Jack zu Delilah, legte ihr dann die Hand aufs Kreuz und atmete den Duft ihres lehmverkrusteten Haars.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    Er zögerte und schaute zu Hatchet Jack hinüber. »Vielleicht ist es zu spät.«
    »Kommt auf einen Versuch an«, antwortete sie.
    Sie wehrte sich nicht, als er ihr

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