ZECKENALARM IM KARPFENLAND
der Dauber. Do hads scho oogfangd. Middlerweiln hads mi regelrechd derbresld. Iech bin grang, waß abber ned wasi hab. Eigendlich habbi alles. Fieber, Bauchweh, friern duds mi, haaß is mer, der ganze Kerl dud weh, und wenni scheißn muss, scheißi Bluud. Wennsd mer ins Gsichd schausd, kennsd maana der Deifl schdehd bersenli vor dier. Iech waß nemmer weider. Iech glaab iech müsserd dadsächlich amol zum Doggder. Audofoahrn draui mi aa nemmer.“
„Dees is ja schlimm. Hoffendli is nix ernsds. Und was soll edz iech machn?“
„Julia, kennersd du miech ned abhulln? Iehr seid doch zu zweid, dei Mo und du. Dann kennerd miech aaner in meim Audo nach Röttenbach foahrn und der andere hinderher? Julia, iech waß wergli nemmer was iech machn soll!“
„Also, der Bruno kann morgn ned, der muss morgn frieh selber zum Doggder nach Erlang. Wecher seim Zugger. Der Aanziche, der mer grood eifälld, is mei Maigl. Der had ja nu Ferien. Abber begeisderd is der beschdimmd aa ned. Wenn er ieberhabd dahamm is. Den habbi seid ledzdn Freidooch suwiesu nemmer gsehgn. Den rufi edz amol o, und dann meldi mi numal bei dier.“
Julia hatte aufgelegt. Johannes Sapper war der Verzweiflung nahe und trank den Rest der Flasche Rotwein auf einen Zug leer.
Röttenbach, Freitag, 24. August 2012
Johannes Sapper war wieder daheim. Seine Schwester konnte ihren Sohn Michael mit Mühe dazu überreden, sie nach Füssen zu fahren, um sich um ihren kranken Bruder zu kümmern. Michael schimpfte mit seiner Mutter und warf ihr vor, dass sie sich nur ausnutzen ließe. „Warum kann der nicht in Füssen zum Arzt, wenn es ihm schon so dreckig geht?“, fragte er berechtigterweise. „Immer kommt er nur zu dir, egal ob es um ein neues Auto geht, oder eine Zwischenfinanzierung für seinen Kellerumbau. ‚Julia, kannst du mir mal hier helfen? Julia kannst du mir mal da was vorstrecken?’ Ich frage mich, warum der einen Audi Q3 für über fünfzigtausend Euro fahren muss? Dein Mann, der Bruno, hat sich neulich auch bei mir beschwert und mich gebeten, mal mit dir zu reden.“
„Der Bruno? Warum sachd der mier dees ned selber?“
„Das habe ich ihn auch gefragt, aber er meinte ‚Geh Michael, du bisd doch iehr Sohn. Wenn iech do wos sooch, dann schaud dees su bleed aus, weil dees is doch deiner Mudder iehr Geld. Iech hab ja aa nix dagegen, wenns iehrn Bruder underschdüdzd, abber der überdreibds scho a weng arch in der ledzdn Zeid. A richdicher Schmarodzer is dees worn.’ Das sagte er wortwörtlich zu mir. Und nun willst du mich dazu bringen, dass auch ich mich von ihm ausnutzen lasse! Also gut, dir zuliebe fahre ich dich nach Füssen, aber nicht seinetwegen. Ich lass dich am Hotel aussteigen und fahre gleich wieder zurück. Ich will ihn gar nicht sehen, sonst raste ich bloß aus und sage ihm meine Meinung.“
Als Julia Fuchs am Freitag um die Mittagszeit in Füssen im Hotel ankam und ihr Bruder wenig später die Tür öffnete, erschrak sie fast zu Tode, als sie ihn sah. Sie hätte ihn nicht wiedererkannt. Sein ganzes Gesicht, der Hals und die Handoberflächen waren von blutenden Hautflächen gekennzeichnet. Er machte einen total depressiven Eindruck und schien unter starken Schmerzen zu leiden. Auch sein restliches Äußeres machte einen stark verwahrlosten Eindruck. Seine Kleidung war total verknittert. Er musste sie schon mindestens zwei Tage nicht gewechselt haben. Auf seinem Hemd klebten Überreste von blutigem Erbrochenem.
„Dees is schee, dass du kumma bisd, Julia. Lass uns nach Röttenbach ham foahrn. Edz gleich, iech gher ins Bedd.“
„Als Erschdes ghersd du zum Dogder“, antwortete seine Schwester. Wortlos packte sie seine sieben Sachen zusammen. „Wu schdehd dei Audo?“
„In der Diefgarasch.“
„Iech bring edz dei Sachn zum Audo, dann zahli dei Rechnung. Du wardsd su lang hier im Zimmer. Wenni ferdi bin, kummi widder und mier nehma den Aufzuch zur Diefgarasch. Dann foahrn mier auf diregdn Wech ham. Vo underwegs ruf iech den Dogder o. Der muss soford kumma und muss schaua was du hasd.“
„Abber, muss dees denn …?“
Julia unterbrach ihn. „Nix, abber! Dees muss sei! Du waßd ja ned amol, was dees fier a Grangheid is, und ob die widder vo allans weggehd, waßd aa ned. Vielleichd is die sugoar anschdeggend! Zumindesd werd dier der Dogder Andibiodika odder sunsd a Medizien verschreibn. Do kannsd an Schieß drauf lassn. Dees socherder. Und edz willi nix mehr hehrn! Und dass alles vo allaans vergehd, was vo alla kumma is, willi
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