ZECKENALARM IM KARPFENLAND
in keine Polizeikontrolle. Der Führerschein wäre weg gewesen. Sein Restalkoholgehalt lag heute Morgen bestimmt noch weit über 0,8 Promille. Die Flasche Rum hatte er jedenfalls leer vor seinem Bett vorgefunden.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte der Hotelbedienstete am Empfang. „Benötigen Sie einen Arzt?“
„Gehd scho widder, is ned su schlimm“, log Johannes Sapper, „bin scho widder aufm Wech der Besserung.“ Er nahm seinen Hotelschlüssel und seinen kleinen Rollkoffer und begab sich auf den Weg zu den Aufzügen. Er drückte den Knopf und wartete. Kurz darauf öffnete sich eine Türe. Eine Chinesin stand in der Kabine. Sie wollte von der Tiefgarage in das dritte Stockwerk. Die Asiatin sah ihn an und riß die Augen auf. Schreiend flüchtete sie in die Hotelempfangshalle. Er verstand ja nichts. Er konntekein Chinesisch. Er wusste nicht, was „SARS!, SARS!“ bedeutete. In der fünften Etage öffnete er seine Zimmertür, stellte sein Köfferchen ab und begab sich ins Bad. Er erschrak zu Tode, als er in den Spiegel sah. Er sah aus wie eine Mischung aus Frankenstein, Godzilla und Dracula. Auf seiner Stirn, am Kinn und auf seiner linken Backe hatten sich zweifingerbreite, blutige Flecken gebildet. Direkt unter seiner Haut. Was war das denn? Dann nahmen seine Bauchschmerzen erneut krampfhaft zu. Er setzte sich auf die Toilette und verrichtete sein Geschäft. Als er fertig war und sich gereinigt hatte, war die Toilettenschüssel über und über blutbespritzt. Nun bekam Johannes Sapper doch Panik. Kalter Schweiß brach ihm aus, und er bekam Angst. War er ernsthaft krank? Vielleicht sogar lebensbedrohlich? Er überlegte fieberhaft, was er die letzten Tage zu sich genommen hatte. Nichts Ungewöhnliches! Als er gestern Morgen aus Röttenbach losgefahren war, ging es ihm noch blendend. In Rothenburg fühlte er die ersten leichten Schüttelfrostattacken, und dann ging alles so schnell. Schlag auf Schlag. Er sah sich erneut im Spiegel an. Ein Monster mit trübem Blick sah ihm entgegen. Nun verstand er den Mann an der Rezeption erst richtig. „Geht es Ihnen nicht gut?“ Was für eine Untertreibung! Er sah aus, als ob ihn ein bengalischer Tiger angefallen hätte. Er musste etwas tun. Aber was? Hier zum Arzt gehen? Er verwarf den Gedanken und griff zum Telefonhörer. Er wählte eine Röttenbacher Nummer und schon klickerte es in der Leitung. Tuut!, Tuut!, Tuut! … Tuut!, Tuut!
„Hier spricht der Kleinste der Familie Fuchs, der automatische Anrufbeantworter. Meine Herrschaften sind zurzeit leider nicht erreichbar. Sie können aber auch mir gerne eine Nachricht überlassen. Sprechen Sie bitte, nachdem ich fröhlich gepfiffen habe. Ich werde meinen Herrschaften Ihre Nachricht hinterlassen, sobald sie wieder zuhause sind.“
Er vernahm die Stimme seiner Schwester und die Fröhlichkeit ihrer Ansage. Dann kam der Pfeifton.
„Scheiß auf dei Gschmarri, Julia“, schimpfte er, „du bfeifsd fröhlich und iech ausm ledzdn Loch. Wenn du wissersd, wie saudreggich mier dees gehd, dann däds ned su bleed daherredn. Wu dreibdern eich scho widder rum? Wennsd hammkummsd, ruf miech gleich auf meim Händi oo. Iech glaab iech schderb, su schlechd gehds mer.“ Er war völlig benommen in seiner Not und wusste nicht was er tun sollte. Voller Verzweiflung öffnete er die Mini-Bar und stellte alle Schnapsfläschchen auf den Schreibtisch. Er sah auf sein Mobiltelefon in seiner Rechten. Es blieb stumm. Dann begann er mit dem ersten Wodka-Fläschchen und öffnete dazu eine Dose Bitter Lemmon. Als das Bitter Lemmon und der Wodka zu Ende waren, öffnete er eine Flasche Coca Cola und den Bacardi. Danach kam der Ouzo dran, den er mit Mineralwasser mixte. Er besah die trübe Flüssigkeit und versuchte verzweifelt, seine Bauchschmerzen zu ignorieren.
Die Schnapsvorräte waren längst aufgebraucht und die Rotweinflasche war auch schon halb leer, als sich sein iPhone meldete. Julia zeigte das Display an. Er drückte auf dem Display das Symbol mit dem grünen Telefonhörer.
„Hannes, was isn los? Wu bisdn du? Was isn bassierd? Warum jagsdn du mier su an Schregg ei? Mier woarn bloss beim Degen zum Eikaafn.“
„Dann woarder abber lang beim Eikaafn! Julia, iech bin in Urlaub. Zumindesd habber mer dengd, dass a Urlaub wern kennd, alsi losgfoahrn bin, abber zwischenzeidlich glaabi, dassi in der Höll gland bin. Julia iech bin in Füssn und wolld mier die Schlösser do oschaua. A boar Dooch Urlaub machen. Gesdern woar iech nu in Rodenburch ob
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