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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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sprach es sich leichter und freier, wenn auch für den nötigen Alkoholkonsum gesorgt war. Kuno Seitz freute sich auf das Gespräch. Eine willkommene Abwechslung in seinem tristen Dasein. Die Kirchenglocken in Alterlangen läuteten gerade acht Uhr abends, als er mit seinem ramponierten Einkaufswagen die Schallershofer Straße entlang schlurfte. Er hoffte einen Blick auf sein ehemaliges Zuhause zu erhaschen. Vielleicht waren Jens und Tina gerade im Garten. Nur ein kurzer, verstohlener Blick, und er wäre schon zufrieden gewesen. Der Richter hatte ihm im Scheidungsurteil jeglichen weiteren Kontakt mit seiner Familie verboten. Er musste vorsichtig sein. Seine Ex würde keine Gelegenheit auslassen, ihn beim geringsten Anlass ans Bein zu pinkeln. Zu groß war bei ihr die Enttäuschung über die zerrüttete Ehe und sein kriminelles Verhalten in der Korruptionsaffäre, welches der Familie nur zusätzliche Schande einbrachte. Verstohlen blickte er über die Straße. Nichts. Das Haus lag ruhig und verlassen da. Enttäuscht und stöhnend machte er sich weiter auf den Weg zur Brücke. Noch eine halbe Stunde, dann müsste er sein Ziel erreicht haben. Sein Einkaufswagen ratterte quietschend über die Unebenheiten des Gehsteigs. Die wenigen Fußgänger, denen er begegnete, sahen mitleidlos durch ihn hindurch. Als wäre er gar nicht existent. Eine wandelnde, übel riechende Luftblase. Nach weiteren zwanzig Minuten hatte er die Kreuzung Möhrendorfer Weg/St. Johann erreicht. Die Brücke war nur noch drei Steinwürfe entfernt. Er war früh genug dran. Till Stemmann würde nicht vor vierzig Minuten eintreffen. Wenn er überhaupt kam und sich das Ganze nicht doch noch anders überlegt hatte!
    •
    Till Stemmann war gekommen, und er hatte ausreichend Wodka mitgebracht. Er selbst dürfe keinen Alkohol trinken, erklärte er. Ärztliche Anweisung! Zu schlechte Leberwerte! Schade. Kuno Seitz trank ungern alleine. Wenn sich dies aber nicht vermeiden ließ, na dann eben doch! Bevor er auf seinen Fingernägeln herumkaute und der Wodka schlecht wurde, würde er sich nicht zweimal bitten lassen. Er schaffte auch alleine die eine oder andere Flasche. Gierig griff er nach der Marlboro-Box und riss sie auf. Es tat gut, den beißenden Rauch in den Lungenflügeln zu verspüren.
    Die Zeit verging wie im Flug. Aus der Ferne schlugen die Glocken bereits dreiundzwanzig Uhr. Kuno Seitz hielt bereits die zweite Wodka-Flasche in den Händen. Sie war noch halb voll, oder sollte er besser sagen „halb leer“? Die erste Flasche musste irgendwie undicht gewesen sein. Lange hielt sie jedenfalls nicht. Längst hatte er sie mit einem kräftigen, ausholenden Wurf platschend im dunklen Wasser des Rhein-Main-Donau-Kanals entsorgt.
    „… und so kam es, dass ich plötzlich mittellos und ohne Freunde auf der Straße stand.“ Kuno Seitz stierte mit trüben Blicken auf die ebenso trübe Wasseroberfläche des Wasserlaufs. Till Stemmann war ein aufmerksamer wie auch interessierter Zuhörer. Er sprach kein einziges Wort, er hörte nur zu. „Freunde, sogenannte Freunde“, hörte er den Obdachlosen mit lallender Stimme fortfahren, „wenn du sie brauchst, sind sie nicht da. Eine Welt voller Schein und Trug. Das habe ich gelernt.“ Wieder öffnete er die Flasche, setzte sie an seine Lippen und nahm drei kräftige, gurgelnde Schlucke. „Nur wenn sie selbst was brauchen, sind sie deine Freunde.“ Er rülpste. Der Geschmack des Wodkas stieg ihm in die Kehle. „‚Kuno kannst du mir hier helfen, Kuno kannst du mich da unterstützen?’ Ich Idiot habe an das Gute im Menschen geglaubt. Habe mir den Arsch aufgerissen. Habe nie nein gesagt, wenn sie mich um etwas baten. Scheiße! Verdammte Scheiße! Ja Kuno, da hast du ganz schön versagt, hast geglaubt du besitzt etwas Menschenkenntnis. Nichts von dem. Hast ganz schön in die Scheiße gegriffen!“ Wieder gurgelte der Wodka durch seine Kehle. „Aber du, Till, du bist ein wahrer Freund. Du hörst dir meine verdammte Geschichte an, sagst nichts, hörst nur zu und spendierst mir obendrein noch meine flüssigen Seelentröster. Du bist ein guter Mensch. Pass auf dich auf, kann ich dir nur raten, such dir deine Freunde mit Bedacht aus, und vor allem: Lass die Finger von den Weibern. Du kannst sie ruhig ordentlich bumsen, aber trau niemals ihren schönen, verführerischen Worten. Wenn es darauf ankommt, nehmen sie dich aus wie eine Weihnachtsgans. Glaub mir, du kennst ja nun meine Geschichte.“ Der restliche Wodka verschwand

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