Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
sagt viel über einen Menschen aus, sondern auch, wie er mit Rückschlägen umgeht. April, ich bin sehr stolz auf dich, wie du das mit der Sperrstunde eingehalten hast. Ich glaube, du warst nicht ein einziges Mal zu spät dran.«
»Stimmt, war ich nicht«, sagte ich, weil es echt so war. Na ja, bis auf das eine Mal, als ich bei Marissa übernachtet
habe. Die musste nicht zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein, solange sie sich regelmäßig alle paar Stunden per Handy meldete und ihren Eltern einen Gutenachtkuss gab, sobald sie heimkam. Ihre Eltern vertrauten ihr – und sie hielten engen Kontakt. Den hielten sie mit allen ihren fünf Kindern. Sie aßen jeden Abend zusammen. Freitagabend, zum Sabbatmahl, kamen die Großeltern, Cousins und Cousinen und die engsten Freunde. Ich durfte auch jederzeit kommen, und manchmal wünschte ich mir, Marissas Mom Dana wäre auch meine Mom.
Das war’s dann also? Ich musste weiterhin gute Noten schreiben, mich von Alkohol und Jungs fernhalten und die Sperrstunde einhalten? Das war doch machbar. Oder zumindest konnte man gut so tun als ob.
»Und wie mache ich das, wenn ich was kaufen will?«, erkundigte ich mich. »Wenn ich neue Klamotten brauche, zum Beispiel?«
Er räusperte sich. »Ich richte ein Konto für dich ein, da überweise ich jeden Monatsanfang Geld drauf. Zweihundert für Miete und noch mal zweihundert für Lebensmittel. Das Geld gibst du direkt an Suzanne weiter. Und dann kriegst du noch ein kleines Extrataschengeld für dich.«
»Oh«, sagte ich überrascht. »Wie viel dann insgesamt?«
»Tausend Dollar pro Monat.«
Heilige Scheiße. Machte der etwa Witze? Tausend Dollar im Monat? Ich wusste ja, dass mein Dad nicht schlecht verdiente ... aber das klang mir nach einem ganzen Haufen Asche.
Er lachte, als er mein überraschtes Gesicht bemerkte. »Das Geld ist nicht nur für überteuerte Designerjeans gedacht,
April. Davon zahlst du Miete, Essen, Bücher, das Pausenbrot in der Schule, Freizeitvergnügungen, Benzin ...«
»Benzin? Wofür denn?« Moment mal. »Krieg ich etwa ein Auto?«, kreischte ich.
Wieder drückte er meine Schulter. »Es wäre doch nicht fair, wenn du ganz davon abhängig wärst, dass Violet und Suzanne dich rumkutschieren.«
»Ja! Ja! Danke, danke, danke, danke!« Ich sprang von meinem Stuhl hoch und warf ihm die Arme um den Hals.
»Danke nicht mir.« Er küsste mich auf die Stirn. »Das hast du Penny zu verdanken. Sie findet, du solltest nicht von anderen Leuten abhängig sein, wenn du irgendwo hinwillst. Sie hat angeboten, ihr Auto für dich hier zu lassen«, meinte er freudestrahlend. »Ich kauf ihr in Ohio dann ein neues.« Mein Dad wollte mir ständig beweisen, wie viel ich Penny bedeutete. Aber wenn ihr wirklich so viel an mir lag, dann würde sie meinen Dad nicht nach Cleveland schleifen.
Trotzdem. Wenn sie mir was Gutes tun konnte, konnte ich das auch.
»Danke, Penny«, meinte ich, und es war mir herzlich egal, dass sie einen nagelneuen Wagen bekam und ich ihren zehn Jahre alten Honda, den sie schon vor ihrer Hochzeit mit Dad besessen hatte. Ich war ja schon froh, überhaupt ein Auto zu kriegen. Auch wenn es knallgelb war und nach Desinfektionstüchern roch. Wenigstens war es sauber.
Ein eigenes Auto! Ein eigenes Bankkonto voller Geld! Ein eigener Keller! Und mein Zimmer grenzte an das von niemand anderem! Ich hatte das Gefühl, das glücklichste Mädchen der Welt zu sein, und wenn ich einen Anflug von Schuldgefühl verspürte, nun, dann verdrängte
ich es ganz gut. Das schob ich ganz weit weg. Bis nach Cleveland.
»Ich erwarte dafür von dir, dass du mir jeden Monat eine Liste schickst, wofür du dein Geld ausgegeben hast. So wirst du unheimlich viel lernen. Du wirst dir angewöhnen müssen, eher praktisch zu denken.«
»Eine Liste. Okay. Das war’s dann also?«, fragte ich mit zappelnden Beinen. »Wir sind uns einig?«
»Ja, sind wir.«
Nachdem mein Vater endlich draußen war, klappte ich mein Laptop auf und sah nach, ob Noah geantwortet hatte, doch da war nichts. Ich hatte ja gewusst, er würde enttäuscht sein, dass heute nicht der Abend war, doch wenn er die Neuigkeiten erst mal hörte, wäre das vergessen. Ich hatte ihm noch nichts von Cleveland erzählt oder davon, dass ich bei Vi wohnen würde. Ich musste das erst alles in Ordnung bringen, weil ich nicht wollte, dass er sich unnötig Gedanken machte. Wie der Vater, so die Tochter, könnte man wohl sagen.
Ich rollte auf dem Stuhl vor und zurück. Ich konnte echt
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