Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Bettdecke verfangen hatte, und schlüpfte rein.
Was für eine Sorte Mädchen zog eigentlich ihre Hose aus, wenn sie neben einem Jungen schlief, der nicht ihr Freund war? Ach so, klar! Ein Mädchen, das auch Chlamydien kriegt!
»Hey«, meinte Hudson. Er suchte Blickkontakt, aber ich wich ihm aus. Nee, ganz bestimmt würde ich ihn jetzt nicht ansehen. »Alles in Ordnung?«
»April«, fuhr die Ärztin fort. »Es tut mir leid, dass das geschehen ist, aber ich bin froh, dass wir die Infektion entdeckt haben.«
Entdeckt. Wie eine Ratte. Ich stellte mir vor, wie eine Ratte durch meinen Körper krabbelte und an meinen Eierstöcken nagte. Ich wollte sofort diese Antibiotika. Auf der Stelle. Hey, Dad, können wir vor dem Frühstück noch kurz ein bisschen Rattengift besorgen?
Nachdem die Ärztin und ich aufgelegt hatten, streckte Hudson die Hand nach meinem Arm aus. »April?«
»Nein, nichts ist in Ordnung«, sagte ich und wich nun nicht nur seinem Blick, sondern auch seiner Berührung aus. Ich knöpfte meine Jeans zu. »Hast du das ganze Gespräch mitgehört?«
Er antwortete nicht.
Na toll. Meine Wangen brannten. Die Wangen und der Urin. Noch cooler. »Ich möchte wetten, du kannst von Glück sagen, dass gestern Nacht nichts zwischen uns war, wie?«
»Ist doch alles nicht so schlimm«, meinte er.
Ich betrachtete mich in dem hohen Spiegel. Da stand ich nun. Ich sah immer noch aus wie vorher. Nicht anders als vor den Chlamydien. Oder zumindest nicht anders als vor dem Moment, da ich davon erfahren hatte.
Ich musste mir das Haar zurückbinden. Sah voll übel aus.
»Ist sehr wohl schlimm«, sagte ich. Ich nahm ein Gummiband und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz. Dann wandte ich mich zu ihm um. »Seh ich krank aus?«
Unsere Blicke verfingen sich. »Nein«, meinte er schließlich.
»Halte Donut ruhig, okay?«
Er nickte.
Ich rannte die Treppe nach oben und zog die Tür hinter mir zu, in der Hoffnung, Dad würde mein Zimmer nicht sehen wollen.
Pokerface. Ich brauchte jetzt ganz dringend ein Pokerface. Auch wenn ich an nichts anderes denken konnte als an Chlamydien, Chlamydien, Chlamydien. Ich musste dafür sorgen, dass mir das Wort nicht dauernd durch den Kopf spukte. Ich musste es schaffen. Es musste aufhören. Es musste aufhören, und ich musste meinen Vater begrüßen, und ich konnte nur hoffen, dass das Haus ordentlich war und dass mein Dad keine Hinweise auf die gestrige Party fände und dass er nicht mitbekam, dass Vis Mom gar nicht hier wohnte oder dass wir ihn angelogen hatten oder dass ich Chlamydien hatte.
Denn wenn er rausfände, dass ich Chlamydien hatte, würde ich nach Ohio ziehen müssen.
Jep, davon war ich überzeugt. Wenn er das rausbekäme, würde er mich keinen Tag länger hierbleiben lassen. Er
würde nicht zulassen, dass ich in einem Sumpf von Krankheit und Verderbtheit lebte. Er würde mich beschützen und lieben und mich ordentlich und behütet wissen wollen.
Ich blinzelte die Tränen fort. Auf keinen Fall durfte ich jetzt weinen. Ich durfte jetzt keinesfalls über all das nachdenken. Ich durfte nicht, ich durfte einfach nicht. Und damit drückte ich den Türgriff runter und stürmte ins Wohnzimmer.
»Hi, Dad«, sagte ich.
DER BESUCH
Mein Dad und Penny hatten es sich schon auf demselben Sofa bequem gemacht, das vor zwanzig Minuten noch Brett als Bett gedient hatte, doch als ich durch die Kellertür marschiert kam, sprangen sie auf.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte mein Dad und umarmte mich. »Ich hab dich vermisst.« Er roch nach Dad. Warm und irgendwie nach Moschus.
»Ich dich auch«, sagte ich leise und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken. Dann aber dachte ich, ich sollte ihm nicht zu nahe kommen. Ich könnte ja ansteckend sein. Ich wich von ihm zurück. »Sollen wir gehen?«
»Wir dachten eigentlich, wir warten vielleicht, bis Suzanne mit Duschen fertig ist. Um Hallo zu sagen.«
»Ich hab sie noch nie getroffen!«, rief Penny und sah sich um. »Ist das denn zu glauben?«
Die Dusche. Sie dachten also, Vis Mom wäre unter der Dusche. Wie kamen sie da nur drauf? Ich lauschte, und tatsächlich, da war jemand unter der Dusche. Was zum Henker?
Ich warf Vi einen fragenden Blick zu. Wer auch immer die Dusche angestellt hatte, war ein toter Mann. Oder eine tote Frau.
»Sie kann es gar nicht erwarten, Sie kennenzulernen«, meinte Vi ohne Zögern. »Ich hoffe, sie ist bald fertig. Sie duscht oft echt lächerlich lange. Ich geh lieber mal und sag ihr Bescheid, dass Sie
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