Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Abend überhaupt noch was zu verlieren hatte. Ich machte einen Schritt, und ein Tortillachip ging zum Angriff auf meinen nackten Fuß über. Autsch.
Gottverdammte Scheiße.
»Das ist ja toll, Dad«, zwang ich mich zu sagen. »Also ... wo seid ihr jetzt genau? Seid ihr gerade gelandet?«
»Nö, wir sind gerade durch Greenwich gefahren. In zwanzig Minuten müssten wir in Westport sein.«
Zwanzig Minuten?!
Vom Sofa her war ein Grunzen zu hören. Brett drehte sich auf den Rücken. »Ist scheißkalt hier drinnen«, gab er von sich.
»April, du hast doch nicht etwa einen Jungen bei dir, oder?«, erkundigte sich mein Dad.
Ich fuchtelte mit der Hand in der Luft rum, um Brett zu signalisieren, dass er verdammt noch mal die Klappe halten sollte.
»Was? Nein! Wo denkst du hin! Vis Mom hört Radio!«
»Wir sind gerade am Rock Ridge Country Club vorbei. Sieht fast so aus, als wären wir früher da als erwartet. Wir kommen in fünfzehn Minuten. Ich kann’s gar nicht erwarten, dich wiederzusehen, Prinzessin.«
»Geht mir genauso«, würgte ich mit erstickter Stimme hervor und legte auf. Ich machte die Augen zu. Und dann wieder auf.
Im Wohnzimmer zwei halb nackte Jungs. Einer mit einem Krönchen auf dem Kopf.
Noch mehr halb nackte Jungs in den anderen Zimmern.
Leere Schnapsflaschen und kaputte Plastikbecher überall.
Und von Vis Mom weit und breit keine Spur.
Die Prinzessin war ja so was von tot.
SCHNELL
»Wach auf!«, schrie ich aus vollem Hals. »Vi!« Mein Dad war auf dem Weg hierher. Mein Dad war auf dem Weg hierher! Im Haus herrschte das reinste Chaos, und mein Dad war unterwegs hierher! Mir blieben fünfzehn Minuten, um den Laden auf Vordermann zu bringen. »Alarmstufe rot! Alarmstufe rot!«
Brett, immer noch ohne Oberteil, sprang vom Sofa hoch. »Was? Was ist passiert?«
»Du musst dich verstecken«, erklärte ich ihm. »Und du musst dir was anziehen.«
Er zog sich die Tischdecke wieder über den Kopf.
»Das ist kein besonders gutes Versteck«, meinte ich. »Aber erst hilfst du uns, dann kannst du dich verstecken. Sklaven, aufgewacht! Ich brauche euch!«
Zachary stand auf, wobei der Esszimmerstuhl, auf dem er gesessen hatte, gleich umkippte.
Vi kam aus ihrem Zimmer gerannt. »Was ist denn los?« Sie sah total zerzaust aus. Und wie! Dean kam hinter ihr rausgeflitzt.
Ich konnte mir schon vorstellen, was die beiden getrieben hatten.
Als Nächstes kamen Marissa und Aaron aus dem Zimmer von Vis Mom rausgestolpert.
Ich rieb mir die Schläfen. »Leute. Mein Dad. Kommt hierher. Jetzt gleich. Wir müssen hier so weit aufräumen, dass es nicht nach einer fetten Party aussieht. Sonst ...«
»Genau genommen zählt es doch gar nicht zu den Regeln, dass du keine Party veranstalten darfst«, meinte Dean. »Zumindest steht das nicht mit auf dem Zettel am Kühlschrank.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich schätze, das ist schon auch mit angedeutet.«
Wir sahen uns alle um und betrachteten die verschütteten Getränke, die Chipskrümel und die halb nackten Jungs.
»Sieht nicht gut aus«, bemerkte Vi.
»Nein«, pflichtete ich ihr bei. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Neun Uhr fünfundvierzig. Aaah! Ich fing an, Becher einzusammeln, und hielt sie an meinen Körper gepresst. Ich brauchte Mülltüten.
»Kannst du ihn draußen aufhalten?«, fragte Vi.
Brett streckte die Arme und gähnte. »Wen soll ich draußen aufhalten?«
»Aprils Vater«, erklärte Vi.
»Wohnt der denn auch hier?«, erkundigte sich Brett.
»Nein«, meinte ich, während ich eine leere Tüte Käseflips zerknüllte. »Und wenn ihr mir jetzt nicht gleich helft, wohn ich auch bald nicht mehr hier.« Ich klatschte in die Hände. »Dean, du kümmerst dich um die Überschwemmung. Vi, hol Mülltüten. Sammle die ganzen Zigarettenkippen ein. Und
schau, ob du ein Desinfektionsmittel findest. Wer hat eigentlich hier drinnen geraucht? Alle anderen, räumt auf. Ich hol den Miele.«
»Was ist denn ein Miele, Mann?«, fragte Brett.
»Ein Staubsauger«, brüllte ich. »Jetzt los, los, los!«
NUR NOCH ZEHN MINUTEN
Ich machte sauber. Vi saugte. Alle anderen sammelten den Müll auf. »Ich darf das also so verstehen, dass Aprils Vater mit der Party von gestern Abend nicht einverstanden wäre?«, fragte Brett.
»Nicht so wirklich«, meinte ich. »Mach weiter.«
NUR NOCH SECHS MINUTEN
»Mir fallen gleich die Finger ab«, beschwerte sich Dean. »Vi, kannst du sie nicht gesund küssen?«
»Auf gar keinen Fall«, meinte Vi.
Ich hätte ihr ja gern
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