Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
stand auf, ließ
Hudson und Donut allein, ging ins Bad, zog die Tür hinter mir zu und setzte mich auf den Toilettendeckel. Ich war leicht zittrig. »Können Sie das noch mal sagen?«, brachte ich schließlich mit Mühe raus.
»Du hast Chlamydien«, wiederholte sie.
»Chlamydien«, entfuhr es mir, wesentlich lauter als beabsichtigt.
»Ja.«
»Das ist ...« Meine Stimme versagte. »Eine Geschlechtskrankheit?«
»Ja.«
»Ich habe eine Geschlechtskrankheit.«
»Tja, leider.«
»Aber das ist unmöglich.«
»Bist du denn sexuell nicht aktiv?«, erkundigte sie sich.
»Ich ... doch.«
»Dann ist es also möglich.«
Ich hatte eine Geschlechtskrankheit. Eine Geschlechtskrankheit? Wie konnte das denn sein? Ich fühlte mich ertappt und schmutzig und wollte unbedingt duschen. Eine heiße Dusche. Eine lange heiße Dusche. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, ließ sie dann aber wieder sinken, weil ich mir selbst nicht zu nahe kommen wollte. »Nein, aber Sie verstehen nicht. Mein Freund und ich sind schon seit über zwei Jahren zusammen.«
»Es ist möglich, dass einer von euch beiden die Krankheit aus einer früheren Beziehung hat.«
Ich schüttelte den Kopf und erwartete, sie müsste das sehen. »Aber es gab keine früheren Beziehungen. Wir waren beide noch Jungfrau!«
»Hmm. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Chlamydien über Oralsex übertragen werden. Aber das ist äußerst selten.« Sie schwieg kurz. »Bist du dir sicher, was deinen Freund anbelangt?«
»Nein, aber ...« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich schüttelte einfach nur weiter den Kopf. Hatte Noah ... Sex mit jemand anderem gehabt?
»Wir hätten gern, dass dein Freund hier vorbeikommt, er müsste sich ebenfalls einer Behandlung unterziehen.«
»Noah auch?«, fragte ich. »Hat er das auch?«
»Sehr wahrscheinlich, ja«, meinte sie.
»Chlamydien«, wiederholte ich noch einmal.
»Ja.«
»Aber ich ... ich weiß ja noch nicht mal, wie man Chlamydien schreibt.«
»Na ja, schwer zu schreiben, leicht zu kriegen«, meinte sie trocken. »Das ist auch der Spruch unserer öffentlichen Aufklärungskampagne.«
Ich hätte ja gelacht, wenn mir nicht zum Heulen zumute gewesen wäre. »Sind Sie auch ganz sicher?«
»Wenn du willst, führen wir noch einmal einen Test durch, aber die sind schon recht zuverlässig, und ich würde bei dir trotzdem gern gleich mit der Behandlung anfangen und dir Antibiotika geben. Um Komplikationen zu verhindern.«
Komplikationen? »Was für Komplikationen denn?«
»Wenn man sie nicht behandelt, können Chlamydien eine Unterleibsinfektion auslösen – und die kann schlimmstenfalls unfruchtbar machen.«
All ihre Worte wirbelten in meinem Kopf herum, so wie schmutziges Spülwasser im Geschirrspülbecken. »Unfruchtbar?
« Mein Herz blieb stehen. »Meinen Sie damit, es könnte sein, dass ich keine Kinder kriegen kann?« Ich musste an Penny denken.
»Deine Symptome deuten auf keine Infektion hin, daher würde ich mir wegen bleibender Schäden im Augenblick keine Gedanken machen. Aber es ist gut, dass wir dich getestet haben.«
»Es hat beim Pinkeln gebrannt«, erklärte ich.
»Bei den meisten Menschen machen sich keinerlei Anzeichen bemerkbar«, entgegnete sie.
Sollte ich jetzt etwa auch noch froh sein? Ich fühlte mich, als hätte man mir einen Hieb in die Magengrube verpasst.
Es klingelte an der Tür. Mein Vater. Mein Vater war hier, und ich hatte Chlamydien. Hi, Daddy! Wie geht’s? Gut? Toll! Mir geht’s auch gut. Abgesehen von den Chlamydien.
Chlamydien, Chlamydien, Chlamydien. Schwer zu schreiben, ja, aber genauso schwer auszusprechen. Brautkleid bleibt Brautkleid und Chlamydien bleiben Chlamydien.
»April?«, meinte die Ärztin. »Kannst du mir sagen, bei welcher Apotheke du die Sachen holen willst? Dann kann ich das Rezept schon mal einreichen, für eine Tagesdosis Antibiotika.«
»Ja. Ähm ... könnten Sie es an den Walgreens auf der Saugatuck schicken?«
Ich hörte Schritte über mir. Die Schritte meines Vaters. Ich musste schleunigst nach oben. Außerdem brauchte ich eine Hose. Ich riss die Tür auf und rannte zurück in mein Zimmer.
»April?«, brüllte Vi. »Dein Dad und Penny sind hier!«
»Hi! Ich komme! Nur eine Sekunde!«
»Wir sehen uns dann also in zwei Wochen?«, sagte die Ärztin gerade. »Und dein Freund sollte so schnell wie möglich bei uns vorbeikommen.«
»Ja. Gut. Kann ich Sie zurückrufen wegen eines Termins?« Ich entdeckte meine Jeans, die sich in meiner
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