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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Stand, dann hielt ich die Luft an. Was, wenn Vi mich nach dem ganzen Hin und Her überhaupt nicht haben wollte?
    »Klar kannst du bei mir wohnen! Meiner Mom macht das sicher nichts aus! Ich kann dich doch nicht nach Cleveland ziehen lassen! Kommt gar nicht in die Tüte!«
    Puh – erleichtert atmete ich aus.
    »Dann sind wir Hausgenossinnen!«, quiekte sie vergnügt.
    Ich selbst hätte ja eher Zimmergenossinnen gesagt, aber Vi war eindeutig die Sorte Mädchen, die Hausgenossin sagte. Hausgenossin klang viel kultivierter. Zimmergenossinnen waren was für Kinder. Außerdem gehörte Vi zu der Sorte Mädchen, die es hasste, als »Mädchen« bezeichnet zu werden. Sie war eine Frau, ganz klar. Sie trank Wein, trug ihr schwarzes Haar als Bob gestylt, trainierte jeden Morgen, war Redakteurin bei der Schülerzeitung und las jeden Tag die New York Times . »Mädchen« passte nicht zu ihr. Vi war einfach supercool.
    Vi und ich waren zusammen im Kindergarten. Damals gab es noch gemischte Gruppen, die Drei- und Vierjährigen
zusammen. Vi und ich hatten gleich einen Draht zueinander gehabt. Und unsere Mütter auch. Dann haben Suzanne und meine Mom sich aus den Augen verloren, aber Vi und ich blieben die ganzen Jahre Freundinnen, obwohl wir nicht in derselben Jahrgangsstufe waren und obwohl wir nicht dieselben Leute kannten. Manchmal gab es Überschneidungen – wie an dem Abend, an dem »Der Vorfall« passierte. Doch normalerweise hatten wir getrennte Freundeskreise. Auch wenn wir beide immer Freundinnen gewesen waren.
    »Wir werden einen Riesenspaß haben«, fuhr sie fort.
    Oh ja, Spaß würden wir haben. Mit Vi und Suzanne zusammenzuwohnen wäre etwas ganz anderes, als bei Dad und Penny zu leben.
    Nehmen wir uns einen Augenblick Zeit für einen Vergleich, okay?
    In unserem Haus sind die Laken auf jedem Bett militärisch straff gespannt. Wenn ich mich gegen das leinenbezogene Kopfende des Bettes lehnen will, soll ich doch bitteschön ein Kopfkissen benutzen. Vi und ihre Mom hingegen besaßen beide ein Wasserbett. Ich hab noch nie mitgekriegt, dass Suzanne ihr Wasserbett gemacht hätte. Bei Vi daheim roch es nach Zimtweihrauch. Bei uns roch es nach Desinfektionstüchern mit einem Hauch von Lysol. Wegen »Des Vorfalls« musste ich immer um spätestens zehn zu Hause sein. Suzanne hielt nichts von solchen Deadlines. Das ließe sich auch nur schwer durchsetzen, weil ihre Vorstellung normalerweise bis elf ging und sie selbst selten vor ein Uhr nachts daheim war.
    Auf einen Unterschied zwischen Suzanne und meinem Dad möchte ich noch hinweisen: Suzanne war spontan. Sie lud in
letzter Minute zum Abendessen ein, bei dem dann jeder was mitbrachte, und sie veranstaltete Marathon-Filmabende. Mein Dad und Penny stellten sogar einen Plan dafür auf, wann sie miteinander schliefen. Jeden Dienstag und samstags um elf. Ich versuchte dann immer schon im Bett zu sein und zu schlafen. Es stand zwar nicht unbedingt im Kalender, aber die Musik von Barry Manilow lief immer zur selben Zeit, da konnte man die Uhr danach stellen. Man stelle sich das vor ... Sex zu planen? Gibt es etwas Unromantischeres?
    Okay, Noah und ich versuchten die Sache mit dem Sex auch zu planen – heute Abend vielleicht?! –, aber wir taten das ja eindeutig aus einem anderen Grund. Wir konnten uns auf die Schnelle ja schlecht eine eigene Wohnung suchen, in der wir ungestört waren.
    »Das ist perfekt«, fuhr Vi fort. »Du weißt ja gar nicht, wie perfekt das ist. Die haben meiner Mutter soeben die Hauptrolle in Mary Poppins angeboten, sie geht damit auf Tournee.«
    Ich musste lachen. »Deine Mutter spielt Mary Poppins?«
    »Ja. Mir ist klar, wie ironisch das klingt.«
    »Wie lange denn?«
    »Der Vertrag geht über sechs Monate. Die Tournee beginnt in Chicago, dort bleiben sie sechs Wochen, dann ziehen sie weiter durchs ganze Land. Sie wird echt froh sein, wenn jemand bei mir ist.«
    Heilige Scheiße. »Wir beide ... in eurem Haus?« Wir beide. In ihrem Haus am Strand. Und keine Eltern.
    »Na klar! Ist das nicht perfekt?«
    »Und deine Mom hat kein Problem damit, dich allein zu lassen?«

    »Süße. Einen Job zu finden ist heutzutage echt voll schwer, und meine Mom wird auch nicht jünger oder schlanker. Sie ist inzwischen doppelt so dick wie früher. Wenn sie mit Mary Poppins auf Tournee gehen kann, dann geht sie mit Mary Poppins auf Tournee.«
    Früher war Suzanne ein Broadway-Star mittleren Bekanntheitsgrads. Dann wurde sie von einem süßen Briten geschwängert.

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