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Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten

Titel: Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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übrig?«
    Er lächelte und trat einen Schritt näher. »Tut das irgendwas zur Sache?«
    Ich dachte darüber nach. »Nein. Ich bin nur neugierig.«
    »Du hältst mich für einen Dealer?«
    »Nein«, entgegnete ich. War mir das peinlich. »Vielleicht.«
    »Du würdest mein Geld also nehmen, selbst wenn ich es mit Drogen verdient hätte?«
    »Ach, jetzt stellst du also meine moralischen Prinzipien auf die Probe?«
    Er nickte. »Jep.«
    »Nein, ich würde es nicht nehmen.«

    Er zuckte mit der Schulter. »Dann kann ich dir leider nicht helfen.«
    »Im Ernst?«
    Wieder gab er mir ein Lächeln zurück. »Nein. Ich kann dir immer noch helfen.«
    Ich deutete auf die freien Sitzplätze neben Lucy und Vi, die immer noch tief und fest schliefen. Wir setzten uns. »Aber, Hudson – woher oder von wem hast du dann das Geld?«
    Er legte die Beine hoch auf den Tisch. »Wenn ich dir das verrate, müsste ich dich leider umbringen.«
    Ich legte meine Füße neben seine und trat ihn seitlich gegen den Schuh. »Genau wegen solcher Sprüche denken alle, dass du nichts Gutes im Schilde führst.«
    Er lächelte unbeirrt weiter. »Ich bewahr mir gern eine gewisse mysteriöse Aura. Was sagen die andern denn sonst noch?«
    »Ich hab da so ein paarmal mitgekriegt, wie dein Beruf geraten wurde.«
    »Zum Beispiel?«
    »Gigolo«, sagte ich. »Callboy.« Ich spürte, wie meine Wangen zu brennen anfingen.
    Er lachte laut los. »Im Ernst? Wie cool.«
    »Jemand hat beobachtet, wie du zu den unmöglichsten Zeiten zu alleinstehenden Frauen ins Haus bist.«
    Er lachte wieder. »Bei wem denn zum Beispiel?«
    »Na, Miss Franklin.«
    Seine Augen weiteten sich, und jetzt lachte er gleich noch lauter. »Du denkst also, Miss Franklin bezahlt mich für Sex?«

    »Das hab ich nicht gesagt. Du hast mich gefragt, was die andern so reden.«
    »Und was glaubst du, dass ich tue?«
    »Vielleicht modeln?« Kaum hatte ich das gesagt, wurde ich wieder rot. Jetzt wusste er also, dass ich ihn scharf fand. Er dachte bestimmt, ich flirte mit ihm. Flirtete ich denn mit ihm? Es war nicht schwer, mit einem Typen zu flirten, von dem man wusste, dass er einen hübsch fand.
    Er lachte. »Man hat mir schon mal gesagt, dass ich schöne Ohren hätte.«
    »Und wofür genau würde ein Ohrenmodel modeln?«
    »Für Ohrenschützer? Oder Kopfhörer? Q-Tips? Mit meinen Ohren könnte ich ganz schön viele Jobs kriegen.«
    »Kann ich dieses grandiose Ohr mal sehen?«
    Er beugte seinen Kopf näher zu mir. »Nicht schlecht, oder?«
    »Hübsche Größe. Nicht zu groß, nicht zu klein. Stehen nicht ab. Kein zu großes Ohrläppchen. Exzellentes Ohr. Wie sieht das andere aus?«
    »Nicht so gut. Hat so einen komischen Knubbel oben, ähnlich wie Spock.« Er drehte den Kopf, um es mir zu zeigen. »Fühl mal.«
    Ich kicherte. Wieso saß ich hier eigentlich in der Notfallklinik und kicherte? »Du willst, dass ich dein Ohr anfasse?«
    »Klingt komisch, wenn du es so sagst. Berühr es nur am Rand.«
    Ich streckte die Hand aus und strich mit dem Finger über den oberen Rand. Seine Haut war kalt und glatt und weich. Sein Haar kitzelte mich an den Fingerspitzen. Wärme breitete
sich in meiner Hand aus, dann kroch sie den Arm hoch und an der Wirbelsäule entlang nach unten.
    »Hey«, meinte Hudson und schaute zur Tür.
    Ich folgte Hudsons Blick und ließ die Hand fallen. Noah. »Hey!«, sagte ich. »Was tust du denn hier?«
    Er trat von einem Bein aufs andere. »Ich dachte, du bräuchtest vielleicht Gesellschaft«, meinte er. »Sieht aber so aus, als hättest du schon jemanden gefunden.«
    »Ich ...« Mein Herz raste. Ich sprang auf. »Hudson hat mir – hat uns – das Geld geliehen.«
    Noah beäugte Hudson argwöhnisch. »Wow, Mann, das ist aber großzügig von dir.«
    »Kein Thema«, meinte Hudson und erwiderte Noahs Blick.
    Dann tauchte Dean auf mit einem Pappkarton voller Kaffeebecher. »Wer hätte gedacht, dass der coolste Ort, an dem man dienstags um zwei in der Nacht abhängen könnte, die Norwalk Tierklinik ist? Wer möchte einen Frappuccino?«
    »Ich glaub, ich geh dann lieber«, meinte Hudson und stand auf.
    »Musst du aber nicht«, sagte ich schnell und berührte ihn am Jackenärmel. Dann ließ ich meine Hand sinken. »Ich meine, klar kannst du nach Hause, wenn du willst. Ist ja logisch, dass du nicht gern hier rumhängst.«
    Er zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. »Viel Glück.«
    »Aber ich bin doch gerade erst gekommen«, meinte Dean. »Und ich hab schon meinen halben Frap getrunken.

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