Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Ich kann doch jetzt nicht schlafen.«
»Ich kann dich ja später heimbringen«, schlug Noah vor. »Wenn dein Bruder lieber geht.«
»Cool. Danke, Mann.«
Hudson winkte uns zum Abschied zu und ging zur Tür.
»Danke«, rief ich ihm hinterher.
Er zwinkerte und ließ die Tür hinter sich zufallen.
Dean stellte das Tablett auf dem Tisch ab. »Ich hab sechs mitgebracht. Möchten Sie einen, Marcy?«, fragte er die Dame am Empfang, deren Namensschild er gelesen hatte.
»Gern«, meinte sie. »Wenn es euch nichts ausmacht.«
Vi streckte die Arme über den Kopf und machte ein Auge auf. »Was ist denn hier los?«
»Guten Morgen, Schlafmütze«, sagte Dean und setzte sich auf ihren Schoß. »Ich bin gekommen, dich zu retten.«
»Dein Bruder hat uns gerettet. Was hast du denn zu bieten?«
»Meinen Körper?«
Vi schüttelte den Kopf. »Kein Interesse. Sonst was?«
Ein verletzter Ausdruck huschte über Deans Gesicht, doch er wischte ihn schnell wieder weg. »Wärst du denn an einem eiskalten, süßen Kaffeegetränk interessiert?«, fragte er mit einer schwungvollen Handbewegung.
»Oh, das nehm ich gern.« Sie sah zu Noah auf. »Hey. Du bist nicht Hudson.«
Wollte sie etwa meine Beziehung ruinieren und ihre eigene gleich mit? »Noah ist vorbeigekommen«, meinte ich. »Um uns Gesellschaft zu leisten. Hudson ist gerade gegangen.«
»Aber er hat dir das Geld gegeben?«
Nicht gut, Vi. »Jep. Alles in Ordnung.«
Noah sah mich fragend an. »Aha. Hudson hat dir also dreitausend Dollar geschenkt.«
»Eigentlich waren es ja nur zweitausendeinhundert, die
uns noch fehlten. Und er hat es mir nicht geschenkt. Ist nur ein Darlehen.«
»Warum?«
»Weil ich es gebraucht habe?«
»Aber warum sollte er dir das Geld leihen?«
Ich verschränkte die Arme. »Weil er darauf vertraut, dass ich es ihm zurückzahle? Weil er nicht will, dass Donut stirbt?«
Vi grinste. »Noah, du bist wohl eifersüchtig, dass Hudson die Rettung war und nicht du?«
Noah schenkte ihr keine Beachtung und wandte sich an mich. »Könntest du bitte kurz mit mir nach draußen kommen?« Er marschierte zur Tür raus. Ich folgte ihm. Die eisige Luft schmerzte. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wo ich meine Jacke gelassen hatte, jedenfalls hatte ich sie nicht an.
»April«, meinte er, »ein Kerl leiht einem Mädchen nicht einfach so zweitausend Dollar. Es sei denn, er steht auf sie.«
»Wir sind nur Freunde«, entgegnete ich.
»Und warum hast du ihn dann angefasst?«
»Ich hab nur sein« – das würde jetzt schon komisch klingen – »Ohr gefühlt.«
Er kniff die Augen zusammen. »Läuft da was zwischen euch beiden?«
»Nein! Natürlich nicht!« Ich lachte. »Du denkst doch nicht, dass ich so etwas machen würde, oder?« Glaubte er denn wirklich, ich wäre ... wie meine Mutter?
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich weiß, dass du das nicht tun würdest. Ich mag es nur nicht, wenn ein anderer Kerl sich an meine Freundin ranmacht.«
Ich nickte. »Ich zahl ihm das Geld zurück. Sobald ich kann.«
»Ich wette, das Ganze war Vis Idee«, grummelte er. »Sie ist echt ’ne blöde Kuh.«
»Ist sie nicht! Noah!«
»Die will dich doch mit Hudson verkuppeln, damit ihr immer schön zu viert was unternehmen könnt.«
»Du spinnst doch echt voll.« Was hatte er bloß für ein Problem? »Erst bist du eifersüchtig auf Hudson, und dann auch noch auf Vi?«
»Ich bin nicht eifersüchtig«, meinte er. »Ich mag es nur nicht, wenn irgendjemand dir sagt, was du tun und lassen sollst. Und Vi tut das dauernd.«
»Tut sie nicht.« Was war hier nur los? Alles war doch so gut gelaufen – viel besser als in den letzten Monaten –, und plötzlich taten sich überall Risse auf.
Ein falscher Schritt, und schon würden wir in die Tiefe stürzen.
»Tut sie doch. Ich weiß ja, dass du sie für ein Geschenk Gottes an die ...«
»Noah – nicht jetzt, okay?« Ich hatte im Moment echt keine Nerven für so was. Das ging gerade einfach nicht.
Er sah mich an. Er musste den gequälten Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn jetzt zog er mich in seine Arme. »Tut mir leid.«
»Können wir wieder reingehen?«
Er hielt mir die Tür auf.
Als wir wieder drinnen waren, stierte Dean finster vor sich hin. »Wenn ihr mich hier nicht haben wollt, dann geh ich eben.«
»Du musst nicht bleiben«, meinte Vi.
Dean seufzte. »Ich weiß, dass ich nicht muss. Ich muss nämlich gar nichts.«
Die beiden blickten zu uns auf, dann sahen sie sich wieder gegenseitig
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