Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan haetten
Extrageld.«
Treffer! »Danke, Dad.« Ich gab mir Mühe, traurig zu klingen. Seit wann benutzte ich eigentlich meine angeblich tote Katze dazu, mir Geld zu erschleichen?
»Hast du deinem Dad gerade noch mehr Geld aus der Tasche gezogen?«, meinte Noah, nachdem ich mich verabschiedet hatte.
»Kann schon sein.«
»Gut. Dann kannst du Hudson die Kohle schneller zurückzahlen.«
Offensichtlich war es immer noch ein wunder Punkt bei ihm, dass Hudson mir Geld geliehen hatte. Wenn auch nicht wund genug, als dass Noah mir was gegeben hätte. Doch statt irgendwas dergleichen ihm gegenüber zu erwähnen, schob ich ihm die Hand unters Hemd und zog ihn auf mich drauf.
ANTWORT AUF DIE E-MAIL VON MEINEM DAD AN DIE FALSCHE SUZANNE
NACHDEM ICH DIE MAIL VON MEINEM DAD AN »SUZANNE« GELESEN HATTE
Wer fühlte sich jetzt total mies? Ich, ich!
VERLOREN IM WELTRAUM
Mein Dad fuhr mit Matthew und mir nach der Scheidung nach Disneyland, in dem Sommer, bevor ich auf die Highschool wechselte. Ich war damals vierzehn.
Auf Spaceship Earth hatte ich dann eine Panikattacke.
Irgendwas an der Fahrt und an der Reise durch 40 000 Jahre Menschheitsgeschichte – von den Ägyptern über die Römer bis in die Zukunft, das brachte mich auf den Gedanken, dass wir ja doch alle nur klein und bedeutungslos waren und so taten, als hätte unser Leben irgendeinen Sinn, was in Wirklichkeit überhaupt nicht der Fall war. Alles hat ein Ende. Jahre. Generationen. Zivilisationen. Jeder stirbt. Ich sah bei der Fahrt übers Geländer nach unten und entdeckte dort nichts als ein bodenloses schwarzes Loch. Wenn meine Eltern sich trennen konnten, dann war nichts mehr von Dauer. Nichts war unzerstörbar. Alles war verdammt. Selbst das Atmen fühlte sich so an, als würden sich Messer in meine Brust rammen.
Zurück im Sonnenlicht wurde es dann noch schlimmer. Überall waren da Leute, vollkommen Fremde, und ich fühlte mich so unbedeutend, so sinnlos, alles war so sinnlos. Ich war verloren, ein Ballon, dem die Luft ausgeht und der zu Boden sinkt, statt aufzusteigen in den Himmel. In der Nacht
im Hotel konnte ich nicht aufhören zu weinen. Ich gab mir Mühe, meine Schluchzer im Kissen zu ersticken, damit mein Bruder und mein Dad nichts davon mitbekamen.
WILLKOMMEN IM IRRENHAUS
Wir würden wohl nie rauskriegen, wer Donut überfahren hatte. Wie sollte das auch gehen? War ja nicht so, als wären da Kameras installiert auf der Straße. Keiner würde es freiwillig zugeben oder mit irgendeinem Hinweis rausrücken. »Rate mal«, würde der Schuldige sagen. »Ich fuhr gerade eure Straße entlang, da hab ich aus Versehen eure Katze überfahren! Tut mir leid!«
Es war schon die zweite Märzwoche an einem Dienstag nach der Schule, als Vi und ich gemeinsam auf dem Sofa rumhingen. Donut lag bei mir auf dem Schoß. Sie hatte den Eingriff überlebt. Nach drei Tagen in der Tierklinik war sie nun schon wieder eine Woche zu Hause, und abgesehen von dem mitleiderregenden Gips am Hinterbein ging das Leben wieder seinen gewohnten Gang. Die Ärztin hatte uns darauf hingewiesen, dass sie womöglich für den Rest ihres Lebens hinken würde, aber die Hauptsache war, dass sie lebte.
Ich kraulte sie am Hinterkopf, woraufhin sie ein leises Miauen von sich gab.
»Ja, wer hat denn hier neun Leben?«, sagte ich gurrend zu ihr. »Wer ist das? Na, wer?«
Sie leckte mir über die Hand.
Nie wieder würde ich sie aus den Augen lassen.
»Denkst du, dass es Lucy war?«, wollte Vi wissen.
»Ach, komm schon. Nee. Natürlich nicht.« Ich musste an ihren Dad denken.
»Sie stand vor ihrem Haus, genau als wir raus sind. Was hatte sie denn mitten in der Nacht da draußen auf der Straße zu suchen?«
»Sie hat doch gesagt, dass sie uns gehört hat«, meinte ich. »Das ist durchaus möglich. Wir waren nicht gerade leise.«
»Aber dann wollte sie auch noch mit uns zum Tierarzt.«
»Was denn, glaubst du etwa, die fährt erst unsere Katze über den Haufen, nur damit sie ihr Abenteuer bekommt?«, fragte ich. »Das ist doch verrückt. Selbst für ihre Verhältnisse.«
Als es an der Tür klingelte, sprang ich auf, um aufzumachen.
»Vermutlich ist das Lucy. Sie hat einen Sender im Kaktus versteckt und gehört, dass wir über sie reden.«
Aber es war Marissa. Ihre Wangen waren tränenüberströmt. Sie hatte einen kleinen dunkelblauen Matchbeutel neben sich stehen, die Tasche, mit der sie immer ins Camp fuhr. Ihr Name stand in schwarzer Kursivschrift darauf.
»Ich ... ich ...«, schluchzte
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