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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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würde, um sich einer Aufgabe zu stellen, die kein Alptraum war, nicht formlos wie der schwarze, träge Nebel von außen und innen, sondern ...
    Allzu deutlich. In graphisch unzweideutigen Worten niedergeschrieben zu einer Ansprache, die in Genf, dieser verfluchten Satanshöhle, ihren Ursprung hatte. General Holt und selbst Marschall Harenzany, der schließlich Offizier der Roten Armee war und in keiner Weise einem Zicklein glich, das an einer Sonnenblume schnupperte, selbst Harenzany hörte manchmal zu. Aber dieser schwabbelnde, sabbernde, augenrollende alte, mit künstlichen Organen vollgestopfte Klumpen – Brose hatte habgierig Artiforg um Artiforg aus dem schwindenden Vorrat der Welt an sich gerissen – war gehörlos.
    Buchstäblich. Er hatte vor vielen Jahren den Gehörsinn verloren. Und Brose hatte sich einer Transplantation widersetzt, es gefiel ihm, nichts zu hören.
    Wenn Brose jedes einzelne TV-Band von Yancys Reden überprüfte, dann hörte er es sich nicht an, sondern, und das schien Adams entsetzlich, der fette, halbtote Organismus empfing den Audioteil über direkte Leitung: über Elektroden, die ihm Jahre zuvor kunstfertig in den entsprechenden Teil seines alternden Gehirns eingepflanzt worden waren ... in das eine ursprüngliche Organ, das Brose darstellte, nachdem alles andere mittlerweile nur noch aus einer Ansammlung von Kunststoff der Arti-Gan-Gesellschaft bestand, aus komplizierten, unverwüstlichen (vor dem Krieg hatten sie stolz lebenslange Garantie gegeben, und was die künstlichen Organe betraf, so war die Bedeutung des Wortes »lebenslang«, das heißt, ob es sich auf das Leben des Gegenstandes oder des Trägers bezog, erfreulich klar) Ersatzteilen, auf die rangniedrigere Menschen, die Yancy-Leute insgesamt, der Form nach einen verbrieften Anspruch hatten – insofern, als die Artiforgbestände, solange sie in den Gewölben unter dem Estes-Park gelagert wurden, der Klasse der Yancy-Leute gehörten, und nicht Brose allein.
    Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Denn wenn eine Leber versagte, wie es Shelby Lane zugestoßen war, dessen Domäne in Oregon Adams häufig besucht hatte – dann gab es keine künstliche Leber für Mr. Lane, obgleich im Lagerhaus bekannt war, daß drei Exemplare vorhanden waren. Es schien so, und aus irgendeinem Grund war Lane, als er im Herrenschlafzimmer seiner Domäne, umgeben von einer Gefolgschaft sorgenvoller Bleierner, lag, offenkundig nicht überzeugt davon, als hätte Brose diese drei künstlichen Lebern beschlagnahmt, wie der Vorgang rechtlich genannt wurde. Er hatte die gottverdammten Organe beschlagnahmt, hatte sie aus dem Verkehr gezogen, sie aufgrund eines undurchschaubaren, halblegalen »höheren« Anspruchs in Besitz genommen ... Lane hatte die Angelegenheit vor den Rekonstruktionsrat gebracht, der ständig in Mexico City tagte und in den Grenzstreitigkeiten zwischen den Domänenbesitzern Urteile fällte, ein Rat, in dem von jedem Typ ein Bleierner vertreten war; Lane hatte den Prozeß nicht eigentlich verloren, aber er hatte ihn ganz gewiß nicht gewonnen, insofern, als er tot war. Er war gestorben, während er auf eine Entscheidung in der Beschlagnahmeangelegenheit gewartet hatte. Und Brose lebte, in dem Bewußtsein, daß er drei weitere vollständige Leberversagen überleben konnte. Und jeder andere, der sich entschloß, den Rekonstruktionsrat anzurufen, würde, wie Lane, zweifellos sterben, und der Rechtsstreit würde damit gegenstandslos werden.
    Die fette alte Laus, dachte Adams, und dann erblickte er vor sich New York, die Turmspitzen, die hochaufragenden Nachkriegsbauwerke, die Rampen und Tunnel und die Taufliegenflügler, die, wie sein eigener, Yance-Leute zu ihren Büros brachten, um den Montag zu beginnen.
    Und einen Augenblick später schwebte er selbst wie eine Taufliege über dem besonders hoch aufragenden Hauptgebäude in der Fifth Avenue 580 und über der Agentur.
    Die gesamte Stadt gehörte natürlich der Agentur; die Gebäude zu beiden Seiten waren ebensosehr Teil der Maschinerie wie dieser eine Nabelpunkt. Aber hier lag sein Büro, hier verschanzte er sich gegen die konkurrierenden Mitglieder seiner Klasse. Es war eine Spitzenposition, die er innehatte ... und in der Mappe, die er jetzt erwartungsvoll zur Hand nahm, steckte, wie er sehr wohl wußte, hervorragendes Material.
    Vielleicht hatte Lindblom recht. Vielleicht hatten die Russen die Absicht, Karthago auszubomben.
    Er erreichte die Abwärtsrampe des Landeplatzes auf dem Dach,

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