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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Mann, wie Cencio gesagt hatte, in mittleren Jahren war. Merkwürdig, sagte sich Webster Foote. Die Strahlenwirkung muß dafür verantwortlich sein. Sie bringt ihn um; und sein Tod geht auf diese Weise vonstatten: er altert vorzeitig. Lantano sollte das Gebiet lieber verlassen, bevor es zu spät ist; bevor es keine Rolle mehr spielt.
    »Sehen Sie«, sagte Cencio, als er mit den Unterlagen zurückkehrte. Er schaltete die Lampe ein und hielt das Laufwerk an, das den Filmausschnitt bewegte. »Geboren 2002, er ist also dreiundzwanzig. Wie sollte dieser Mann also ...« Er löschte die Lichter wieder. »Das ist nicht David Lantano.«
    »Sein Vater?«
    »Aus den Unterlagen geht hervor, daß sein Vater vor dem Krieg starb.« Cencio studierte unter einer kleinen Schreibtischlampe die Unterlagen, die der Geheimdienst über den Yance-Mann David Lantano zusammengestellt hatte. »Offenbar ist Lantano interessanterweise ein ehemaliger Tanker. Kam dennoch eines Tages aus den Ruinen von San Francisco hervorgekrochen und bat in einer von Runcibles Gemeinschaftswohnanlagen um Asyl. Er wurde routinemäßig zum Berliner psychiatrischen Waffeninstitut geschickt, und Mrs. Morgan stellte fest, daß er ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Sie empfahl ihn der Agentur als Yance-Anwärter auf Probe. Er begann, Reden zu schreiben, und tut es immer noch. Ausgezeichnete Reden, heißt es hier.«
    »Das ist der Mann hier auf dem Bild«, sagte Webster Foote, »und die Strahlung bringt ihn um. Aufgrund seiner Begierde, eine Domäne zu erwerben, wird er nicht mehr lange leben, und die Agentur verliert einen hervorragenden Redenverfasser und er sein Leben.«
    »Er hat eine Frau und zwei Kinder. Er ist also nicht unfruchtbar. Sie sind gemeinsam aus den Ruinen von San Francisco gekommen, eine kleine Familie. Rührend.«
    »Sie werden wahrscheinlich mit ihm sterben. Bevor das Jahr um ist. Schalten Sie das Laufwerk wieder ein, mein Junge.«
    Diensteifrig setzte Cencio das Laufwerk wieder in Bewegung. Der erschöpfte Ex-Tanker blieb zurück. Einen Augenblick lang verloren sich die beiden Männer in einem großen, zur Hälfte eingestürzten Gebäude, dann traten sie wieder ins Tageslicht, und die Bleiernen stellten sich hinter ihnen in der Reihe auf.
    Plötzlich beugte sich Webster Foote vor und rief überrascht aus: »Mein Gott. Halten Sie den Film an.«
    Cencio schaltete das Laufwerk aus, und die Gestalten erstarrten in ihrer jeweiligen Haltung.
    »Können Sie Lantano noch mehr vergrößern?« fragte Foote.
    Geschickt stellte Cencio die vergrößernden Linsen ein, hantierte an der Grob- und Feineinstellung, und die Gestalt auf dem Bild, der dunkle Mensch wurde größer, bis nur noch er in dem Ausschnitt zu sehen war. Nur dieser offensichtlich jugendliche, kraftvolle Mann.
    Cencio und Webster starrten ihn, in bestürztes, aufgewühltes Schweigen gehüllt, an.
    »Nun, mein Junge«, sagte Webster schließlich, »das wirft die Strahlenverbrennungstheorie über den Haufen.«
    »Genauso müßte er, seinem Alter entsprechend, aussehen. So, wie er jetzt aussieht.«
    Foote sagte: »Im Archiv für hochentwickelte Waffen in der New Yorker Agentur gibt es eine Zeitreisewaffe, an der man so lange herumgebastelt hat, bis es gelungen ist, Gegenstände damit in die Vergangenheit zu versetzten. Brose hat Zugang dazu. Aber was wir jetzt sehen, legt die Vermutung nahe, daß Lantano sich irgendwie Zugang zu der ursprünglichen Waffe oder der Nachahmung, die die Agentur in Auftrag gegeben hat, verschafft hat. Ich glaube, wir würden gut daran tun, Lantano ständig über Monitor zu überwachen. Könnten wir einen an einem seiner Bleiernen installieren? Es ist gefährlich, ich weiß, aber wenn er ihn entdeckt, kann er nicht mehr tun, als ihn entfernen; er hat keinen Beweis, wer ihn dort angebracht hat. Und wir brauchen nur noch einige Aufnahmen, eine Handvoll genügt.« Das Laufwerk hatte den Filmausschnitt mittlerweile so weit laufen lassen, wie es ihm möglich war; nun surrte es, unfähig, ihn weiterzutransportieren, nur noch, während die Gestalten auf dem Bild wieder erstarrt waren. Cencio schaltete die Lichter ein, und beide Männer gingen nachdenklich im Zimmer auf und ab.
    »Was sind das für Aufnahmen, die Sie noch brauchen?« fragte Cencio.
    »Eine Aufnahme vom ältesten Stadium seiner Oszillation«, erklärte Foote.
    »Vielleicht kennen wir es bereits.«
    »Vielleicht aber auch nicht. Wissen Sie was?« sagte Foote, der plötzlich eine seiner Vorahnungen hatte; sie

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