Zehn Milliarden (German Edition)
verlieren.« Eben , dachte sie erleichtert. Sie erhob sich. Auf dem Weg zur Tür wandte sich nochmals um und fragte:
»Wo sollen wir noch mal reinschauen?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Die Software des Kollegen Wegener. Es scheint, dass da etwas nicht stimmt. Stark will, dass wir das ansehen.« Nach kurzem Zögern fügte er noch hinzu: »Es hat einen tödlichen Unfall gegeben bei einem Test.« Julie erschrak. Ihr waren schon bei der Lektüre der gestohlenen Dokumente einige Zweifel gekommen. Sie fragte jedoch nicht weiter, bemerkte nur:
»Nicks Spezialität.« Sie kehrte ihm den Rücken und verließ das Büro. Sobald die Tür ins Schloss fiel, griff er mit verbissenem Gesichtsausdruck zum Telefon und drückte Rachels Kurzwahltaste. Keine Spitzel, lächerlich!
Bellagio, Las Vegas
John Tremaine stand am Fenster seines Büros und kehrte ihnen den Rücken zu, als Matt und Lars eintraten. Auf der Fahrt von ihrer grandios versauten Operation in L. A. nach Vegas hatten sie sich die Köpfe darüber zerbrochen, wie sie diesen groben Schnitzer ohne größeren Schaden überleben würden. Sie mussten ihrem Boss eine plausible Geschichte auftischen, keine leichte Aufgabe. Matt war zwar ein passabler Schauspieler, aber den misstrauischen John zu täuschen war eine ganz andere Geschichte, als den Cop zu markieren vor ahnungslosen Schalterbeamten.
»Ihr habt ihn also nicht erwischt«, stellte Tremaine trocken fest, als er sich umdrehte und an den Schreibtisch setzte. »Lasst hören.« Lars mit betretenem Hundegesicht warf seinem Kollegen einen erwartungsvollen Blick zu, als interessierte ihn die Story brennend. Matt räusperte sich umständlich.
»Leider, John, wie ich am Telefon schon sagte. Die Information von Grace war schon richtig - einerseits. Als wir ankamen, befanden sich tatsächlich Leute auf dem Boot. Ein Mann, leider der falsche, und eine Frau. Es scheint, dass unser Mr. Sears alias Larry Baxter nicht der Besitzer der Yacht ist. Wie auch immer, die Leute wollten weder einen Nick noch Baxter kennen. Als wir ihnen etwas auf den Zahn fühlten, drohte der Kerl mit seinem Anwalt.«
»Wie heißt denn sein Anwalt?«, wollte Tremaine mit unbewegter Miene wissen. Matt blickte ihn überrascht an und stockte.
»Wie? Weiß nicht - das ist doch nicht wichtig. Ich sage dir, der Kerl kannte unseren Vogel nicht. Wir mussten die beiden ziehen lassen. Sie haben abgelegt, die Yacht ist nicht mehr in der Marina.« Tremaines Blick wanderte nachdenklich von Matt zu Lars, der unruhig auf der vorderen Kante seines Sessels hin und her rutschte.
»Genau«, sagte er nicht sehr überzeugend, als sein Boss ihn weiter musterte. Nach einer Weile nahm Tremaine wieder Matt ins Visier und fragte:
»Ihr erwartet nicht wirklich, dass ich euch dieses Märchen abkaufe, oder?« Sein Gesicht verzog sich zu einem ironischen Grinsen. Lars saß plötzlich stocksteif auf seinem Stuhl. Matt wollte etwas erwidern, aber Tremaine stoppte ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. Er zog ein Blatt Papier aus seinen Unterlagen und begann laut zu lesen.
... haben zwei unserer Agenten Ihre Mitarbeiter Stierle und Dering kurzzeitig neutralisiert. Wir bedauern diesen Zwischenfall, aber ihr Auftrag ließ unseren Männern keine Wahl. Bla bla bla ...
Matt lief rot an und stotterte: »Wer - wie - was ist das?« Wortlos schob ihm Tremaine das Schreiben unter die Nase. Es war ein Fax, und was Matt zuerst in die Augen stach war der ungewöhnliche Briefkopf mit dem Emblem der Regierung der Vereinigten Staaten.
»Office of the Director of National Intelligence«, murmelte er ungläubig. »Was soll diese Scheiße, John?«
»Lies weiter!« Matt las den Rest des Textes. Den letzten Abschnitt zitierte er laut.
Aus Gründen der Nationalen Sicherheit verfolgen wir die Spur Dr. Nick Sears seit geraumer Zeit. Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir keine weiteren Interventionen nicht autorisierter Kreise zulassen können. Wir gehen davon aus, dass Sie diese Angelegenheit streng vertraulich behandeln.
»Mit anderen Worten: wir sollen uns verpissen.«
»Ich hätte es nicht treffender ausdrücken können«, antwortete Tremaine grimmig. »Und wisst ihr was? Es ist mir langsam scheißegal. Ihr solltet dem DNI auch dankbar sein, die haben nämlich eure Ärsche gerettet. Wir dürfen jetzt alle brav die Hände in den Schoss legen - aus Gründen der Nationalen Sicherheit.« Er verzog die Mundwinkel zu einem verächtlichen Grinsen. »Und da ihr
Weitere Kostenlose Bücher