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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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warmen Frühlingssonne aufs Wasser zu ziehen. Nick stand wieder auf Deck und betätigte sich, das Telefon am Ohr, als Navigator. Auch wenn die Marina hier keinen Bruchteil so groß war wie in del Rey, dauerte es doch eine geschlagene Stunde, bis sie den richtigen Anlegeplatz gefunden hatten. Hier waren sie vorerst sicher vor den Verfolgern aus Las Vegas und den Typen, die sich als FBI Agenten ausgegeben hatten, die Nick aber zu Giffords Truppe zählte.
    »Zeit, Abschied zu nehmen - wieder einmal«, sagte Emily zu ihrem Bruder gewandt.
    »Einerseits beneide ich dich, Schwesterherz«, antwortete er, während sie sich umarmten. »Ein neues Leben im Südseeparadies, nicht schlecht.«
    »Und andererseits?«
    »Andererseits habe ich hier noch einiges zu erledigen, bevor ich über meine Zukunft nachdenken kann.« Sie schaute ihm tief in die Augen und sagte ernst:
    »Über eure Zukunft. Versprich mir, sie wenigstens anzuhören, mit ihr zu reden, bitte.« Verlegen wandte er sich ab, nickte aber zu ihrer großen Erleichterung. Vic nahm das wenige Handgepäck, das Emily im Schiff deponiert hatte und stieg mit ihr an Land.
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte er nach einem Blick auf die Uhr. Sie hatten noch fünf Stunden bis zu ihrem Flug nach Papeete, nicht allzu viel Zeit, da ihre Koffer noch im Hotel warteten. »Wir treffen uns heute Abend im Institut«, rief er Nick zu und eilte mit seiner Liebsten zum Taxistand.
     
    Bobs Hand steckte immer noch in einem dicken Verband, aber er spürte wieder Kraft in den Fingern und die Schmerzen waren abgeklungen. Die Ärzte hatten ihm versichert, dass er keine bleibenden Schäden zu erwarten hätte. »Schon verblüffend, da kann dir jemand die Hand durchbohren und alles funktioniert weiter, als wäre nichts geschehen«, sagte er zu Nick. Sie saßen an seinem Arbeitsplatz im vierten Stock des CNSI Gebäudes. Jeder spielte mit einem halbleeren Pappbecher, jeder auf seine Art bemüht, Bobs Unfall herunterzuspielen.
    »Jetzt weißt du wenigstens, wie sich ein Fakir-Azubi fühlen muss«, grinste Nick. Sein Freund schüttelte seinen Pferdeschwanz wild und lachte laut heraus:
    »Muss ein verdammt harter Job sein.« Während sie auf Vics Eintreffen warteten, erzählte ihm Nick, was sich in Marina del Rey ereignet hatte. Bob hörte mit offenem Mund zu und murmelte schließlich ungläubig: »Du musst in ein ganz gefährliches Wespennest gestochen haben. Und du meinst, das hängt damit zusammen?« Dabei streckte er die verletzte Hand in die Höhe.
    »Auf jeden Fall. Wir haben hier ein vergleichbar mächtiges Netz getestet, wie es im Waffensystem aus Julies Unterlagen eingesetzt wird. Ich bin sicher, dass die Entwicklung in der Wüste Nevadas ein ähnlich erratisches Verhalten zeigt. Das Papier über die Notabschaltung deutet jedenfalls darauf hin, dass sie solche Probleme haben.«
    »Du meinst, ihr Apparat spielt auch verrückt?« Nick zögerte, bevor er mit ernster Stimme entgegnete:
    »Nicht verrückt, intelligent und vollkommen rational.«
    »Rational? Was soll vernünftig daran sein, wild um sich zu stechen und einem unbescholtenen Wissenschaftler die Hand zu durchlöchern?«
    »Bei dir ist der Fall sonnenklar. Überleg mal: womit kann man die schönen Blumen retten, wenn der Rasenmäher einfach zu schnell ist? Ganz einfach, man stoppt den Rasenmäher. Wie stoppt man den? Man blockiert seinen Antrieb.« Bob schluckte leer und erbleichte. Seine Gedanken überschlugen sich. Immer wieder schüttelte er den Kopf und murmelte Unverständliches. Das konnte nicht wahr sein. So etwas gab es nicht. Intelligente Maschinen existierten nicht. Nick ließ ihm Zeit, die Ungeheuerlichkeit zu verdauen, bevor er leise fragte: »Hast du eine bessere, einfachere Erklärung?«
    »Nein - ja - verflucht, vielleicht ist es einfach ein stupider Programmfehler.«
    »Programmfehler! Das glaubst du wohl selbst nicht. Wir wissen beide, dass wir das Verhalten des Netzwerks nicht programmiert haben. Es hat sich aus dem ganz einfachen Grundmuster einzelner Zellen entwickelt. Die Maschine hat das Verhalten gelernt mit ihren zehn Milliarden künstlichen Neuronen, von denen jedes mit Tausenden anderer kommuniziert, gerade so wie die biologischen Neuronen im menschlichen Hirn. Und sie hat das gelernte Verhalten selbständig weiterentwickelt.«
    »Spontane Intelligenz«, sagte Vic, der unbemerkt dazugetreten war. »Was mich im ersten Augenblick überrascht hat, ist nur, dass das schon mit zehn Milliarden Zellen funktioniert. Der

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