Zehn Milliarden (German Edition)
Entwicklung und Verhalten solch komplexer Systeme. Vic und ich glauben, dass dieses Thema zuerst in kontrollierten Forschungseinrichtungen eingehend studiert werden sollte, bevor man daran denken kann, Waffensysteme damit auszurüsten.« Julie begriff schnell, schüttelte aber bedauernd den Kopf.
»Zu spät, die Z2 fliegt bereits, meine Herren.«
»Vielleicht nicht mehr lange«, bemerkte Vic. Im Gegensatz zu Nick hatte er keine Mühe, Julie sofort reinen Wein einzuschenken. Er sah, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte und fuhr fort: »Sie muss zerstört werden, und die Software ebenfalls, aber das geht nur mit deiner Hilfe, Julie.« Hatte sie richtig gehört? Konsterniert fragte sie:
»Soll ich eine Bombe legen, oder was?« Nick lachte verkrampft und versuchte sofort zu beschwichtigen:
»Natürlich nicht. Es ist ganz einfach. Du hast als Einzige freien Zugang zu Area 52. Die Software kann leicht mit einem Virus lahmgelegt werden, der auch die Archive ausschaltet. Das ist eine Sache von fünf Minuten, wenn man im Intranet hinter der Firewall sitzt. Für die Hardware ist Bob eine geniale Lösung eingefallen. Das Hirn der Z2 kann wie unser Netz mit einer kleinen Dosis einer magnetischen Flüssigkeit außer Gefecht gesetzt werden. Das kann man allerdings nur an der Box selbst durchführen.« Sie fasste es nicht. Das war höchst kriminell, was sich die beiden ausgedacht hatten. Warum sollte sie ...
»Ziemlich verrückt, wie?«, unterbrach Vic ihre Gedanken. Er hatte wohl bemerkt, dass sie aufbegehren wollte.
»Was ist verrückt?«, fragte Ann, als sie wieder an den Tisch trat.
»Das willst du gar nicht wissen«, antwortete Nick schnell und nahm sie beiseite, um sie in das Nötigste einzuweihen. Je länger Julie über den wahnwitzigen Plan nachdachte, desto logischer erschien er ihr. Hatte sie nicht genauso enttäuscht und abweisend reagiert wie Nick, als sie zum ersten Mal von Projekt Z gehört hatte? Sie fühlte sich mitschuldig an der Entwicklung, die aus dem Ruder zu laufen schien, obwohl man ihre Mitarbeit schamlos erpresst hatte. Sie begann zu verstehen, dass die Vernichtung dieses Waffensystems der einzig wirksame Weg war, das unheimliche Projekt zu stoppen. Vic schaute sie unverwandt an, als wollte er ihre Gedanken lesen. Der Plan war verrückt, kein Zweifel, aber notwendig. Statt zu protestieren, sagte sie nur:
»Wenn die mich erwischen, bin ich tot.«
»Niemand wird dich erwischen«, entgegnete Nick, der hinter ihr stand und heilfroh zu sein schien, dass sie sich wenigstens auf eine Diskussion einließ. Er setzte sich, schob die Kaffeetasse zur Seite und legte den Notizblock, den Ann ihm gegeben hatte, in die Mitte des Tischs. »Bist du einverstanden, dass wir uns einfach einmal überlegen, wie es anzustellen wäre?« Sie nickte, und sie begannen, systematisch die möglichen Varianten zu analysieren, als diskutierten sie ein alltägliches Laborexperiment. Ann stellte verblüfft fest, dass sich das familiäre Get-Together mit einem Schlag in ein konspiratives Treffen verwandelt hatte. Es gefiel ihr gar nicht, aber sie war zu neugierig, um sich zurückzuziehen.
Gegen Abend wussten sie endlich, was zu tun war. Sie waren überzeugt, dass der Plan funktionieren würde. Er war einfach genug, und sie glaubten, Julie nicht ernsthaft zu gefährden. Überdies wäre sie nicht allein an der Front. Sie streckte sich und lehnte gähnend zurück.
»Fehlen nur noch das Virus und die K.-o.-Tropfen für die Box.«
»Die besorgen wir bei Bob. Er hat versprochen, beides bis Freitag vorzubereiten.« Nicks Gesichtsausdruck wurde plötzlich sehr ernst, als er beinahe feierlich fragte: »Tun wir es?« Beide nickten. Sie mussten es tun, zuviel stand auf dem Spiel. »O. K., Leute, dann schlage ich vor, dass Vic und ich wieder nach L. A. verschwinden, die Sachen bei Bob besorgen und uns mit Julie am Freitag Abend wie besprochen im Clubhouse in Tonopah treffen - mit Mietwagen. Klar?« Wieder nickten sie stumm. Die heikle Operation konnte beginnen. Es war Zeit zu gehen.
»Ihr könnt mit mir nach San Francisco zurückfahren«, sagte Julie und stand auf. Nick warf einen Kontrollblick auf die Straße, bevor er die Tür öffnete.
»Verdammt«, entfuhr es ihm. »Die sind immer noch da.« Es war noch hell genug, dass man die schwarze Limousine am Straßenrand bei der Kreuzung deutlich sehen konnte. Julie erschrak.
»Was wollen die von uns?«
»Keine Ahnung, vielleicht sind sie dir gefolgt. Wir sollten ihnen jedenfalls besser aus
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