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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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nachdem sie gemerkt hatte, dass sie ihre Muttersprache verstand. Nach einigen Stunden an Bord der Maschine nach Papeete hatte Emily eine ziemlich genaue Vorstellung von den Geschäften der Frau. Sie arbeitete als Scout und Promoterin für ein großes Tourismusunternehmen und war auf der Suche nach Möglichkeiten und Partnern in Polynesien. Mit dem steigenden Wohlstand in ihrer Heimat nahm auch die Nachfrage der Landsleute nach exotischen und teuren Destinationen rasch zu. Interessant für eine freiberufliche Übersetzerin , hatte Emily zuerst eher belustigt gedacht, doch mit der Zeit wurde die Vorstellung immer deutlicher, und jetzt, am Ende der Reise, konnte sie sich ihr neues Leben in Moorea schon recht anschaulich ausmalen. Ihre Nachbarin hatte Vertrauen zu ihr gefasst und sofort begonnen, Geschäftsmodelle zu entwickeln. Emily wunderte sich nur, dass die gute Frau noch keinen Vertragsentwurf aus der Tasche gezogen hatte. Sie versuchte behutsam, ihren Eifer zu dämpfen. Schließlich wollte und konnte sie nicht mehr leichthin für sich selbst entscheiden. Sie lebte jetzt in einer festen Beziehung. Mit einem glücklichen Lächeln lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.

KAPITEL 12
     
Tonopah, Nevada
     
    N iedrige Holzbauten mit pompösen roten, gelben und grauen Fassaden, dazwischen massive Häuser aus grobem Mauerwerk säumten die staubige Mainstreet, als wäre die Zeit stehengeblieben. Das verschlafene Städtchen Tonopah in der Hochebene der Sierra Nevada, auf halbem Weg zwischen Reno und Las Vegas, erinnerte Julie an eine unwirkliche Filmkulisse. Vom Rausch der Blütezeit der Silberminen war hier nichts mehr zu spüren. Sie überquerte die Straße und hätte sich nicht gewundert, wenn sie auf freies Feld getreten wäre, als sie die Tür zum Saloon des Clubhouse aufstieß. Sie schaute sich rasch und unauffällig um. Eine Gruppe junger Leute scherzte und lachte lauthals an einem der Tische, in dessen Mitte ein großer halbleerer Pitcher mit Bier stand. An der Bar hockten ein paar Männer, jeder im stummen Dialog mit dem Drink vor sich. Im Hintergrund jammerte Dolly Parton etwas von Kerzen und Flammen und ewiger Liebe.
    Nick und sein Freund waren noch nicht eingetroffen. Sie setzte sich ans äußerste Ende der Bar. Ein älterer Barmann mit lachenden Knopfaugen im rosa Gesicht wackelte freundlich auf sie zu. Sie bestellte ein kühles Bier. Erst jetzt schienen die übrigen Kunden an der Theke zu erwachen. Sie reckten die Hälse, starrten sie unverhohlen mit glasigen Augen an wie Pinguine im Zoo vor der Fütterung. Zwei oder drei nickten ihr schließlich lächelnd zu, widmeten sich dann wieder ihrem Glas. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie amüsiert die häufigen versteckten Seitenblicke der Männer, die offensichtlich wie auf Nadeln saßen. Sie schaute auf die Uhr: bald sechs Uhr abends. Jetzt sollten die beiden langsam eintreffen. Sie hatte keine Lust zu warten, bis einer der Kunden an der Theke allzu übermütig wurde. Schon zu spät , dachte sie verärgert, als einer der Männer, ein Uniformierter, aufstand und mit zwei Glas Bier auf sie zusteuerte.
    »Entschuldigen Sie, Madam, darf ich Ihnen einen Drink anbieten? Ich glaube, ich kenne Sie von der TTR Basis her. Sie arbeiten mit Dr. Wegener, stimmt’s?« Sie zwang sich, freundlich zu lächeln.
    »Ja, das ist richtig. Danke für das Bier. Was arbeiten Sie denn dort?«
    »Ich bin Fahrer und Mädchen für alles.«
    »Ach ja, ich erinnere mich, ich saß auch schon in ihrem Jeep. Sie fahren für Wegener, nicht wahr?« Der Soldat strahlte über beide Ohren und warf den anderen Männern einen stolzen Blick zu: seht her, ich habe sie geknackt .
    »Ja, auch. Der ist dauernd unterwegs.«
    »Stress?«
    »Jetzt nicht, Gott sei Dank. Der Major ist abwesend.« Weiter kam er nicht mit dem Versuch, eine anregende Konversation in Gang zu bringen, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Julies Männer betraten das Lokal. Sie wandte sich mit bedauerndem Lächeln an ihren Verehrer:
    »Oh, tut mir leid, Sie müssen mich entschuldigen: Business.« Sie begrüßte die beiden und setzte sich mit ihnen an einen Tisch in der Ecke, während sich der Uniformierte enttäuscht zurückzog.
    »Wartest du schon lange?«, fragte Nick, der in seiner dicken Windjacke, der groben Kordhose und den schweren Stiefeln aussah, als wäre er auf der Suche nach Bigfoot.
    »Nur zwei Biere.«
    »Die könnte ich jetzt auch vertragen«, grinste Vic. Er wartete, bis die bestellten Getränke

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