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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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dem Weg gehen.« Nick wandte sich an seine Cousine. »Wenn ich mich recht erinnere, gibt’s keinen anderen Weg als über diese Kreuzung, nicht wahr?« Sie nickte.
    »Die schleichen hier herum seit ihr gekommen seid?«, fragte sie ungläubig.
    »Wahrscheinlich schon länger.«
    »Dann sind sie ein klarer Fall für Neighborhood Watch. Ich rufe den Sheriff.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie zum Telefon. »Wollen mal sehen, wie lange es diesmal dauert«, brummte sie, als sie ans Fenster zurückkehrte. Ann Crawford war keine Unbekannte in Napas County Sheriff Office, und tatsächlich erschien kaum zehn Minuten später ein Polizeiwagen an der Kreuzung. Sie sahen, wie ein Polizist vorsichtig, mit der Hand an der Waffe, auf die Limousine zutrat und an der Tür stehenblieb. Er kontrollierte die Papiere und redete längere Zeit mit den unsichtbaren Insassen des Fahrzeugs, doch was dann geschah, hatte keiner der Beobachter in Anns Haus erwartet. Der Polizist wandte sich abrupt ab, setzte sich in seinen Wagen und fuhr weg. Die Limousine aber blieb an der Kreuzung stehen, hockte weiter auf der Lauer wie eine giftige Kröte.
    »Das gibt’s doch nicht«, rief Ann entrüstet aus.
    »Sieht so aus, als hätten sie die besseren Karten als die lokalen Bullen«, bemerkte Nick resigniert. »Was jetzt? Wir müssen da vorbei.« Ann war wütend. Was nützte die Überwachung, wenn die Pfeifen des Sheriffs einfach kapitulierten? Sie überlegte fieberhaft, wie sie den Typen in der dubiosen Limousine ein Schnippchen schlagen könnten. Und plötzlich hatte sie eine verblüffend einfache Idee.
    Der Beifahrer hinter der getönten Scheibe sah, dass sich endlich etwas bewegte. Aufgeregt stieß er den dösenden Fahrer in die Seite und zischte:
    »Los, sie fährt ab!« Julies Wagen fuhr an ihnen vorbei. Von der Fahrerin sahen sie nur das rote Kopftuch. »Los, verdammt, was machst du?« Unendlich langsam wendete die schwarze Limousine und folgte dem Convertible. Wie sie angenommen hatten, schwenkte der Wagen in die Jefferson Street ein, bog nach zwei Blocks in die West Imola Avenue ab, und fuhr schließlich auf dem Highway nach Süden. Eine Viertelstunde später erreichten sie die ersten Häuser von Vallejo. Sie hielten genügend Abstand und achteten darauf, dass sich stets ein bis zwei Autos zwischen ihnen und Julies Wagen befanden.
    »Mist«, schimpfte der Fahrer, als der Convertible unvermittelt links einspurte und in eine Nebenstraße abbog. Er bremste scharf und schaffte es im letzten Moment, den Wagen nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Pass auf, Mensch. Sie fährt an die Tankstelle.«
    »Habe ich keine Augen im Kopf?«, murrte der Fahrer und lenkte die Limousine auf den Parkplatz hinter den Zapfsäulen. Die Frau stieg aus dem Convertible, schraubte den Tankverschluss auf und steckte den Benzinschlauch in den Einfüllstutzen. Sie löste das Kopftuch, nahm es ab und schüttelte ihr Haar.
    »Verdammt!«, fluchte der Beifahrer.
    »Verflucht!«, knurrte sein Kollege konsterniert. Diese Frau war nicht Julie. Keine Spur von ihrer Zielperson war zu sehen. »So ein gottverdammter Scheißdreck. Die hat uns verarscht.«
    »Wir müssen zurück. Vielleicht finden wir das Miststück noch irgendwo. Los, worauf wartest du noch?« Der Fahrer kramte einen Quarter hervor und fragte:
    »Kopf oder Zahl?«
    »Was zum Teufel ...«
    »Einer von uns muss Joe anrufen. Und ich mache das sicher nicht freiwillig.« Nach dem Münzwurf tat er es dennoch, unfreiwillig.
    Ann steckte den Benzinschlauch in die Halterung zurück und wartete, bis die Limousine außer Sichtweite war. Dann holte sie ihr Handy aus dem Wagen. »Nick, die Luft ist rein«, sagte sie nur. Wenig später fuhr ihr alter Pickup an die Säule hinter ihr. Ihre drei Besucher stiegen grinsend aus und wechselten nach einer herzhaften Umarmung den Wagen. Strahlend und höchst befriedigt fuhr Ann im rostigen Dodge nach Napa zurück, während Julie mit ihren beiden Männern auf die Anlegestelle der Baylink Fähre nach San Francisco zusteuerte, nur zur Sicherheit.
Air Tahiti Nui, Flug 21
     
    Ihre Nachbarin streckte sich und rieb sich den steifen Nacken. »Bù shūshì de zuò« - »Unbequemer Sitz«, sagte Emily lächelnd zu ihr, während sie sich selbst zu entspannen suchte. Sie war froh, die achteinhalb Flugstunden bald hinter sich zu haben, obwohl sie sich lange Zeit angeregt mit der Geschäftsfrau aus Nanzhen bei Shanghai unterhalten hatte. Die quirlige Chinesin hatte sie sofort ins Herz geschlossen,

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