Zehn Milliarden (German Edition)
auf dem Tisch standen, dann fragte er Julie mit ernster Miene: »Alles auf grün? Willst du es wirklich machen?«
»Wenn ihr alles dabei habt ...«
»Haben wir«, unterbrach Nick schnell. Auch er schien sich Sorgen zu machen. »Bist du ganz sicher, dass du das tun willst? Wir können immer noch aussteigen.«
»Ist zu gefährlich«, murmelte Vic fast unhörbar.
»Habt ihr dieses psychologische Spielchen auf dem Weg hierher ausgeheckt?«, fragte sie spöttisch. »Ihr könnt euch die Mühe sparen. Ich habe mich entschlossen, und dabei bleibt es.« Vic wollte protestieren, doch Nick gab ihm einen Wink, und er schwieg.
»Also gut«, antwortete er und öffnete die Schreibmappe, die vor ihm auf dem Tisch lag. Sie saßen soweit abseits der anderen Gäste, dass sie sich ungestört unterhalten konnten. »Wir haben den Plan noch etwas verfeinert. Du bist jetzt dreifach abgesichert. Auch wenn keine große Gefahr besteht, dass Plan A schiefgeht, haben wir einen Plan B. Sollte der auch nicht funktionieren, gibt’s neu den Plan C, wie du siehst.«
»Der Kontrollfreak hat wieder zugeschlagen«, lachte sie, aber sie studierte das detaillierte Drehbuch sorgfältig und prägte sich den geplanten Ablauf des folgenden Tages ein. »Etwas musst du korrigieren. Der Bus fährt um 07:30 Uhr, nicht um 07:00.« Ohne ihre Ironie zu bemerken, strich er die Zeitangabe durch und schrieb die richtige Zeit darüber. Auf den weiteren Verlauf ihrer Operation hatte diese kleine Änderung keinen Einfluss.
»Du bist im Mizpah gegenüber abgestiegen, wie vereinbart?« Sie nickte. »Dein Wagen?«
»Geländewagen, Vierradantrieb, wie gewünscht. Fürchterlich zu fahren.«
»Ausgezeichnet.« Der Barmann fragte nach weiteren Wünschen, aber sie lehnten ab, bezahlten und verließen das Clubhouse. »Wir müssen noch umladen«, sagte Nick auf der Straße. Julie stutzte.
»Umladen?«
»Ja, für Plan C, nicht so wichtig. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern. Das Wichtigste sind jetzt deine Waffen.«
»Die Magnetflüssigkeit ...«
»Und das Virus. Wie willst du es haben?«
»CD funktioniert nicht. Ich habe zwar V. I. P. Status in der Basis, aber auf Datenträger sind sie allergisch.«
»Ein unauffälliger USB-Stick?« Nick zog einen Kugelschreiber aus der Tasche. »So wie der hier?«
Spät abends stand sie am Fenster ihres kleinen Zimmers an der Rückseite des Hauses. Sie hatte das Licht gelöscht und schaute träumerisch in die tiefschwarze Nacht hinaus. In dieser Höhe war die Luft so klar und trocken, dass Myriaden funkelnder Sterne zum Greifen nah schienen. Eine ganze Schar Sternschnuppen hätte sie sich jetzt gewünscht, aber die Glücksbringer ließen sie im Stich. Es war nicht ihre Jahreszeit. Wenn das nur gut geht , dachte sie ängstlich und fröstelte.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen fuhr sie mit Nick im dunkelgrünen Wrangler, der kaum von einem Militärjeep zu unterscheiden war, zum ›Silverlanes‹ Bowling Center am östlichen Stadtrand. Sie bestieg den weißen Shuttlebus, der jeden Werktag um diese Zeit die Angestellten und Arbeiter in die Basis brachte, und Nick fuhr den Jeep in die Warteposition. Für die nächsten paar Stunden war sie auf sich allein gestellt, wenn sie auch jederzeit mit ihm Kontakt aufnehmen konnte. Sie benutzten ihre Handys zur Kommunikation, denn der Empfang entlang der AR 504 zur Area 52 war gewährleistet. Wegeners Abwesenheit machte die Sache zwar etwas leichter, trug aber nicht wesentlich zu ihrer Entspannung bei. Sie atmete auf, als ihr Badge das Drehgitter des Haupteingangs problemlos öffnete und eilte zur Schleuse, die in den inneren Sicherheitsbereich führte. Ihr Status erlaubte ihr zwar, das Handy und andere persönliche Gegenstände mitzuführen, was Normalsterblichen nicht gestattet war, aber es wurde trotzdem alles einzeln durchleuchtet und sie musste sich in den verhassten Ganzkörperscanner stellen. Sie steckte Telefon und Kugelschreiber wieder ein, packte den Deodorant und die anderen Kleinigkeiten wieder in die Tasche und machte sich auf den Weg zum Canyon 42.
»Na, wieder nüchtern?«, lachte der Fahrer des Wagens, der neben ihr anhielt. »Kann ich Sie irgendwo hinbringen?« Es war der Soldat aus dem Clubhouse.
»Aber gerne.« Sie stieg ein. Die Hartnäckigkeit des Verehrers störte sie nicht im Geringsten, im Gegenteil, er konnte ihr noch sehr nützlich sein. Als er sie vor dem Gebäude absetzte, sagte er beiläufig:
»Falls Sie nochmals einen Transport brauchen, rufen Sie
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