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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Telefonnummer ihres Verehrers aus der Tasche und rief ihn ohne zu zögern an. Kaum hatte sie den Canyon 42 verlassen, tauchte der Wagen auf, der Fahrer sprang heraus und öffnete ihr galant die Tür. Während der kurzen Fahrt schien er richtig aufzublühen.
    »Soll ich warten?« fragte er erwartungsvoll, als er sie in der Nähe des Kontrollturms absetzte.
    »Nein, vielen Dank. Ich weiß nicht, wie lange es dauert.« Das war noch nicht einmal gelogen. Sie betete zu allem was ihr heilig war - und das war leider nicht viel, dass sich die Leute an die Planung hielten, die sie während ihrer Aktion im System nochmals kontrolliert hatte. Danach müsste Paulsons Maschine jetzt mit eingebauter Z2 im Hangar vor ihr auf den nächsten Einsatz warten. Das große Tor war verschlossen. Klopfenden Herzens zog sie am Griff der Personaltür an der Seite des mächtigen Gebäudes und zuckte erschrocken zurück. Die Tür sprang auf. Ein hochgewachsener, bulliger Schwarzer im ölverschmierten Overall trat heraus. Wie elektrisiert hüpfte sie zur Seite, stolperte, fiel hin und der Inhalt ihrer Tasche verteilte sich auf dem Boden. Geistesgegenwärtig fing sie der Mann auf, bevor sie mit dem Kopf aufschlug.
    »Mein Gott, sind Sie O. K. Madam? Es tut mir leid. Ich rufe die Sanität.«
    »Nein«, rief sie in panischer Angst aus. Dann fasste sie sich rasch wieder, schenkte ihm ihr unwiderstehliches Lächeln und scherzte: »Ich hätte meinem Horoskop glauben sollen, dann wäre ich heute Morgen im Bett geblieben. Im Ernst, es fehlt mir nichts. Vielen Dank, Sie haben eine phänomenale Reaktion.« Er grinste verlegen und half ihr, die Gegenstände einzusammeln. Angstvoll kontrollierte sie die Spraydose. Sie war unversehrt. Ein weiser Entscheid Nicks, die Magnetflüssigkeit in eine Blechdose zu verpacken, statt in ein Parfümfläschchen, wie sie vorgeschlagen hatte.
    »Kann ich wirklich nichts für Sie tun?«
    »Nein, alles in Ordnung. Vielen Dank nochmals.« Er hielt ihr die Tür auf und sie schlüpfte hinein. Da stand sie, Paulsons gigantische Stechmücke, unmittelbar vor ihrer Nase. Sie sah keinen Menschen in der Halle. Eine Weile stand sie still vor der F-22, hörte auf jedes Geräusch, aber sie schien allein zu sein. Jetzt oder nie . Behände erklomm sie die Stufen der Wartungstreppe, die am Cockpit lehnte. Die Schutzhaube war offen. Der blau glänzende Kubus der Z2 lag vor ihr, ungeschützt, frei zugänglich, wie das Herz im geöffneten Brustkorb vor dem Chirurgen. Sie konnte nicht fassen, dass sie es unversehrt bis hierher geschafft hatte. »Wahnsinn«, murmelte sie, schloss kurz die Augen, atmete tief durch und zog dann die Dose mit dem Deodorant-Logo aus der Tasche. Die Magnetflüssigkeit war mit Kriechöl und einem Treibgas versetzt. So brauchte sie die Düse nur an die Kühlschlitze der Z2 zu halten und kurz zu drücken. Das leichtflüssige Öl mit seiner geringen Oberflächenspannung würde wie ein moderner Rostlöser in jede noch so feine Ritze eindringen und die zerstörerische Flüssigkeit wirksam im Gehirn der Z2 verteilen. Sie beugte sich vornüber, zur blauen Box hinunter und sprühte den Inhalt der Dose nach und nach in alle Öffnungen.
    »Was machen Sie da um Gottes Willen?«, ertönte Wegeners entsetzte Stimme hinter ihrem Rücken. Zu Tode erschrocken fuhr sie auf, warf sich herum, die Dose fest umklammert, den Rest des Inhalts in die Luft und geradewegs in Wegeners weit aufgerissene Augen sprühend. Er wankte blind zurück, verlor den Halt unter den Füssen und stürzte rücklings die Treppe hinunter. Sie hörte seinen unterdrückten Schrei, dann war es still, totenstill. Ihr Herz raste, sie zitterte am ganzen Körper, die Knie gaben nach und sie musste sich hinsetzen. In panischer Angst schaute sie auf den reglos am Boden liegenden Mann hinunter. Mein Gott, ich habe ihn umgebracht , dachte sie verzweifelt. Warum war er überhaupt hier? Sie spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg und kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Nur jetzt nicht aufgeben, jetzt nicht. Verdammt, Julie, reiss dich zusammen! Mit bebender Hand steckte sie die verhängnisvolle Dose in die Tasche und tastete sich vorsichtig auf allen Vieren die Treppe hinunter, ihre Augen stur auf den bewegungslosen Körper gerichtet. Sie wollte wegrennen, fort aus dieser feindseligen Anlage, aber etwas hielt sie zurück. Sie musste es wissen. Mit zittrigen Fingern tastete sie nach Wegeners Halsschlagader. Puls! Die Erkenntnis, dass er lebte, versetzte ihr gleichsam einen

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