Zehn Milliarden (German Edition)
Tritt: Lauf, Julie! Sie rannte zur Tür, stürzte hinaus aus dem düsteren Hangar. Das helle Licht stoppte sie auf der Stelle. Schwer atmend blieb sie stehen. Sie zitterte noch immer, doch sie zwang sich zur Ruhe. Keine Panik, Julie , sagte sie sich immer wieder, niemand hat dich gesehen . Doch, Wegener! Wenn er aufwachte, war sie in höchster Gefahr. Der Ausgang der Basis war nur ein paar hundert Meter entfernt. Sie lief so schnell sie konnte, ohne aufzufallen. Auf dem Weg sandte sie die nächste Meldung.
Nicks Handy piepste. Endlich , dachte er und atmete auf. Seit anderthalb Stunden saß er wie auf Nadeln im Wagen und schwitzte Blut. Es war nicht die erwartete Ziffer 2, die auf dem Display erschien. »B, heiliger Strohsack«, fluchte er kreidebleich. Es war schief gelaufen, er musste Julie rausholen, Plan B lief an. Jetzt zählte jede Sekunde. Er drehte den Zündschlüssel und gab Vollgas. Die Staubwolke, die er aufwirbelte, kümmerte ihn nicht. Mit allem, was der Motor hergab, raste er auf das Haupttor der Area 52 zu. Unmittelbar vor dem Wachhaus, das mitten auf der Straße stand, bremste er scharf ab. Die Reifen quietschten, und er rutschte mehr als er fuhr auf den Parkplatz vor der Schranke, vorbei am weißen Schild mit der deutlichen Warnung: »TTR Boundary, No trespassing« - »TTR Grenze, Kein Zutritt«. Der Jeep stand endlich still. Er zog die Handbremse an, so wollte es Plan B. Wie aus dem Nichts tauchten zwei Militärpolizisten auf. Sie stellten sich mit der Maschinenpistole im Anschlag seitlich hinter den Wagen.
»Sir, kommen Sie aus dem Wagen und legen Sie die Hände aufs Dach!« So ähnlich hatte er sich seinen Auftritt vorgestellt. Einer der Männer filzte ihn gründlich und entspannte sich sichtlich, als er keine Waffen fand.
»Entschuldigen Sie meine unkonventionelle Art zu parken«, versuchte er zu scherzen. »Die elende Karre hat ein seriöses Problem mit den Bremsen. Ich konnte nur noch mit der Handbremse anhalten.« Als hätte er zu einer Wand gesprochen, sagte der Soldat mit unbewegter Miene:
»Sir, Sie können hier nicht stehenbleiben. Der Parkplatz ist für Mitarbeiter reserviert.«
»Ich weiß, tut mir leid, aber ich traue mich nicht mehr weiterzufahren. Ich bin ja nicht lebensmüde. Gibt’s hier vielleicht jemanden, der sich meine Bremsen ansehen könnte?« Die Männer tauschten ratlose Blicke. Er wartete aufs Äußerste gespannt auf die Antwort. Schließlich schüttelte der Soldat den Kopf und sagte:
»Bedaure, Sir, aber wir können Ihnen nicht helfen. Sie müssen wohl jemanden von Tonopah kommen lassen.« Richtige Antwort , dachte Nick und rieb sich im Geist die Hände. Sein Plan hätte zwar auch sonst funktioniert, aber so hatten sie wertvolle Zeit gewonnen. Er bedankte sich bei den Männern, die sich wieder ins Haus zurückzogen, klappte das Telefon auf und rief seine bedrängte Partnerin an.
Julie saß im Auto neben Wegeners ahnungslosem Chauffeur, als ihr Handy klingelte. Kaltblütig hatte sie ihn gebeten, sie zum Parkplatz beim Wachhaus zu fahren. Nervös zog sie das Telefon aus der Tasche, schaute ängstlich auf das Display und entspannte sich sogleich: Nick. Sie drückte die Empfangstaste.
»Ja?«
»Julie, bist du O. K.? Ich mache mir die größten Sorgen.«
»Alles in Ordnung. Das Meeting kann wie geplant stattfinden«
»Verstehe, du bist nicht allein. Hör mal, ich bin jetzt am Treffpunkt. Wo bist du?«
»Ja, natürlich, ich bin unterwegs, in ein paar Minuten am Gate.« Sie legte das Handy weg. »Manche Leute haben einfach keine Manieren«, murmelte sie ungehalten. Der Fahrer grinste. Nick wartete am Gate, diese Gewissheit ließ sie etwas zur Ruhe kommen, doch sie entspannte sich erst, als die paar niedrigen Gebäude rund um den Grenzposten am Horizont auftauchten. Ein penetrantes Piepsen schreckte sie auf. Es knisterte und aus dem Lautsprecher des Funkgeräts brüllte eine Stimme, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ: Wegener.
»Rick, ich brauche den Wagen. Wo stecken Sie, verdammt noch mal?«
»Am Nordgate, Sir. Bin gleich zurück, sorry, Sir.«
»Was haben Sie denn um alles in der Welt da draußen zu suchen?« Dem Fahrer war die Situation äußerst peinlich. Er atmete sichtlich auf, als er bei der Schranke anhalten und seine hinreißende Fracht aussteigen lassen konnte. Mit bedauerndem Achselzucken widmete er sich wieder der unerfreulichen Konversation. Julie verstand nur noch Wortfetzen, doch die ließen ihr die Haare zu Berge stehen. Picard - sofort
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