Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
den er aus dem Jeep mitgenommen hatte, öffnete ihn und breitete den Inhalt rasch auf dem Boden aus. Mit wenigen geübten Griffen schnallte er sich den Apparat um, dessen Zweck ihr erst jetzt schlagartig klar wurde. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, die Knie wurden weich und sie sackte kraftlos zu Boden.
    »Nein - nicht - das kann ich nicht«, stammelte sie. Ihre Stimme versagte. Er zog sie sanft, aber bestimmt zu sich heran, band sie am Tandemsitz fest und begann wortlos, den Gleitschirm aufzuziehen. Der Wind war nicht ideal, aber sie hätten schlechtere Verhältnisse erwischen können. Nach wenigen Metern begann der Auftrieb anzuziehen. Julie schrie lauthals, als sie den Boden unter den Füssen verloren.
    »Es wird alles gut«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du kannst mir vertrauen. Denk an etwas Schönes. Du brauchst keine Angst zu haben, Liebes.«
    »Ich hasse dich«, zischte sie und presste gleichzeitig den Kopf an seine Brust, um etwas Halt zu finden. Sie war ihm ausgeliefert wie noch nie jemandem zuvor, ihm und dem lächerlich gelben Fetzen Stoff über ihr. Das war es, was sie nicht ausstehen konnte. Sie wollte die Augen schließen, aber die schienen sich dagegen zu sträuben. Das unwirkliche, beängstigende und großartige, stille Gleiten über dem felsigen Abgrund forderte all ihre Sinne. Sie gewannen an Fahrt, als Nick den Schirm in die Ebene hinaus lenkte und sie gemächlich der Steinwüste entgegen sanken. Die Verfolger hinter ihnen auf der Bergkuppe hatte sie längst vergessen.
    »Ich sehe ihn«, rief Nick plötzlich hinter ihr. »Da vorne, elf Uhr.«
    »Was?«
    »Vic, sein Wagen. Er kommt uns entgegen.« Warum konnte er nicht einfach vorne links sagen? Falls sie das hier überlebte, würde sie ihm auch diese militärischen Ausdrücke austreiben. Dank der kleinen Staubwolke sah sie den Wagen, der einsam mitten in der weiten Ebene auf sie zufuhr. Sie begannen schneller zu sinken. Der Boden schoss ihnen entgegen. Sie starrte wie gebannt auf das rasch näher kommende Fahrzeug. Nick bremste und sie glitten die letzten paar Meter sanft auf die Straße hinunter. »Punktlandung«, lachte er, als er unsanft auf dem Hosenboden aufsetzte.
    »Macho! Die Sache wird ein Nachspiel haben«, knurrte sie. Ein Strom wohliger Wärme durchfloss ihren Körper: sie lebte. Er schlang die Arme eng um sie und küsste sie leidenschaftlich. Zart flüsterte er:
    »Du warst großartig, mein Schatz.«
    Der Wagen, den sie aus der Luft gesehen hatten, hielt vor ihnen. Vic stieg aus und eilte freudestrahlend auf sie zu.
    »Ich habe nie geglaubt, dass dein wahnsinniger Plan C funktioniert«, grinste er und half Nick, den Schirm zu verstauen.
    »Du bist eben nicht der Einzige, der fliegen kann.« Sie stiegen rasch in den Wagen und Vic fuhr auf der Naturstraße zurück. Statt am Flughafen vorbei auf die Hauptstraße nach Tonopah einzuschwenken, bog er nach einer Weile links ab und folgte der schmalen Nebenstraße, die südlich der Stadt in den Highway 95 mündete. Niemand außer ihnen schien unterwegs zu sein.
    »Was wird eigentlich aus dem Mietwagen?«, fragte Julie unvermittelt.
    »Welcher Mietwagen? Ach der, der ist gestohlen worden«, grinste Nick. Sie hatten es geschafft. Es hatte geklappt, die Z2 war erledigt, die Gefahr beseitigt. Sie konnte nicht fassen, was sie eben getan und durchlebt hatte. Mit einem wilden Freudenschrei fiel sie ihrem Nick auf dem Rücksitz um den Hals.
Area 52, Eine Stunde früher
     
    Der stechende Schmerz in seinem Kopf verbesserte Wegeners üble Laune nicht im Geringsten. Zudem störte ihn der läppische Verband um den Schädel. Seinen unglücklichen Fahrer hatte er bereits abgekanzelt, aber diese Befriedigung verflog schnell, als er sich die Katastrophe anschaute, die Julie im Cockpit des Kampfjets angerichtet hatte. Zwei seiner engsten Mitarbeiter standen stumm am Fuß der verhängnisvollen Treppe und machten betretene Gesichter. Nach einer Weile drehte er sich zu ihnen um und krächzte heiser:
    »Ausbauen, ins Labor mit dem Krempel!« Die Anschlüsse mussten sorgfältig gereinigt werden, das kostete wertvolle Zeit. Er zweifelte, dass die Maschine bis zum geplanten Testlauf um vierzehnhundert bereit wäre. So eine verfluchte Scheiße, eine Z2 zum Teufel , dachte er kochend vor Wut. Er verstand nicht, wie die brillante Julie über Nacht zur gefährlichen Terroristin mutieren konnte. Er hatte keine Ahnung, was sie mit der Z2 angestellt hatte. Er wusste allmählich gar nichts mehr, verdammt noch mal. Er

Weitere Kostenlose Bücher