Zehn Milliarden (German Edition)
anhalten - Alarm . Mehr hörte sie nicht. Sie benutzte das Wachhaus als Deckung und rannte auf den Jeep zu, dessen Tür offenstand. Nick saß am Steuer, der Motor lief. Kaum war sie hineingesprungen, stieß er den Wagen zurück, drehte ab und drückte das Gaspedal durch. Split und Dreck spritzte hinter ihnen auf, als sie im Höllentempo auf der Naturstraße nach Norden brausten, der Stadt entgegen.
»Plan B, hmm?«, grinste er.
»Sorry, dass ich die 2 nicht abgeschickt habe. Dachte, B ist wichtiger.« Sie sagte das mit einer Ruhe, als redeten sie über das Muster fürs Sofa. Sie war wieder ganz cool. Er brauchte nicht zu wissen, dass sie Todesangst ausgestanden hatte. Er ließ beinahe das Lenkrad fahren, so überrascht war er über ihre Antwort.
»Die 2. Heißt das, du hast ...«
»Klar, war doch so abgemacht, oder?«
»Du nimmst mich auf den Arm.« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Die Z2 ist ausgeschaltet? Wirklich?«
»Wenn euer Spray wirkt.« Sie lehnte sich lächelnd zurück, versuchte sich bei der wilden Fahrt über die holprige Straße zu entspannen, so gut es ging. Aufrichtige Bewunderung lag im Blick, den er ihr zuwarf.
»Ich könnte dich ...«, schnurrte er wie ein zufriedener Kater, doch weiter kam er nicht. Am Gate hinter ihnen schien plötzlich der Teufel los zu sein. Julie drehte sich um und sah zwei Wagen mit Blaulicht aus einer Staubwolke auftauchen. Nicht gut, gar nicht gut . »Keine Panik, Liebes, das gehört zum Plan B.« Sie hätte am liebsten losgeheult, sich hier und jetzt auf die Straße gehockt und gewartet, bis der ganze Spuk vorbei war.
»Scheiße!«, rief Nick unvermittelt und deutete nach vorn. »Sie kommen von beiden Seiten.« Auf der Hauptstraße war nicht mehr durchzukommen. Zeit für Plan C. Ängstlich schaute sie auf das Display des GPS-Geräts.
»Nick, wir sind schon drüber.« Die letzte Abzweigung lag hinter ihnen.
»Wie weit?«
»Eine halbe Meile etwa.«
»Gut, dann kommt hier gleich nochmals ein Seitenpfad, der nach links abbiegt. Den nehmen wir.« Pfad war eine eher noch übertriebene Bezeichnung für die schwache Spur, in die er kurz danach einschwenkte. Aber der robuste Geländewagen meisterte auch diese Aufgabe problemlos. Sie kamen erstaunlich schnell voran. Sie schaute sich nach den Verfolgern um, die sich bei der Abzweigung getroffen hatten und nun zu beraten schienen, was zu tun war. Soweit sie es von weitem beurteilen konnte, waren ihre Wagen keine Offroader. Sie dürften Mühe haben, ihnen hierher zu folgen, aber sie konnten jederzeit Verstärkung anfordern, was sie wohl längst getan hatten. Etwas beruhigt fragte sie:
»Wohin führt dieser Weg?«
»Auf den Berg, auf die Monitor Hills«, antwortete er grinsend. Sie verstand nicht.
»Dann brauchen die doch nur zu warten, bis wir wieder zurückkommen.«
»Wir werden nicht zurückkommen«, sagte er ruhig. »Weil es genau das ist, was die erwarten.«
»Bist du übergeschnappt?« Sie ärgerte sich, wenn sie ihm jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen musste. Andererseits hatte sie es sich selbst zuzuschreiben, dass sie nicht über jedes Detail dieser hirnverbrannten Operation informiert war. Es hatte sie einfach zuwenig interessiert. »Höchste Zeit, Vic zu alarmieren. Kannst du ihm bitte das vereinbarte ›C‹ durchgeben? Er weiß dann hoffentlich, was zu tun ist. Was machen unsere Freunde da hinten?« Sie schickte die Meldung ab. Im Rückspiegel sah sie, wie eines der Verfolgerautos langsam den Pfad heraufkroch.
»Sie kommen«, sagte sie resigniert. Sie war allmählich zu müde, um sich noch aufzuregen. Der steinige Weg endete etwas unterhalb der Hügelkuppe. Nick hielt an, stellte den Motor ab und stieg aus.
»Endstation, bitte alles aussteigen«, rief er ihr zu, als er nach hinten zum Gepäckfach eilte. »Und lass den Schlüssel stecken, den brauchen wir nicht mehr.« Wollte der verrückte zu Fuß weiterklettern? Sie versuchte gar nicht erst zu verstehen, sondern tat einfach, was er gesagt hatte. »Komm«, sagte er entschlossen, als er zu ihr trat. Er nahm sie bei der Hand und marschierte los. »Wir hauen ab.« Stumpfsinnig stolperte sie hinter ihm her. Wäre sie bei Sinnen gewesen, hätte sie sich auf der Stelle hingesetzt und um nichts in der Welt mehr vom Fleck gerührt. Aber sie war müde, unendlich müde. Das Auto der Verfolger war stehengeblieben. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass sich ein paar Männer schnell zu Fuß näherten. Nick blieb auf einer Anhöhe stehen. Er setzte den Rucksack ab,
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