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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Luuk aufgeregt und wandte sich zur Hintertür. Hansje stieß einen wüsten Fluch aus und folgte ihm erstaunlich flink zur Tür hinaus.
    »Mit dir bin ich noch nicht fertig, Schlampe!«, rief er wütend, bevor die Tür ins Schloss fiel. In den nächsten paar Minuten ging alles sehr schnell. Auf einen Wink Ninas drangen die Polizisten von zwei Seiten ins Haus ein und durchkämmten routiniert alle Räume von unten nach oben, wobei sie auf vier weitere Leidensgefährtinnen Lins stießen, die man nur als Sklavinnen bezeichnen konnte. Von Hansje und Luuk jedoch fehlte jede Spur. Der Keller , schoss es Nina durch den Kopf.
    »Sie müssen durch den Keller abgehauen sein«, rief sie der Polizistin im Korridor zu. »Der Keller hat einen Ausgang auf den Hinterhof.« Die Suche wurde sofort auf den Hof und die angrenzenden engen Gassen ausgeweitet. Ohne Erfolg, denn Hansje kannte sich besser aus in diesem Quartier, als die Beamten und die meisten Bewohner. Die beiden wählten nach ihrer Flucht durch den Keller nicht den naheliegenden Weg in die Gasse, wo sie wohl die Polizei erwartete, sondern sie verschwanden sofort wieder in einem weiteren Kellerabgang. Es war der Hintereingang des ›Bullfrog‹, eines Coffee Shops, den Hansje öfter geschäftlich besuchte. Der Besitzer des Lokals, ein friedlicher Althippie, wunderte sich erst, als die beiden plötzlich hinten in seiner Bar auftauchten und wortlos zur Vordertür hinaus stürmten, doch von dieser Bande war er einiges gewohnt. Nur dank der Tatsache, dass er deren grobes Geschäftsgebaren überhaupt nicht schätzte, bekam die Einsatztruppe ein paar Minuten später den entscheidenden Tipp, der sie wieder auf Hansjes Spur führte.
    »Wir trennen uns. Ich nehme das Boot«, rief Hansje. Luuk gehorchte ohne Widerrede und bog wortlos in die nächste Seitengasse ab, während sein Boss über den Korte Stormsteeg zur Brücke rannte, bei der er sein unscheinbares, aber schnelles Boot wie üblich vertäut hatte. Bevor er einstieg, blickte er sich nach allen Seiten um. Noch folgte ihm niemand. Er mischte sich möglichst unauffällig unter die hier nicht sehr zahlreichen Boote auf dem Achterburgwal und nahm Kurs auf den Oude Turfmarkt. Sein kleines Motorboot besaß keine Kabine, sodass er gut sichtbar am Steuer saß, wie viele harmlose Touristen auch. Er spitzte die Ohren. Hinter ihm ertönte das verhasste Heulen einer Polizeisirene, und er sah einen blau-rot gestreiften Einsatzwagen mit Blaulicht auf sich zurasen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben und verfluchte innerlich seine Abneigung gegen jede Art von Kopfbedeckung. Eine Mütze tief im Gesicht wäre jetzt Gold wert. Das Polizeiauto fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit vorbei. Idioten , dachte Hansje. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen, während das Boot unbehelligt weiter tuckerte.
    »Kak!« fluchte er, als er in den Grimburgwal einschwenkte. Der Einsatzwagen kehrte zurück. Diesmal fuhr er langsam. Die Bullen beobachteten offensichtlich das Treiben auf dem Wasser. Sie kamen näher, aber noch konnten sie sein Boot nicht sehen. Ein mit Touristen voll gestopfter Kanalbus gab ihm Deckung. Er manövrierte das Boot vorsichtig an der Seite des langen Ausflugsschiffs entlang. Die Touristen winkten eifrig und Hansje grinste zufrieden zurück, während das Polizeifahrzeug vorbeifuhr. Er gab Gas, um vor dem Kanalbus weiter in Deckung zu bleiben. Die Brücke beim Oude Turfmarkt kam in Sicht, und mit ihr der weiße Bug eines Polizeiboots. Er reagierte blitzschnell, steuerte seine Nussschale zwischen die am Ufer liegenden Schiffe, vertäute sie notdürftig und kletterte an Land. Die vorstehende Kaimauer sorgte dafür, dass sein Manöver unbemerkt blieb. Als das Patrouillenboot auftauchte, hatte er sich im Schatten der Allee bereits unter die Passanten gemischt. Ein Tourist unter vielen anderen, schlenderte er unauffällig an den schokoladenbraunen und purpurroten, barocken Fassaden der Häuser mit ihren Zuckerbäckergiebeln vorbei zur Staalstraat, der er bis zur Binnen-Amstel folgte, ohne dass ihn die Idioten von Bullen weiter belästigten. Nach der Blauwbrug bog er links ab in die Nieuwe Herengracht. Der clevere Hansje hatte es wieder einmal geschafft, dachte er zufrieden grinsend. Hier lag sein Ziel verschlafen vor Anker: die Nummer 117, das Wohnboot, das einer seiner Strohmänner für ihn beschafft hatte, der noch nie in dieser Gegend aufgekreuzt war.
    Die Polizei hatte ihren Einsatz im Rotlichtviertel inzwischen abgebrochen. Hansje

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