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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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war entwischt, wie Nina zufällig von einer Beamtin erfuhr. Die Nachricht schockierte sie zutiefst. Mit zitternder Hand griff sie zum Telefon.
    »Entwischt? Das darf doch nicht wahr sein«, rief Emily bestürzt aus, als sie die Neuigkeit erfuhr.
    »Eine Katastrophe. Wenn der mich erwischt ...«, stammelte Nina. »Er glaubt, dass ich etwas mit Lins Verschwinden zu tun habe.«
    »Da hat er leider nicht ganz unrecht.«
    »Eben. Ich habe Angst, Angel.« Emily versuchte sie zu trösten, obwohl sie selbst nicht an ihre Worte glaubte.
    »Hör mal, ich bin sicher, dass die Polizei ihn finden wird. Die lassen nicht locker. Du brauchst keine Angst zu haben. Er wird sich wohl nicht so schnell wieder in deine Gegend trauen.«
    »Du kennst den Dicken nicht. Er wird mich umbringen«, murmelte Nina verzweifelt.
    »Beruhige dich. Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn du Probleme hast. Hier bist du jedenfalls sicher.«
    »Danke, das ist lieb von dir, Angel.« Wenn es dann nicht zu spät ist , dachte sie. Ihr war speiübel.

 
KAPITEL 3
     
Mountain View
     
    J ulie lehnte sich befriedigt zurück und begann den verspannten Nacken zu massieren.
    »Das kann ich besser«, flüsterte Nick unvermittelt hinter ihr.
    »Du sollst dich nicht anschleichen. Eines Tages kriege ich einen Herzstillstand«, protestierte sie, aber sie ließ seine Hände gewähren. Die kreisenden Daumen zwischen ihren Schulterblättern wirkten Wunder.
    »Ich habe mich keineswegs angeschlichen, aber du warst so absorbiert von deiner Arbeit, dass du offenbar nichts gehört hast. Was gibt es denn Neues?« Vor ihr auf dem Tisch des mikrobiologischen Labors stand ein Zellenmanipulator der neusten Generation, eine Art zu groß geratenes Stereomikroskop, mit dem man kleinste Teilchen präzise und ohne störende Berührung beobachtete und manipulierte. Julie hatte den angeschlossenen Bildschirm nicht eingeschaltet, daher konnte Nick nicht sehen, was sie eben beobachtet hatte. Außer dem Summen der Ventilatoren und gelegentlichem Klicken von Automaten, die stur ihre vorprogrammierten Jobs verrichteten, war es still im Labor. Nur noch wenige Leute arbeiteten um diese Zeit im Park von NanoClins Hauptsitz an der Central Avenue.
    »Schau mal!«, forderte sie ihn auf. Er beugte sich über das Gerät und ließ das Bild, das sich ihm bot, eine Weile auf sich wirken. Winzige Röhrchen bewegten sich, Spermien gleich, mit peitschenden Schwänzen durch eine gelbliche Flüssigkeit. Die ersten funktionierenden Bio-Nanobots mit eigenem Antrieb.
    »Das habe ich doch schon einmal gesehen«, sagte er zögernd. »Was ist neu daran?« Sie hatte ihm die Errungenschaft tatsächlich vor zwei Tagen schon gezeigt.
    »Neu ist, dass es dieselben alten Bots sind, die du damals gesehen hast, und dass sie sich immer noch bewegen.« Er machte großen Augen.
    »Heißt das, ...« Sie nickte und versuchte gar nicht erst, ihren Stolz zu verbergen.
    »Genau das heißt es. Diese Gesellen beziehen ihre Energie auf biochemischem Weg direkt aus der Nährlösung - übrigens eine Art Blutserum.«
    »Es funktioniert!«, rief er begeistert. »Nicht zu glauben, dass du es in so kurzer Zeit geschafft hast. Lass dich umarmen!« Sie verfügten nun über Nanobots auf biologischer Basis, die sich selbständig frei bewegen und die notwendige Energie direkt aus dem Blutkreislauf beziehen konnten. Damit war ein wichtiger Meilenstein in ihrem Projekt ›ND5‹ erreicht. Das Team hatte sieben grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten untersucht und sich letztlich für die Nano-Diagnose Variante fünf entschieden. »Was hältst du von einer kleinen Feier zu zweit? Gino im Zucca hat sicher noch einen Tisch für uns.«
    »Ich sterbe vor Hunger.«
    Das Restaurant befand sich nur ein paar Blocks entfernt und war abends stets gut besetzt, doch Julie und Nick hatten nach kurzer Zeit den privilegierten Status von Stammgästen erreicht, für die stets ein Tisch frei war. Vielleicht gab sich der gute Gino auch deshalb besonders viel Mühe, weil er heimlich, aber doch offensichtlich, hoffnungslos in Nick verknallt war.
    »Weißt du, ich kann ihn gut verstehen«, seufzte Julie theatralisch, als Gino sich mit der Wasserkaraffe wieder entfernte. »Wenn ich schwul wäre, würde ich mich auch sofort in dich verlieben. Du bist so männlich.«
    »Was? Ach, lass den Quatsch! Er ist nur freundlich.«
    »Klar. Vor allem zu dir.«
    »Eifersüchtig?«, grinste er. Sie schüttelte lachend den Kopf.
    »Nein, eher bestätigt.

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