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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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zum Schreibtisch, nahm ein Etui aus der obersten Schublade und gab es ihr. Neugierig öffnete sie es.
    »Eine Sonnenbrille?«, sagte sie enttäuscht.
    »Und was für eine«, antwortete er geheimnisvoll, während sie die Brille aufsetzte. Er drückte eine versteckte Taste am Etui, worauf Julie erschreckt zusammenzuckte. Die Bügel der Brille hatten ihr deutlich, aber nur für sie hörbar, etwas ins Ohr geflüstert.
    »Nur eine Testmeldung«, sagte Nick grinsend, als könnte das irgendetwas erklären.
    »Ein drahtloser MP3 Player? Männer mit ihren Gadgets!« Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Dieser MP3 Player, wie du ihn nennst, ist mit neuster Computer- und Übermittlungstechnologie ausgerüstet. Das unscheinbare Etui enthält die vollständige Logik, um Signale deiner Nanobots zu empfangen, zu entschlüsseln und als Klartext an diese schicke Brille zu übermitteln.« Sie nahm die Sonnenbrille ab, betrachtete sie und das etwas dick geratene Etui mit ungläubigem Staunen.
    »Die ganze Apparatur in dieser kleinen Schachtel?«, murmelte sie verblüfft. Er nickte, offensichtlich stolz auf diese Anschaffung.
    »Mit besten Grüssen von der UCLA. Und das Ding funktioniert bestens.« Sie warf ihm einen strengen Blick zu, wollte nicht glauben, was sie hörte. Hatte er tatsächlich einen weiteren heimlichen Selbstversuch unternommen? Er nickte als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage und sagte zufrieden schmunzelnd: »Schon ein seltsames Gefühl, wenn einem die eigenen Gedanken ins Ohr geflüstert werden.« Das Projekt ND5 stand nun unmittelbar vor dem triumphalen Abschluss. Als Krönung hatte er allerdings noch eine ganz besonders gewagte Aktion geplant, doch diese Idee musste er erst Julie vorsichtig verkaufen.
College Park, Maryland
     
    Rachel Heaton rannte durch den langen, weißen Korridor im zweiten Stock des neuen Gebäudes am Rand von College Park bei Washington. Es roch nach frischer Farbe und vieles erschien ihr noch immer fremd und neu, denn sie hatten die Büros hier erst vor drei Wochen bezogen. Rachel war als ehemalige CIA Agentin zu Joe Giffords Gruppe gestoßen, als die ›Intelligence Advanced Research Projects Activity‹, IARPA, vor zwei Jahren gegründet wurde. Zweck dieser relativ kleinen Organisation, die direkt an den DNI, den Director of National Intelligence, rapportierte, war es, die Grauzone zwischen NSA, CIA und anderen etablierten Geheimdiensten nach neuen Möglichkeiten auszuloten. IARPA sollte Innovationen verfolgen und fördern, welche die anderen Organisationen meist aus wirtschaftlichen Gründen mieden. Wie es der DNI selbst formuliert hatte, war eines der Hauptziele, revolutionäre Fähigkeiten und Technologien zu entwickeln, welche die Feinde überraschen und das Land selbst vor Überraschungen schützen sollten. Die dynamische Vielfalt an vorderster technologischer Front in einer überschaubaren Organisation hatte sie an diesem Job gereizt.
    Sie musste erst kurz Atem holen, bevor sie an Joes Tür klopfte und eintrat. »Casanova hat sich gemeldet«, erklärte sie, als sie das Blatt mit der entschlüsselten Meldung ihrem Boss auf den Tisch legte. »Ich dachte, es wäre wichtig.« Joe, der beinahe hinter seinem Schreibtisch versank, so klein war er, blickte sie forschend an, rückte die schwere Brille auf der messerscharfen Nase zurecht und las mit unbewegter Miene.
     
    NanoClin, Mountain View, CA.
 
    Die Abteilung für Nano-Diagnostik hat die Entwicklung von Bio-Nanobots mit autonomer Energieversorgung aus dem Blutkreislauf, autonomer Fortbewegung und programmierbarer Navigation erfolgreich abgeschlossen. Die Bots können gezielt an vordefinierte Regionen des Großhirns andocken und die Tätigkeit der Neuronen drahtlos übermitteln. Erste geheime Versuche mit Gedankenübertragung auf dieser Basis am lebenden Objekt sind bereits erfolgreich durchgeführt worden. Bis jetzt zeigt sich, dass die Technologie überraschend zuverlässig arbeitet. Miniaturisierte, tragbare Anwendungen sind nach heutiger Einschätzung machbar. Marktreife: ca. 6 Monate bis 1 Jahr, Chance: 80%.
 
    Casanova
     
    »Du hast verdammt recht mit deiner Einschätzung, brummte er zufrieden, als er wieder aufblickte. Wenn das stimmte, was er eben gelesen hatte, mussten sie diesen Kanal schleunigst auf Code 3 setzen. Im Gegensatz zu Rachel wusste er, wer sich hinter dem Pseudonym Casanova verbarg, deshalb zweifelte er keinen Augenblick, dass die brisante Information auf dem harmlosen Blatt Papier korrekt war. Trotzdem

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