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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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er elektrisiert auffuhr und beinahe sein Glas umstieß.
    »Mein Gott, Julie, was machst du da?«
    »Was meinst du?«
    »Dein - Fuß«, stammelte er verwirrt.
    »Ach der amüsiert sich nur ein wenig.«
    »Zwischen meinen Beinen!«, ergänzte er scheinbar entrüstet. »Jesus, so kenne ich dich ja gar nicht.«
    Gleich wirst du mich noch ganz anders kennen lernen , dachte sie belustigt. Sie stand auf, pflückte ein paar Beeren von einer Traube, hielt sie ihm unter die Nase und flüsterte ihm lüstern ins Ohr: »Dessert?« Langsam ging sie zum Bett. Wie gelähmt verfolgte er, wie ihr kleines Schwarzes auf halbem Weg zu Boden glitt, dann ihr Höschen. Die Beine in matt glänzenden schwarzen Nylons leicht gespreizt, legte sie sich auf den Rücken, winkte obszön langsam mit dem Zeigefinger und forderte ihn mit tiefer, sinnlicher Stimme auf: »Such sie!«
Moorea
     
    In Gedanken versunken blickte Vic über den Schreibtisch hinweg auf die Terrasse und das ruhig in der Morgensonne glitzernde Wasser der Bucht. Als beobachtete er ein seltenes Schauspiel, schaute er fasziniert zu, wie eine Baumschnecke vorsichtig tastend auf die Plattform kroch und sich bedächtig, aber unermüdlich, am rauen Holz des Geländers hocharbeitete. Wenig später erschien eine zweite Schnecke an der gleichen Stelle am Fuß des Geländers. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin trug sie ein längliches rosa Häuschen und sie folgte mit geradezu beängstigender Geschwindigkeit der Spur des ersten Tiers. Eine hungrige Wolfsschnecke , schoss ihm durch den Kopf; du hast heute Pech, tut mir leid . Er wusste, dass diese von unvorsichtigen Biologen eingeführten fleischfressenden Fremdlinge mit Vorliebe einheimische Baumschnecken verzehrten, die dadurch bereits zum großen Teil ausgestorben waren. Er trat ans Geländer, nahm die beiden Schnecken und setzte sie auf nahe Zweige verschiedener Bäume.
    Die kurze Aktion konnte seine trüben Gedanken nicht vertreiben. Was war los mit Emily? Bisher hatte sie mit der Präzision eines Uhrwerks pünktlich zu jedem seiner Geburtstage geschrieben, doch nun war ihre Mail schon seit zwei Tagen überfällig. Das beunruhigte ihn ebenso sehr, wie es ihn verletzte, auch wenn er seine Rechte an ihrer Aufmerksamkeit längst verwirkt hatte. Da auch sein Gruß unbeantwortet geblieben war, begann er sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er setzte sich wieder an den Computer, öffnete das Archiv mit Emilys elektronischer Post und las die letzten paar Mails ein weiteres Mal durch, suchte nach einem Hinweis, dass sie sich von ihm abwenden würde. Auch diesmal fand er keine Spur. Resigniert schaltete er den Computer aus und überlegte. Plötzlich griff er entschlossen zum Telefon und tat, was er seit zwei Jahren nicht mehr getan hatte. Er rief seinen alten Freund an.
    »Hallo?«, meldete sich ein hörbar ungeduldiger Nick.
    »Ich bin’s, Vic.«
    »Du grüne Neune, Vic! Ist was passiert, oder langweilst du dich?«
    »Nein - ich wollte mich nur mal nach euren Fortschritten erkundigen. Hat die Idee etwas getaugt?«
    »Und wie. Wir haben viel über dein Fachgebiet gelernt und sind wesentlich weiter, als wir je gehofft hatten, eine phantastische Story. Hör mal, es tut mir leid, ich bin im Moment ziemlich unter Zeitdruck. Ich erzähle die Geschichte gerne ein andermal. Darf ich dich unter dieser Nummer zurückrufen?« Vic zögerte, bis er seinem Freund schliesslich doch den wahren Grund seines Anrufs erläuterte.
    »Nick, bist du noch dran?«, hakte er nach, als eine Antwort ausblieb.
    »Du meinst, Emily ist etwas zugestossen?«
    »Ich mache mir jedenfalls Sorgen. Hast du in letzter Zeit mit ihr gesprochen?« Wieder zögerte Nick, bevor er unsicher sagte:
    »Nein - ja - nicht wirklich. Ich werde mich um sie kümmern, sobald das hier vorüber ist. Ich denke, wir sollten uns keine allzu grossen Sorgen machen. Meine Schwester kann ganz gut selbst auf sich aufpassen, glaub mir.« Dein Wort in Gottes Ohr , dachte Vic, alles andere als beruhigt, und verabschiedete sich.
Bellagio, Las Vegas
     
    »Sie hat die Nacht in seiner Suite verbracht«, berichtete Simone, während sie müde in ihrem Notizbuch blätterte. »Um 07:12 Uhr verlässt sie ihren Lover, ich nehme an, um in ihr Zimmer zurückzukehren, aber das müssten Sie besser wissen.« Rachel nickte. »Baxter geht um 08:45 Uhr ausgiebig frühstücken, und ich meine ausgiebig. Selbst am Frühstückstisch nimmt er seine dunkle Brille nicht ab. Er kehrt um 09:47 in seine Suite zurück, dann ist tote Hose

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