Zehn Milliarden (German Edition)
gehofft hatte. Dieses Eigenkapital bestand aus seinem Bonus, den ihm NanoClin erst noch bezahlen musste, und einer Minderheitsbeteiligung von Julie.
Das dritte Spiel dieses Abends lief wesentlich besser. Er hielt Kreuz Ass und Pik Ass, und auf dem Tisch lag der Flop mit Herz Ass, Pik sieben und Herz Dame. Drei Asse, ein starkes Blatt, aber ein Herz Flush konnte ihn noch erledigen. Die nächste Karte, der Turn, war eine Karo vier. Kein Problem, aber die Gefahr blieb bestehen. Einer der zwei verbliebenen Gegner erhöhte, und er zog mit. Der dritte gab auf. Nick atmete innerlich auf, als der River wieder ein Brick war, eine Karte, die weder ihm noch seinem Gegenüber etwas nützte. Da geht dein Herz Flush den Bach runter , dachte er zufrieden und zog mit, als sein Gegenspieler nochmals erhöhte. Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als er seine zwei Asse aufdeckte. Die Platinblonde am Tisch spendete begeistert Beifall und prostete ihm zu, nicht ohne sich routiniert vornüber zu beugen, damit er freie Sicht auf ihre zwei üppigen Investitionen hatte. Freundlich lächelnd leerte er den Pot, und begann seine Chips zu sortieren. Neuer Kontostand: 85'000. Sollte er weitermachen? Für morgen brauchte er mindestens Chips im Wert von 100'000 Dollar. Das war zu schaffen, wenn er nochmals einiges aus seinem Eigenkapital beisteuerte, doch der Gedanke gefiel ihm nicht. Buchhalter dachten so, nicht Nick Sears am Vorabend seines größten Kampfes. Er machte weiter, zur kolossalen Freude seines platinblonden Gegenübers.
Dem Cowboy schien es heute Abend nicht besonders gut zu laufen, dachte Simone. Vielleicht lag es daran, dass er sich zuwenig auf das Spiel und entschieden zuviel auf die reizende Miss Jones konzentrierte, die ihn gnadenlos umgarnte. Sie organisierte nun die Drinks und Snacks für ihn, und sie war der Grund, weshalb er die persönliche Betreuerin, die ihm das Haus zur Verfügung stellte, heute nicht mehr benötigte. Simone hatte beobachtet, wie die Frau offensichtlich gekränkt abgezogen war. Sollte sie doch froh sein, die blöde Kuh. Viel früher als üblich in diesen Kreisen verließ der Cowboy mit seiner neuen Eroberung den Poker Room. Sie gab Rachel eine Textmeldung durch, während sie den beiden in sicherem Abstand folgte. Sie eilten an den endlosen Reihen klingelnder, jaulender und furzender Spielautomaten vorbei zu den Aufzügen. Einer der Pagen in der Nähe grüsste den Cowboy respektvoll.
»Guten Abend Mr. Prescott, Madam.« Er betrat die Kabine mit den beiden und steckte einen Schlüssel in den Schlitz für die zweiunddreißigste Etage. Das war’s dann , dachte Simone. Die obersten acht Stockwerke waren für die exklusiven Villas reserviert. Gewöhnliche Menschen wie sie hatten dort nichts verloren. Sie klappte ihr Handy auf und wählte Rachels Nummer.
»Kein Problem. Sie werden sich in Prescotts Villa amüsieren, sonst wird heute Nacht wohl nichts mehr passieren«, sagte Rachel, doch sie sollte sich täuschen.
Mit gemischten Gefühlen stand Julie unter dem gläsernen Kronleuchter des mit erlesenem italienischem Marmor gestalteten Foyers. Schon diese Eingangshalle von Prescotts Villa im Bellagio wollte nur eines ausdrücken: Reichtum, Geld. Aber sie tat es immerhin mit Stil und Eleganz, das musste Julie zugeben, obwohl sie die Idee verabscheute, Kultur und den feinen Sinn fürs Schöne durch aufwändigen Prunk und Pomp zu ersetzen.
»Danke, James«, sagte Prescott zum Butler, der unvermittelt mit zwei Champagnergläsern auf silbernem Tablett aus dem Nichts auftauchte. Der Hotelgeheimdienst hatte diesen James wohl in dem Augenblick alarmiert, als Bull von seinem Sessel am Pokertisch aufgestanden war. Er reichte ihr eines der Gläser. »Cheers! Willkommen auf meiner bescheidenen Ranch.«
»Ich bin beeindruckt, Jerry, ich kann’s nicht erwarten, Ihre Stallungen zu sehen.« Er lachte donnernd und leerte sein Glas in einem Zug. Seine rigorose Milchdiät war offenbar vorbei, jetzt nach der Arbeit.
»Warum setzen wir uns nicht erst mal in den Garten und entspannen uns ein wenig an der frischen Luft?«
»Ausgezeichnet, wenn ich irgendwo die Füße hoch lagern kann.«
»Wo Sie wollen, meine Liebe.« Wieder lachte er schallend. Ihre trockenen Bemerkungen schienen ihn stets außerordentlich zu erheitern.
»Möchten die Herrschaften eine Kleinigkeit essen?«, fragte James auf dem Weg zur Terrasse. Prescott blickte sie fragend an. Sie wäre dem Butler am liebsten um den Hals gefallen, denn ihr Magen
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