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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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bis Mittag. Er hört offenbar ziemlich lange und laut Musik, wie ich mitbekomme, als die Miss vom Housekeeping anklopft. Um 12:15 verlässt er sein Zimmer, fährt runter ins Kasino und begibt sich ohne Umweg ans nördliche Ende zum Poker Room.«
    Wieder nickte Rachel ohne etwas zu sagen. Sie hatte so etwas erwartet. Simone fuhr fort: »Während zweier Stunden beobachtet er den Spielbetrieb, vorwiegend im leicht erhöhten hinteren Bereich, wo sich die fünf high-limit Tische befinden. Um... « Sie suchte in ihren Notizen. »14:20 schreibt er sich dort für ein Game ein. Um 15:10 setzt er sich an Tisch vier und beginnt zu spielen. Es ist ein 500/1000 Dollar no-limit Pokerspiel.«
    »Das heißt im Klartext?«, fragte Rachel leicht gereizt. Sie hatte den Poker Jargon nicht mehr präsent.
    Simone begann geduldig, das Wichtigste zu erklären. Sie begriff jetzt auch, weshalb gute Kenntnisse des Spielbetriebs für diesen Auftrag vorausgesetzt wurden. »Das bedeutet, dass der erste Spieler links des Dealers zu Beginn 500 Dollars als ›small blind‹ setzen muss, der nächste Spieler links von ihm 1000 Dollars als ›big blind‹. Erst dann teilt der Dealer die zwei verdeckten Karten aus und die Wette beginnt. Um im Spiel zu bleiben, muss jeder am Tisch in dieser ersten Runde mindestens den big blind, also 1000 Dollars einsetzen. Wenn jemand erhöht, muss er mindestens den doppelten aktuellen Einsatz, also in diesem Fall 2000 Dollars einschießen. Dann müssen die anderen wieder gleichziehen, oder nochmals erhöhen, oder aufgeben, und so weiter, bis niemand mehr erhöht in dieser Runde.« Sie warf Rachel einen prüfenden Blick zu, bevor sie weiterfuhr. »Am Schluss der Runde wandern alle Chips in den Pot, den am Ende der Gewinner einsackt. Nun legt der Dealer den Flop auf den Tisch, das sind drei Karten, die offen gezeigt werden und allen gehören. Die zweite Runde beginnt, wobei der erste oder die ersten paar Spieler auch null setzen können. Wenn diese Runde vorüber ist, wandern die gesetzten Chips wieder in den Topf. Die dritte Runde beginnt, nachdem der Dealer eine weitere Karte offen auf den Tisch gelegt hat, den Turn. Die letzte Runde schließlich beginnt mit dem Aufdecken einer fünften Karte, dem River. Alle verbliebenen Spieler besitzen nun ihre zwei verdeckten Hole Cards und die fünf gemeinsamen öffentlichen Karten auf dem Tisch.«
    »Und wer gewinnt?«
    »Gewinner ist der Spieler, der aus fünf seiner sieben Karten die Hand mit der höchsten Punktzahl bilden kann. Es kann natürlich auch sein, dass das Spiel schon viel früher endet, nämlich dann, wenn einer erhöht und keiner mehr mitzieht.«
    »O. K., begriffen«, sagte Rachel nach kurzer Pause. »Und wie hat sich unser Mr. Baxter geschlagen?«
    »Anfangs lief es nicht gut. Er hat nach dem Flop einen Violetten gesetzt und später mit einem Gelben erhöht, dann musste er bereits in der zweiten Runde passen. Alles in allem hat er im ersten Spiel genau 2'500 Dollar ohne mit der Wimper zu zucken in den Sand gesetzt. Das heißt, die Wimper konnte ich nicht so genau sehen hinter seinen notorischen dunklen Gläsern.«
    »Wow, beeindruckender Start«, lachte Rachel spöttisch.
    »Allerdings verlief der Rest des Nachmittags ganz anders: sechs Spiele, vier gewonnen. Ich habe nicht genau nachgezählt, sorry, aber er hatte einen Berg Chips von etwa 50’000 hinter der Linie, bevor er Pause machte. Entweder ist der Mann ein verdammter Glückspilz oder ein Genie.«
    »Er ist ein Genie«, warf Rachel ein. Für sie sah es ganz danach aus, dass Larry Baxter, alias Dr. Nick Sears, diese Pokerrunden als Fingerübung und Kapitalbeschaffung für sein eigentliches Vorhaben benutzte.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Simone unvermittelt.
    »Sie treibt sich in der gleichen Gegend herum.«
    »Wer hätte das gedacht.«
    »Sie spielt nicht, aber sie scheint die High Rollers in der Vitrine genau zu beobachten.« Was sie verächtlich als Vitrine bezeichnete, war der Stolz des Bellagio Kasinos: ein durch verzierte Glaswände abgetrennter, mit edelsten Materialien in erdfarbenen Tönen ausgestatteter Raum mit zwei Pokertischen, an denen regelmäßig die besten Spieler ihre schwindelerregenden Einsätze riskierten. Man nannte diesen Raum liebevoll Bobby’s Room, ein Tribut an einen legendären Spieler.
    »Planen die irgendwas gegen einen dieser Pros?«
    »Durchaus möglich«, antwortete Rachel vorsichtig. Die Detektivin brauchte nicht alles zu erfahren, was sie beobachtet hatte. »Vorläufig

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