Zehn Milliarden (German Edition)
Taxi mit Nick verschwunden. Rachel entschuldigte sich wortreich für ihr Ungeschick, raffte die Taschen zusammen und betrat lächelnd das Hotel. Das war knapp , dachte sie, aber sie hatten ihren Auftrag hier erfüllt. Von Simone wusste sie, dass Julie das Hotel bereits vor einer Stunde unbehelligt mit dem Gepäck der beiden in ihrem Wagen verlassen hatte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was abgehen würde, wenn sich die beiden wieder trafen.
College Park, Maryland
Das Telefon auf Joe Giffords Schreibtisch summte. Nach einem Blick auf die Anzeige der verschlüsselten Verbindung bedeutete er seinem Gegenüber, dass die Unterhaltung beendet war. Der Anruf hatte höchste Priorität. Als er allein war, nahm er den Hörer ab.
»Hallo Rachel. Ich bin ganz Ohr.«
»Hi, Joe. Es ist bestätigt. Alles, was Casanova angekündigt hat, ist eingetreten.« Er hörte sich Rachels Bericht wortlos bis zu Ende an. Mit einem breiten, zufriedenen Grinsen im Eulengesicht fragte er schließlich:
»Sonnenbrille?«
»Ja, ich kann mir den Schwindel nicht anders vorstellen. Irgendwie muss er Informationen über Prescotts Karten über die Sonnenbrille erhalten haben.« In Joes Ohren klang das durchaus plausibel. Die Leute hatten es geschafft, eine tragbare Einheit zu konstruieren.
»Und wie hat er das Hirn dieses Texaners angezapft?«
»Keine Ahnung, aber das muss irgendetwas mit seiner Partnerin zu tun haben, die war knapp drei Stunden in Prescotts Villa.«
»O. K. Gute Arbeit, Rachel. Ich denke, über die Hintergründe kann uns Casanova aufklären. Ich werde das gleich veranlassen.« Das Gespräch war beendet. Er stand auf, ging zu einer Tür, hinter der sich eine kleine Anrichte samt Kühlschrank, Waschbecken und einer Auswahl von Spirituosen versteckte, und schenkte sich einen Schwenker seines sündhaft teuren Cognacs ›Fine Champagne‹ ein, des besten Brandy, den er genau für solche Gelegenheiten bereithielt. »Cheers, Alter«, sagte er zu seinem Spiegelbild. »Du hattest wieder mal den besten Riecher.« Er war sehr zuversichtlich, dass der Lunch mit Colonel James Stark zu beider Zufriedenheit verlaufen würde. Um halb zwölf verließ er das Büro und ging die paar Schritte zur Metrostation. Sinnlos, es um diese Zeit mit dem eigenen Wagen zu versuchen, umso mehr, als die Green Line direkt nach Chinatown führte, praktisch vor die Haustür der Capitol City Brewing Company. Er freute sich königlich auf den hausgemachten Hackbraten.
»Tragbar tönt vielversprechend«, murmelte der hagere, hochgewachsene Colonel Stark zwischen zwei Bissen seines aufdringlich gesunden Salats bar jeder Sauce. Joe schaute seinen Freund vorwurfsvoll an.
»Vielversprechend, du bist gut, Jimmy. Das ist ein gottverdammter wissenschaftlicher Durchbruch, und genau das, was dein Projekt jetzt braucht.«
»Hast du es gesehen?« Die nüchterne Frage erwischte Joe kalt.
»Meine Leute - nein, ich hab’s nicht selbst gesehen.« Stark nickte.
»Na also, Joe. Ich bin ganz deiner Meinung, aber erst, wenn ich mich selbst überzeugt habe.«
»Dazu wirst du schon noch Gelegenheit bekommen. Ich weiß, dass ich mich auf meine Leute und meine Informanten verlassen kann«, entgegnete Joe mürrisch. Jimmys Skepsis dämpfte seinen Appetit merklich und die nächste Frage trug auch nicht eben zu seinem Wohlbefinden bei.
»Sind alle Schlüsselleute an Bord?« Joe überlegte einen Augenblick zu lange. »Nun, Joe?«
»Ja, sie arbeiten technisch für NanoClin, aber das ist O. K. Wir bezahlen sie.« Stark ließ nicht locker.
»Alle?« Wieder zögerte Joe. Er legte die Gabel weg, denn der Appetit war ihm endgültig vergangen.
»Da ist noch eine Unbekannte, du wirst die Information in meinem Bericht finden.« Stark blickte ihn durchdringend an, während er weiter auf seinem staubtrockenen Salat kaute. »Nach unserem Informanten ist der Durchbruch nur mit Hilfe eines Mannes im Hintergrund erfolgt. Eine ziemlich geheimnisvolle graue Eminenz, wie es heißt.« Starks Blick verweilte unerbittlich auf seinem Gegenüber. Er sagte keinen Ton, und Joe fuhr kleinlaut fort: »Wir kennen seinen Namen.«
»Seinen Namen. Großartig!«, lachte Stark verächtlich. »Ich kenne viele Namen, Joe. Für mich hört sich das eher an, als hätten wir die ideale Technologie gefunden, ohne einen Schimmer, welche Köpfe dahinter stecken.« Mit rotem Gesicht wehrte sich Joe:
»Quatsch, Jimmy. Wir wissen genau, mit wem wir es zu tun haben, und unser Insider hat guten Kontakt zu diesem Dr. de
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