Zehn Milliarden (German Edition)
konnte.
»Verdammt«, schimpfte sie laut. Was bildete sich diese Eule von Gifford ein? Wütend drückte sie die Sieben und wartete, bis die Verbindung hergestellt war. Kaum hatte sich Gifford gemeldet, schnauzte sie ihn an: »Können Sie mir erklären, was dieser Blödsinn hier soll? Colonel Stark will mich in ein geheimes Projekt hineinziehen, das mich nicht im Geringsten interessiert. Ich dachte, wir arbeiten an Alex.«
»Julie - beruhigen Sie sich. Natürlich gehen die Arbeiten an Alex wie geplant weiter.« Er zögerte einen Augenblick. »Hat Ihnen der Colonel erklärt, worum es geht?«
»Nein, natürlich nicht. Ich will es gar nicht wissen.«
»Ich denke doch, dass Sie ihn anhören sollten. Erstens ist es eine wissenschaftlich sehr anspruchsvolle Angelegenheit und zweitens binden wir dadurch die Geldgeber in einer Weise an uns, dass die anderen Projekte entscheidend profitieren werden. Der Einsatz lohnt sich, glauben Sie mir.« Ihr war nicht wohl bei der Sache, und sie war nicht überzeugt.
»Vergessen Sie’s. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei. Nein, ohne mich, Joe.« Gifford schien lange nachzudenken, bevor er antwortete.
»Das wäre keine kluge Entscheidung. Sie würden unserer Sache damit großen Schaden zufügen.«
»Schaden? Welchen Schaden? Und warum ich?«, rief sie entrüstet.
»Weil Sie die am besten geeignete Person sind, Julie. Hören Sie, lassen Sie sich in Colonel Starks Projekt einweihen. Sie können nichts verlieren dabei, nur gewinnen. Wir wollen doch beide nicht, dass Unbefugte erfahren, wer Sie wirklich sind, nicht wahr - Casanova?«
Julie ließ den Hörer sinken und begann zu zittern. Der Schock, den das gefürchtete Wort auslöste, das bisher nie laut ausgesprochen worden war, lähmte sie augenblicklich. Es war ein harter Schlag in die Magengrube, und ihr wurde übel. Niemals durfte Nick von ihrer Tätigkeit als Spitzel für Giffords Organisation erfahren. Er wäre zutiefst verletzt, würde sich zu Recht hintergangen fühlen. Sie würde ihn verlieren, er würde sie hassen. Undenkbar! Mein Gott, warum nur habe ich mich auf dieses tödliche Spiel eingelassen , warf sie sich verzweifelt vor. Kraftlos sank ihr Kopf auf die Tischplatte, sie vergrub das Gesicht in den Händen und begann lautlos zu weinen.
»Hallo, Julie? Sind Sie noch da?« Giffords Worte drangen wie entferntes Zwitschern an ihr Ohr. Matt und gebrochen ergriff sie den Hörer.
»Sie haben gewonnen«, sagte sie tonlos und unterbrach die Verbindung. Sie wischte sich die Tränen ab, zog den kleinen Spiegel aus ihrer Tasche, kontrollierte ihr Gesicht und richtete sich mit ein paar routinierten Handbewegungen eilig das Haar. Sie zwang sich, wieder das einnehmende Lächeln aufzusetzen, ihr unwiderstehliches Markenzeichen. Die Leute hier hatten kein Recht darauf, die gebrochene, verängstigte Julie zu sehen. Es klopfte und Starks markanter Kopf erschien im Türspalt.
»Alles O. K.? Haben Sie sich entschieden?« Sie nickte nur und wartete, bis die Offiziere wieder Platz genommen hatten. »Und?«, fragte Stark gespannt.
»Schießen Sie los!« Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Wegener lehnte entspannt zurück und atmete hörbar auf.
»Ausgezeichnet, Sie werden es nicht bereuen.« Er gab dem Major ein Zeichen, worauf dieser mit einer Leidenschaft über seine Arbeit zu berichten begann, die sie diesem sonderbaren Kauz nie zugetraut hätte. Wie verwandelt schilderte er beredt und fesselnd, wie sie durch ausgeklügelte Interaktion mit den Neuronen der Piloten deren Wahrnehmung erweitern, gar deren Reaktionen vorwegnehmen und den Aktionsradius so immens ausdehnen konnten. Ihr geheimes Projekt hatte als einfache Anpassung der Resultate von Alex auf die Schnittstelle zwischen dem Piloten und seinem Waffenarsenal begonnen, aber inzwischen übernahm das Interface immer mehr eigenständige Funktionen. Wegener und sein Team waren auf dem besten Weg, einen voll integrierten, kriegstauglichen Assistenten für Kampfpiloten zu konstruieren.
»Das Interface ist sozusagen immer dicker und wichtiger geworden«, schloss der Major nicht ohne Stolz. Julie musste sich eingestehen, dass sie der Bericht des Offiziers gegen ihren Willen gefesselt hatte. Zwei Augenpaare waren starr auf sie gerichtet, die Männer warteten auf ihre Reaktion.
»Wie weit sind Sie denn nun mit dieser Entwicklung?« Wieder zeigte sich eine Regung in Starks Gesicht. Sie interessierte sich für das Unternehmen, er war zufrieden. Er erhob sich und
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