Zehn Milliarden (German Edition)
antwortete:
»Kommen Sie, am besten schauen Sie sich die Sache selbst an.« Sie verließen den Bunker des Colonels und fuhren im bereitstehenden Jeep zu einem offenen Hangar in der Nähe des Kontrollturms. In der riesigen Toröffnung stand ein grau geflecktes Kampfflugzeug, das Julie böse anzuglotzen schien wie eine gigantische Stechmücke mit dem giftigen Antennenstachel auf der spitzen Nase, den unheimlichen schwarzen Schlitzen der Luftansaugung und den zwei drohend gespreizten Seitenrudern am Heck. Das Cockpit war offen und eine Rollleiter stand angelehnt neben dem Flugzeug.
»Das ist eine F-22 Raptor, so ziemlich das Modernste, was unsere Luftwaffe zur Verfügung hat für die Sicherung des Luftraums. Die Maschine ist auch bestens für die Bekämpfung von Bodenzielen geeignet, und mit unserer Entwicklung machen wir sie zur unschlagbaren, flexibelsten und absolut tödlichsten Waffe, die man sich vorstellen kann - mal abgesehen vom nuklearen Arsenal.« Sicherung des Luftraums , dachte Julie verächtlich. Wenn es stimmte, was der Colonel gesagt hatte, war diese Raptor vor allem auch eine todbringende Angriffswaffe. Aber es nützte nichts, sich über Sinn oder Unsinn dieser Technologie Gedanken zu machen, sie war zum Mitmachen verdammt. Stark führte sie zur Leiter und bedeutete ihr, hinaufzusteigen. Nur ganz entfernt erinnerte sie der Anblick des leeren Cockpits an ihre letzte Flugerfahrung knapp über dem Pazifischen Ozean, und sie musste einige Mal leer schlucken, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Major Paulson, unser Testpilot, wird gleich einen Einsatz fliegen mit dieser Maschine. Ich bin sicher, er wird uns eindrücklich demonstrieren, wozu unsere Entwicklung bereits fähig ist. Hier, sehen Sie.« Er deutete hinter den Pilotensitz. Dort war ein metallisch glänzender, stahlblauer Würfel von der Größe eines durchschnittlichen Desktop-Computers installiert. Grosse Luftschlitze bedeckten zwei seiner Seiten wie Kiemen, und mehrere Stränge dicker schwarzer Kabel quollen aus der Rückseite und verliefen sich in den Eingeweiden des Flugzeugs. Die Oberseite des Würfels zierte ein einziger großer goldener Buchstabe: Z.
»Ist das ...?«
»Ja, das ist unser Interface, die Z-Box, wie sie Major Wegener treffend bezeichnet hat. Z für Zombie, denn die Z-Box führt sozusagen ohne eigenen Willen stur und unfehlbar die bewussten und unbewussten Befehle ihres Herrn aus. Deshalb heißt unser Unternehmen auch Projekt Z.« Wegeners Team musste äußerst effizient gearbeitet haben, wenn sie bereits soweit waren, die Z-Box im echten Flugbetrieb zu testen. Julies wissenschaftliche Neugier war geweckt. Sie brannte darauf, ins Innere dieses Würfels zu blicken, die Funktionsweise im Detail zu verstehen, doch Stark vertröstete sie auf später. Zuerst sollte sie sich den Einsatz live ansehen. Sie fuhren mit dem Jeep weiter zum Helipad, wo ein leichter Transporthubschrauber auf sie wartete. »Der Einsatz findet auf Site Four statt, da gibt es nur einen Hubschrauberlandeplatz.« Den kurzen Flug über die Cactus Flat, eine Hochebene östlich der Area 52, in Richtung des verschneiten Cedar Pass benutzte Wegener, um die Details des Einsatzes mit dem Colonel und über Funk mit dem Piloten und der Bodencrew nochmals abzustimmen. Hier auf dem Testgelände schien der Major das Kommando zu übernehmen. Er führte sie in einen geschützten Unterstand, von dem aus sie einen großen Teil der Umgebung überblicken konnten. Über den fensterlosen Gucklöchern flimmerten Radarschirme, auf denen sich das Geschehen zusätzlich elektronisch verfolgen ließ. Wegener reichte ihr ein Fernglas und zwei Ohrstöpsel mit der Bemerkung:
»Sie stecken die besser rein, denn gleich wird es ziemlich laut.« Sie tat was er empfohlen hatte, nahm das Fernglas und hätte es beinahe vor Schreck wieder fallen lassen, denn in diesem Augenblick donnerte die Raptor mit der Z-Box an Bord im Tiefflug so nahe über ihre Köpfe, dass ihre Ohren trotz der Schalldämpfer schmerzten und ihr Körper zu vibrieren schien. Die Maschine war von hinten aus dem toten Winkel wie aus dem Nichts aufgetaucht und ebenso schnell wieder verschwunden. Nur kurz hatte sie die Flammen der beiden Triebwerke aufblitzen sehen. Wegener deutete nach oben, da sah sie das Flugzeug wieder. Die Raptor vollführte ein Looping und stieß rasch wieder beinahe senkrecht auf die Ebene hinunter. Auf dem Radarschirm tauchten plötzlich rot und gelb leuchtende Punkte auf, ein Dutzend,
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