Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
lustig, immer ein bisschen verrückt, ihre dreieckigen Brüste zeigten nach Ost und West, ihr kurzes schwarzes Haar nach oben und unten. Sie hatte ein großes schwarzes Muttermal auf ihrer linken Wange, das mich ein bisschen an Brooke Shields erinnerte. Ihre Lippen waren voll und weich, die Wangen hingegen relativ hart, was sie trotz ihrer Grübchen etwas jungenhaft aussehen ließ. Irgendwie wollte man da immer mit dem Finger reinpieken.
Sie hatte eine wesentlich ältere Schwester, und ihre schnurrbärtige Mutter war alt genug, um ihre Oma zu sein. Ihr Stiefvater war ein Dichter, ein sehr ernster, sehr unbekannter Dichter. Senka kannte viele Gedichte auswendig und sagte mir manchmal welche auf. Keine Ahnung warum, aber an eins von einem Dichterkollegen ihres Stiefvaters erinnere ich mich immer noch:
Svatko tko je putovao zna da se jabuke nigdje ne jedu kao na ulici i trgu nekog stranog grada.
(Jeder, der gereist ist, weiß, dass Äpfel am süßesten schmecken an einer Straße oder auf einem Platz in einer fremden Stadt.)
Leider kann ich diese Zeilen nur meinem Schwanz vortragen. Er erhebt sich, um besser hören zu können. (Mein Schrittbewohner hat einen Sinn für Lyrik.) Ich verbringe meine Tage zwischen Senkas kräftigen, fast männlichen Schenkeln, erinnere mich an ihren ungeschickten Tanzstil oder daran, wie wir einmal frühmorgens am Strand in Brač miteinander geschlafen haben. Das stille blaue Wasser, die lauten weißen Steinchen, ihr durchtriebenes Grinsen ...
Ich kapiere es nicht. Senka hält mich gefangen. Mit gutem, solidem, rechtschaffenem Vorkriegssex. Mit volkstümlichem jugoslawischem Geschlechtsverkehr.
Senka hatte den behaartesten Schritt der ganzen Adriaküste. (Ich bin ein Buschmann, schon immer gewesen. Eine rasierte Muschi ist für mich wie ein Steak ohne Sauce.) Sie litt darunter, aber ich tat mein Bestes, sie zu überzeugen, dass haarig nicht eklig war, dass Brazilian Waxing für den Sex ähnlich verheerend war wie die französische Nouvelle Cuisine für das Kochen. Es fehlt verdammt noch mal die Sauce.
Wenn ich aufwache, liegt sie auf mir drauf, und bevor ich abends einschlafe, vergrabe ich mein Gesicht in ihrem buschigen Schritt und summe alte Lieder von Arsen Dedič. Wahrscheinlich habe ich einfach nur Heimweh.
Der Wohltäter, der auf den Namen Gut Nie hört, scheint meinen Frust bemerkt zu haben, und eine Woche voller vaterländischer Sexfantasien findet ihren sinnreichen Abschluss darin, dass der Sklaventreiber alle seine Leibeigenen mit ins Granny's nimmt, einen Strip-Club in einem nahegelegenen Industriegebiet.
Wir gehen an rostigen Autowracks und an einem blauen Container vorbei, der wahrscheinlich voller mit Heroin ausgestopfter Teddybären ist. Dann passieren wir den üblichen Schwergewichtsboxer und betreten eine andere Welt. Mein neues Ich hat überlegt, zu Hause zu bleiben, aber nach einer Woche Dauerbeschlag von Balatov war mir dieser Strip-Trip hochwillkommen. Vielleicht ist der Schwarzmeermann doch etwas anderes, als er vorgibt zu sein? Zumindest seine Zermürbungstaktik erinnert mich an das FBI.
»Schwarz is für mich, okay«, macht er den beiden Litauern klar, als wir den roten Teppich auf der Treppe hinaufgehen.
Ich atme tief ein und versuche, diesen Sündenpfuhl mit einem Gesichtsausdruck aus dem Buch zu betreten, das ich gerade lese: Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte die geilsten Frauen der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Die will ich dir alle gehen, wenn du mir versprichst, sie nicht umzubringen, wenn du mit ihnen fertig bist.
So spricht der Teufel mit mir. Oder Gott, wenn man so will. Dem großen Sünder wird eine kleine Sünde gewährt.
Obwohl es noch ziemlich früh ist (die Polen halten ja kaum bis Mitternacht durch), ist der Club gut besucht. Die Einrichtung scheint sich an der Vorstellung eines zwanzigjährigen Moslems vom Paradies zu orientieren. Viel Schnaps, halbnackte Mädels (wenn wohl auch nicht alles Jungfrauen) und laute Bumsmusik. Der Thong Song wummert aus den Lautsprechern, eine tangatragende Blondine leuchtet im Scheinwerferlicht und poliert die Strip-Stange mit ihren weichsten Körperteilen. Um sie herum sitzen ein paar ausländische Arbeiter und befummeln ihre halbleeren Biergläser, die am Rand der runden Bühne stehen. Etwas weiter weg genießen ein paar kieselnasige, bierbäuchige Einheimische in tiefen Ohrensesseln die Gesellschaft der Tänzerinnen, die gerade Pause
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