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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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könntest du durchaus eine Portion Zyankali geschluckt haben.«
    Von den neugierigen Blicken der anderen Gäste begleitet, packte er seinen besten Freund an den Schultern und rüttelte daran. »Dann hätte ich dich schon bald auf meinem Tisch – juhu!«
    Während der Leiter des K 1 mit finsterer Miene die Augenbrauen zusammenschob, entfernte sein Gegenüber die Hände von Tannenbergs Schultergelenken und verkündete: »Aber unter uns gesagt: Ohne mich und meine Fachkompetenz wärst du doch wie immer total aufgeschmissen. Übrigens solltest du dich glücklich schätzen, dass ich es schon so lange mit dir aushalte. Ist ja nicht immer einfach. Wieso hat denn Hanne eigentlich noch nicht die Schnauze voll von dir?«
    Tannenberg warf dem Rechtsmediziner einen giftigen Blick zu. »Es reicht jetzt, Rainer«, fauchte er und wechselte das Thema. »Was gibt’s denn so Dringendes, dass du mir auch noch am heiligen Sonntag auf den Wecker gehen musst? Oder willst du etwa nur ein Eis mit mir essen?«
    »Erinnerst du dich an Geiger?«, versetzte Dr. Schönthaler, ohne auf Tannenbergs Bemerkungen einzugehen.
    Der Kriminalbeamte krauste die Stirn und schürzte die Lippen. »An Geiger? Was soll diese blöde Frage?«
    »Ich meine natürlich nicht an ihn, sondern an das, was er gesagt hat«, präzisierte der Pathologe. »Seine Spekulationen hinsichtlich des Tatmotivs des Heckenschützen.«
    »Das mit der Abrechnung im Drogenmilieu?«, entgegnete Tannenberg lachend.
    »Genau das.«
    »Du willst mir doch jetzt nicht etwa weismachen …« Den Rest ließ er zunächst unausgesprochen. Erst nachdem er sich verstohlen umgeblickt und erleichtert registriert hatte, dass die Gäste keine Notiz mehr von ihm nahmen, schob er flüsternd nach: »Dass Marcel Christmann ein Drogendealer war?«
    »Nein, das kann und möchte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht behaupten. Ich weiß nur, dass bei der toxikologischen Analyse in seinen Körperflüssigkeiten Amphetamine entdeckt wurden, genauer gesagt: Methamphetamine.«
    Als Antwort auf den verdutzten Gesichtsausdruck seines Freundes erläuterte der Pathologe: »Das sind Drogen, mein alter Junge. Sie werden auch mit dem bekannteren Namen ›Speed‹ bezeichnet. Diese Methamphetamine sind gerade unter nicht oder kaum kontrollierten Sportlergruppen ein beliebtes Dopingmittel.«
    »Was, der Junge war gedopt?«, stieß Tannenberg aus. Er konnte noch immer nicht fassen, dass der ungeliebte Geiger möglicherweise mit seiner Spekulation voll ins Schwarze getroffen hatte.
    »Und zwar bis unter die Haarspitzen.«
    Tannenberg stöhnte leidend auf. »Nein, nicht schon wieder dieser Dopingscheiß.« Er legte seine flache Hand auf den Kopf und bewegte sie waagrecht vor und zurück. »Nach meinem letzten Fall steht mir Doping bis hier oben. Ich kann dieses Thema einfach nicht mehr hören.«
    »Jammer nicht rum. Doping ist nun mal heutzutage allgegenwärtig. In der Leichtathletik ist dieses Zeug fast genauso verbreitet wie im Radsport.«
    Der Kriminalbeamte blies die Backen auf und ließ die Atemluft geräuschvoll entweichen. Dabei rümpfte er die Nase so, als ob er gerade einen unerträglichen Geruch wahrnehmen würde.
    Dr. Schönthaler streichelte seinen Unterarm. »Na, mein Armer, soll ich dir einen Grappa bestellen?« Grinsend entfernte er seine Hand und rief zur Theke hin: »Zwei doppelte Grappa, bitte.« Dann erhob er sich und holte die beiden Schnapsgläser selbst ab. »Salute!«, schmetterte er seinem Freund entgegen.
    Nachdem die beiden zecherprobten Kumpane sich die Grappas einverleibt hatten, kehrte der Rechtsmediziner zum Ausgangsthema zurück. »Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte er, ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten. »Hast du mal wieder nicht zugehört?«, pflaumte er sein Gegenüber an. »Genau, beim Thema Methamphetamine. Also: Die vom Mordopfer eingenommene, sogenannte ›Ego-Droge‹ ist ein extrem starkes Aufputschmittel, das zwei Tage lang wirkt und damit geradezu ideal für einen Zehnkämpfer ist.«
    »Epo?«
    »Nix Epo – Ego -Droge!«
    »Warum ›Ego-Droge‹?«, fragte Tannenberg.
    »Weil Methamphetamine dem Sportler nicht nur ein Gefühl der Stärke und Schnelligkeit, sondern auch ein gesteigertes Selbstvertrauen verleihen. Die Ausschüttung der körpereigenen, drogenähnlichen Substanzen Noradrenalin und Dopamin wird nämlich durch dieses Mittel deutlich erhöht. Und als Folge werden Schmerzempfinden, Schlaf- und Hungerbedürfnis deutlich herabgesetzt, Aufmerksamkeit und

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