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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Wachsamkeit dagegen verstärkt. Konzentrationssteigerung und Stimmungsaufhellung sind weitere Effekte dieses Dopingmittels. Irgendwo hab ich den Satz gelesen, dass Speed einen geradezu krankhaften Willen zum Vollenden einer Tätigkeit erzeugt.«
    »Also wirklich ideal für einen Zehnkampf.«
    Nickend sog Dr. Schönthaler die Luft ein. »So ist es.«
    Für ein paar Sekunden wanderte das Schweigen zwischen den beiden Männern hin und her.
    »Werden diese Jungs denn nicht kontrolliert?«, nahm der Kriminalbeamte den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Das weiß ich nicht, Wolf. Aber ich nehme mal stark an, dass Dopingkontrollen nur bei überregionalen Meisterschaften durchgeführt werden. Und ob die im Juniorenbereich überhaupt systematisch kontrollieren, wage ich eher zu bezweifeln. Obwohl es gerade dort dringend notwendig wäre. Soweit ich in Erfahrung gebracht habe, ist der Dopingmissbrauch bei Amateuren mindestens genauso weit verbreitet wie bei Leistungssportlern.«
    »Tobi jedenfalls hat nie etwas davon erzählt.«
    »Der ist ja auch garantiert sauber. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tobi mit Dopingsubstanzen herumexperimentiert.«
    »Ich auch nicht.«
    Der Pathologe zuckte mit den Schultern. »Aber vielleicht hat er ja bei seinen Kumpels etwas davon mitgekriegt.«
    »Ich werde ihn auf alle Fälle danach fragen.«
    »Ja, tu das mal. Hast du übrigens gewusst, dass selbst in deiner Altersklasse, also im Seniorensport, immer häufiger gedopt wird.«
    »Was?«
    »Da staunt der Laie und selbst der Fachmann wundert sich. Das hätte ich in diesem Ausmaß auch nicht für möglich gehalten. Aber eine seriöse Studie hat alarmierende Zahlen zutage gefördert: Demnach nehmen über 200 000 Freizeitsportler regelmäßig Anabolika und andere leistungsfördernde Substanzen ein«, dozierte Dr. Schönthaler.
    »Wirklich?«
    »Ja. Aber es kommt noch besser – zynisch gesprochen: Etwa jeder 15. Schüler hat illegale Mittel zur Leistungssteigerung im Schrank.«
    Tannenberg schüttelte energisch den Kopf »Nee. Also das glaube ich dir jetzt aber nicht mehr.«
    »Es ist aber leider so. Stand auch vor Kurzem in irgendeiner Fachzeitschrift. Diese Jungs wollen eben heutzutage den Mädels einen perfekten Body bieten. Ganz im Gegensatz zu dir, der die arme Hanne …«
    »Halt die Luft an«, grollte Tannenberg mit einem bedrohlichen Unterton versetzt. Er schob seinen Stuhl ein Stück zurück, schlug die Beine übereinander und umklammerte das obere Knie mit seinen kräftigen Händen.
    Dann senkte er die Stimme ab und wisperte: »Also musste Marcel Christmann keine Dopingkontrollen fürchten. Und was bedeutet das für unseren Fall? Sollten wir es wirklich mit einem Berufskiller zu tun haben, der von der Drogenmafia beauftragt wurde, einen 18-jährigen Schüler abzuknallen?«
    Die Bedienung trat an den Tisch heran und fragte, ob die Herren noch einen Wunsch hätten. Dr. Schönthaler bestellte zwei Espresso. Als die bildhübsche, blonde Studentin mit Namen Lisa hinter der Theke verschwunden war, sagte er: »Dann hätte der liebe Geiger ja ausnahmsweise einmal recht gehabt mit seiner Spekulation. Na, wie heißt es so schön: Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.«
    Tannenberg wiegte den Kopf hin und her und stieß ungläubig einen Schwall Luft durch die Nase. »Nee, nee, Rainer, ich kann das einfach nicht glauben. Wir halten uns besser an die Fakten. Und die besagen bislang nichts anderes, als dass Marcel Christmann dem Anschein nach Amphetamin-Konsument war.«
    »Es ist ein eindeutiges Faktum, Wolf«, betonte der Gerichtsmediziner.
    »Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er darüber hinaus auch mit Drogen gedealt hat. Keiner seiner Schulkameraden hat dahin gehend irgendeine Andeutung gemacht. Und bei der Inspektion seines Zimmers hab ich auch nicht gerade den Eindruck gewonnen, als ob der junge Mann in Geld geschwommen sei – und das wäre er ja wohl als Großdealer.«
    Die Bedienung servierte die Espresso. Tannenberg riss das röhrenförmige Tütchen auf und schüttete den Zucker in seine Tasse. Dr. Schönthaler tat es ihm gleich.
    »Quatsch«, zischte der Leiter des K 1. »Marcel war allerhöchstens ein kleiner Fisch, wenn überhaupt. Und wegen dem betreibt man doch nicht solch einen Aufwand. Ein Kleindealer, der in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, bekommt vielleicht mal eine Abreibung irgendwo in einem Hinterhof verpasst, aber doch nicht so was.«
    »Na, vielleicht liegst ja auch du richtig und wir haben es mal wieder mit

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