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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sich auf die Wangen und hüpfte ein paar Mal in die Höhe. Dann nahm er den Oberkörper zurück und verlagerte dadurch das Gewicht auf sein Standbein. Noch ein kräftiger Atemstoß, dann sprintete er los. Es folgte ein nahezu optimaler Steigerungslauf und kurz vor dem Absprungbalken ein langer und zum Schluss ein kurzer Schritt. Kevin riss die Arme nach oben und streckte in der Flugphase die Beine weit nach vorne.
    Es war der Sprung seines Lebens.
     
    Etwa zur gleichen Zeit stattete Tannenberg seinem Kollegen Klaus Meier, der in der Kriminalinspektion eigentlich nur Meier III genannt wurde, einen unangekündigten Besuch ab. An der Tür Peter Dechents, dem Leiter des Drogendezernats, war er schnell vorbeigehuscht, denn mit diesem Herrn hatte er es ausgesprochen ungern zu tun.
    Dechent war ein großspuriger, dampfplaudernder Berliner mit Weltstadtallüren, der Tannenberg schon allein aufgrund seiner Befähigung zum akzentfreien Gebrauch der hochdeutschen Sprache äußerst suspekt war. Da war ihm Meier III doch bedeutend lieber, denn der war zurückhaltend, bodenständig, sympathisch, verlässlich, gewissenhaft, humorvoll und unbestechlich – ein waschechter Pfälzer eben.
    »Habt ihr irgendetwas über einen gewissen Marcel Christmann in eurer Dealer-Kartei?«, wollte Tannenberg von dem etwa zehn Jahre jüngeren Drogenfahnder wissen.
    Meier III krauste die Stirn und kratzte sich an seinen ungewöhnlich runden Ohren, die wie kleine Satellitenschüsseln vom Kopf abstanden. »Ist das nicht der junge Sportler, der vorgestern beim Zehnkampf im Schulzentrum Süd erschossen wurde?« Mit einer Geste bot er seinem Kollegen einen Stuhl an.
    »Genau der ist es«, erwiderte Tannenberg und nahm auf der anderen Seite des unaufgeräumten Schreibtischs Platz.
    »Aber wieso fragst du mich das eigentlich, Wolf? Ihr habt doch Zugang zu denselben Datenbanken wie wir. Zum Beispiel habt auch ihr Zugriff auf die FDR.« Er wartete einen Augenblick, während er sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen schob er nach: »Falls du nicht mehr wissen solltest, was diese drei Buchstaben bedeuten: Fall-Datei-Rauschgift.«
    »Du alter Scherzkeks, da hab ich natürlich schon längst reingeschaut, aber nichts gefunden, noch nicht mal einen klitzekleinen Querverweis.« Wolfram Tannenberg zog aus der Innentasche seines Sakkos das Foto, das er in Marcels Zimmer eingesteckt hatte, und reichte es seinem Kollegen. »Nein, nein, ich möchte von dir wissen, ob du ihn kennst. Du bist doch für die Drogenszene in Landstuhl und Ramstein zuständig, oder?«
    Meier III nickte, während er das Foto betrachtete. »Also, den hab ich noch nie gesehen, weder in einer der einschlägigen Szenekneipen noch sonst irgendwo.«
    Tannenberg kniff die Lippen zusammen und brummte nachdenklich. »Mal was anderes: Gibt es hier bei uns in der Gegend Dealer, die Sportler mit illegalen Dopingmitteln versorgen?«
    »Dopingmittel sind immer illegal«, belehrte der Drogenfahnder.
    »Klugscheißer!«
    Meier III lachte. »Wir haben vor einigen Jahren mal eine groß angelegte Razzia in Fitnessstudios durchgeführt und dabei auch einige Ampullen Anabolika sichergestellt. Aber das waren nur kleine Mengen zum Eigenbedarf. Als Bezugsquelle hat einer der Muskelprotze einen Tierarzt im Elsass angegeben, den die französischen Kollegen dann auch bald hopsgenommen haben.«
    »Und was ist mit Amphetaminen, die zu Dopingzwecken verwendet werden?«
    Der Drogenfahnder zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. In den ausströmenden Rauch hinein antwortete er: »Also in unserem Zuständigkeitsbereich hab ich davon noch nichts mitgekriegt.« Er grinste so breit, dass sich seine Segelohren noch ein wenig steiler aufstellten. »Wobei ich unseren lieben FCK-Profis gerne mal eine Zeit lang Aufputschmittel verabreichen würde. Das ist ja peinlich, wie diese faule Bande auf dem Fußballplatz herumsteht. Alles Stehgeiger.«
    Tannenberg seufzte. »Es ist wirklich ein Drama mit diesem wild zusammengewürfelten Haufen arbeitsscheuer Legionäre.«
    »Ja, das ist traurig, sehr traurig sogar«, stöhnte Meier III. Dann kehrte er zum eigentlichen Thema zurück: »Wir haben allerdings Hinweise darauf, dass anscheinend einige Schüler dieses Zeug schlucken, um bessere Leistungen zu erbringen. Warum dann nicht auch irgendwelche Sportler?«
    Tannenberg schnellte in die Höhe und ging ein paar Schritte durchs Zimmer.
    »Was ist denn?«, fragte Meier III

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